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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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     geschaltet, und sie bewarb sich sofort darauf. Kluges Mädchen, voll guter Ideen …«
    »Selbstfindungskurs?«
    »Wir führten die Business School für Small Businessmen ein. Wir boten diese Abendkurse aber nur am Kap an – die anderen Sachen
     waren Fernunterricht. Als Abendschule gab’s nur die kreativen Kurse und die Business School. Wie man seine eigene Firma gründet,
     die juristischen Aspekte, das Vorgehen, die Buchhaltung, Firmenanteile … all diese Sachen. Dann fiel uns aber auf, daß uns
     noch etwas zur Abrundung fehlte, um sie in die Welt hinauszuschicken. Selbstfindung. Norman Vincent Peale, Dale Carnegie –
     wie man Freunde gewinnt und positiv denkt, so in der Art.« Er schniefte wieder.
    »Hester Clarke gab 1989 einen Kurs in Selbstfindung?«
    »Ja.«
    »Als Abendkurs.«
    »Nein, die kleine Hester hatte die Idee, mit ihnen zwei Tage wegzufahren, Freitag und Samstag, an den Berg River. Da gibt’s
     eine kleine Farm zwischen Paarl und Franschhoek. Das war ihre Idee – Hester sagte, an den Abenden in der Woche wären sie zu
     müde. Sie müßten rauskommen, sie müßten frisch an die Sache herangehen, die normale Umgebung hinter sich lassen. Die kleine
     Hester war voller Pläne. Wir machen das immer noch am Schluß des Kurses. Normalerweise sind die Gruppen etwa zehn bis zwölf
     Personen groß, und am Samstagabend überreichen wir ihnen ihre Diplome.«
    »Wie oft fahren Sie so weg?«
    »Oh, nur einmal im Jahr. Sehen Sie, der Kurs dauert drei Monate, theoretischer Unterricht an der Abendschule, denn |426| die Leute arbeiten tagsüber. Sie können nicht jeden Abend zum Unterricht kommen – das wollen sie nicht.«
    »Und das ist alles, was Hester Clarke gemacht hat? Zwei Abende im Jahr?«
    »Nein, sie hat auch die Unterlagen für andere Kurse verfaßt. Wir benutzen sie immer noch. All die Einführungskurse darüber,
     was Kreativität eigentlich ist, und sie hat kleine Projekte geplant und Prüfungsunterlagen erstellt.«
    »Hier, in diesem Büro?«
    »Nein, ich habe gar nicht genug Geld, um die Kursleiter hier arbeiten zu lassen. Sie hat zu Hause gearbeitet.«
    »Wo hat sie gewohnt?«
    »Stellenbosch. Ich glaube, daß sie nebenbei auch noch studierte.«
    »Und dann ist sie verschwunden?«
    »›Verschwunden‹ würde ich nicht sagen, doch es war sehr eigenartig. Als wir sie im nächsten Jahr suchten, ging ihr Telefon
     nicht mehr, oder jemand anders meldete sich … Ich weiß es nicht mehr. Wir haben ihr auch mehrere Briefe geschickt, aber sie
     war einfach weg. Ich mußte ganz schnell jemand anderen auftreiben. Ich dachte, sie wäre vielleicht in Urlaub und würde danach
     zurückkommen. Später haben wir dann aufgegeben.«
    »Wer unterrichtet jetzt Selbstfindung?«
    »Zeb van den Berg. Er war jahrelang bei der Navy und ist jetzt pensioniert. Aber die Unterlagen der kleinen Hester benutzen
     wir immer noch.«
    »Carina Oberholzer? Hatte sie irgend etwas damit zu tun?«
    »Sie hat alles organisiert, die Unterbringung, den Unterrichtsraum. Sie ist am Samstag auch auf die Farm gefahren.«
    »In welchem Jahr ist Hester Clarke verschwunden, Mr. Slabbert?« fragte Joubert.
    |427| »Warten Sie…« Er zählte mit Hilfe der Finger. »Siebenundachtzig, achtundachtzig, neunundachtzig … Ja, neunzig, denn da hatten
     wir jemand von der Mutual, der einen Monat lang Unterricht gab. Aber das ging nicht – sie wollten zuviel Geld.«
    »Also hat Hester Clarke ihren letzten Selbtsfindungskurs 1989 gegeben.«
    »So muß es gewesen sein.«
    »Mr. Slabbert, wir sind sehr sicher, daß alle Opfer des Mauser-Mörders zu Ihrem Small-Business-Kurs von 1989 gehörten. Haben
     Sie …«
    »Nein!«
    »Haben Sie noch Unterlagen über die Teilnehmer dieses Jahres?«
    »Waren alle Opfer Schüler?«
    »Haben Sie noch die Unterlagen?«
    »Ja, wir bewahren die Unterlagen auf …«
    »Können wir sie sehen?«
    »Natürlich. Ich zeige sie ihnen.« Slabbert öffnete eine Schreibtischschublade und nahm einen Schlüsselbund heraus. »Sie müssen
     mir folgen.«
    »Wohin?«
    »Oh, es ist viel zuviel, um es hier aufzubewahren. Ich habe ein kleines Lager in Maitland.«
    Sie folgten ihm durch die Tür, vorbei an den Schreibtischen der Verwaltung, vierzehn Frauen, schwarz und weiß, auf deren Tischen
     stapelweise Dokumente lagen.
    »Es wird auch ein Foto geben«, sagte Slabbert, als sie hinausgingen.
    »Wovon?«
    »Von der Gruppe, mit ihren Diplomen. Aber das zu finden dürfte ein Problem sein«, sagte Slabbert und

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