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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Tag.«
    Er fühlte sich schuldig. Er hätte es ihnen sagen sollen.
    »Sie rufen wegen des Mannes von gestern an. Der Prediger.«
    »Ja, Mrs. Oberholzer.«
    »Ich habe ihre Briefe durchgesehen. Nichts.«
    »Nichts über seine Kirche?«
    »Nein.«
    Sackgasse. »Vielen Dank, Mrs. Oberholzer.«
    »Es war ein Unfall. Die ganze Sache. Wir wissen, daß es ein Unfall war.«
    »Ja, Mrs. Oberholzer.«
    »Gut.«
    »Vielen Dank«, sagte er, und dann fiel ihm die andere Frage ein, die er irgendwo in seinem Kopf abgelegt und noch nicht |416| gefragt hatte. Laß es sein, vielleicht ist auch das eine Sackgasse. Aber er fragte trotzdem, pflichtbewußt, hoffnungslos.
    »Nur eines noch. Wo hat sie vor Petrogas gearbeitet?«
    »
Sea, sea, sea

    Er verstand nicht.
    »Eine Schule.«
    »CCC?« Er riet.
    »Cape Commercial College. Man konnte dort irgendwelche Wirtschaftskurse belegen. Ich weiß nicht, ob es sie noch gibt. Carrie
     sagt, sie wären nicht nett gewesen, deswegen hat sie gekündigt.«
    Cape Commercial College. Er schmeckte den Namen, er wollte ihn einordnen, irgendwo wollte er hineinpassen, aber er fand noch
     nicht die richtige Stelle.
    »Vielen Dank, Mrs. Oberholzer.«
    »Auf Wiederhören.« Steif, wie das ganze Gespräch es gewesen war. Sie lehnten ihn ab, die Ungläubigen, die an einen Unfall
     glauben wollten, ein Unglück.
    Cape Commercial College.
    Seine Gedanken flogen in alle Richtungen und suchten nach einem Verbindungsstück. Er wiederholte den Namen laut, er kreiste
     ein paarmal mit den Schultern, um die Verspannungen zu lösen. Seine Gedanken gingen kreuz und quer, er zündete sich eine Zigarette
     an, sank in seinen Bürosessel, versuchte seine Gedanken in Bahnen zu lenken. Fang vorne an! Denk über Wallace nach, Wilson,
     Ferreira, MacDonald, Nienaber, Coetzee! Er kam nicht darauf. Er machte einen Fehler. Er war müde. Da war nichts, er bildete
     sich das nur ein.
    Ein heller Augenblick der Einsicht – doch, da war etwas. Verzweifelt zog er sein Notizbuch hervor, blätterte es durch. Nichts,
     nichts, nichts.
    |417| Er erhob sich, reckte und streckte sich, drückte die Winston aus und ging durch den stillen Flur, es war noch zu früh für
     die anderen. Er wollte sich etwas Warmes, Süßes aus dem Aufenthaltsraum holen – und da fiel es ihm ein, im Flur. Er blieb
     stehen, er hielt den Atem an, er fürchtete sich schon, zu hoffen, er hatte Angst, darüber nachzudenken. An der Wand von James
     J. Wallaces Büro hatten Diplome gehangen, aber – Idiot – er hatte sie sich nicht genau angesehen. Er drehte sich um und lief
     in sein Büro zurück, und bevor er zum Telefon greifen konnte, fiel ihm wieder ein, was Gail Ferreira über ihren Mann Ferdy
     gesagt hatte: »Er sagte immer, er müßte sich selbständig machen. Aber er war ein Taugenichts. Er hat mal einen Lehrgang gemacht,
     wie man ein Geschäft gründet, aber daraus ist auch nichts geworden …«
    Sein Herz klopfte in seiner Brust, er mochte es kaum glauben.
    In Nienabers Arbeitszimmer, an der Wand: CAPE COMMERCIAL COLLEGE BUSINESS SCHOOL –
Hiermit wird bestätigt, daß O. S. Nienaber einen Kurs in Small Business Management abgeschlossen hat.
    Er streckte die Hand nach dem Telefon aus. Es klingelte.
    »Joubert«, sagte er, hörte aber gar nicht richtig hin. Seine Gedanken ein Mahlstrom.
    »Hier ist Margaret Wallace.«
    Er war überrascht über diesen Zufall. »Warum rufen Sie an?« fragte er aufgeregt, taktlos.
    »Um zu sagen, daß es mir unendlich leid tut.« Ihre Stimme trug immer noch die Narben der Nacht.
    »Ich habe etwas gefunden«, sagte er, weil er jetzt nicht darüber reden wollte. »Ihr Mann – hat er einen Kurs gemacht? Einen
     Business-Kurs, am Cape Commercial College?«
    |418| Sie schwieg drei Herzschläge lang. »Das ist lange her«, sagte sie, und er konnte hören, wie müde sie war. »Sechs oder sieben
     Jahre.«
    »Aber er hat einen Lehrgang gemacht?«
    »Ja.«
    »Ich brauche ein Datum. Und eine Adresse und Namen. Alles.«
    »Warum? Ich meine, das ist so lange her.«
    »Ich glaube, das ist die Verbindung. Ich glaube, so kommen wir ans Ziel.«
    Zum ersten Mal bemerkte sie sein Drängen, die Lebendigkeit seiner Stimme. »Ich sehe nach. Ich rufe Sie zurück.«
    »Danke«, sagte er, aber sie hatte schon aufgelegt.
    Er schlug die Nummer im Telefonbuch nach.
Cape Commercial College, Protea Rd. 195, Woodstock. Box 214962, Kapstadt
. Er wählte. Es klingelte ewig. Er sah auf die Uhr. Zwanzig nach sieben. Zu früh, er würde warten

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