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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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amerikanische Mafia. Die Chinesen haben allerdings nicht nur mit Drogen zu tun.
     Sie beschäftigen sich auch mit Kreditkartenbetrug. Sie handeln mit gefälschten Dokumenten. Pässen, Führerscheinen. Wallace
     hatte eine Postversandfirma. Hat er Kreditkarten für Banken verschickt? Dann hätte er die Chinesen mühelos mit den Nummern
     versorgen können.«
    »Seine Angestellten sagen, daß er keine Geschäfte mit Firmen aus dem Osten gemacht hat.«
    »Frag seine Frau. Vielleicht hat er sich zu Hause mit ihnen getroffen.«
    »Er ist fremdgegangen, Onkel Blackie.«
    »Das könnte der Schlüssel sein, Matty. Du weißt ja, was ich immer sage. Es gibt zwei Arten von Mord. Manchmal dreht jemand
     einfach durch und greift zur erstbesten Waffe. Und die andere Art ist geplant. Ein Kopfschuß auf dem Parkplatz klingt geplant
     für mich. Und ein Mann, der herumschläft …«
    |68| Joubert seufzte.
    »Beinarbeit, Matty. Anders geht es nicht. Beinarbeit.«
     
    Er fuhr zu Margaret Wallace. Er fragte sich, wie weit sie auf dem Pfad der Trauer schon gekommen war. Dann, auf der N1 zwischen
     Bellville und den südlichen Vororten, erinnerte er sich zum ersten Mal an seinen Traum aus der vergangenen Nacht.
    Plötzlich wurde ihm klar, daß er die letzten zwei Jahre dabeigewesen war zu ertrinken. Er hatte an der Oberfläche mit seinem
     Bewußtsein gekämpft, er hatte zu große Angst gehabt, ins dunkle Wasser zu tauchen. Er konnte sich an Träume erinnern, die
     im sicheren Tageslicht zu ihm zurückgekehrt waren. Aber er hatte sie unterdrückt, während er an der Oberfläche blieb. Doch
     nun konnte er den Kopf unter Wasser halten, die Augen öffnen und über seinen Traum nachdenken, denn Lara war nicht darin vorgekommen.
     Yvonne Stoffberg allerdings schon. Wie deutlich er ihren Körper vor sich gesehen hatte.
    Würde er es packen?
    Wenn Träume Wirklichkeit wurden und sie vor ihm stünde, eine offenherzige Einladung. Würde er es bringen? Würde sein Liebeswerkzeug,
     das so eingerostet war, funktionieren?
    Die Unsicherheit bekam Gewicht, sie verankerte sich in seinem Bauch, packte ihn wie die Angst. Die achtzehnjährige Tochter
     seines Nachbarn. Oder war sie siebzehn? Er zwang sich, an die anderen Mitspieler seines Traums zu denken. Was trieb Bart de
     Wit dort? Mit einem Loch im Kopf. Und Margaret Wallace? Er war fasziniert von der Rätselhaftigkeit seines Unterbewußtseins.
     Er fragte sich, warum er nicht von Lara geträumt hatte. Er fragte sich, ob sie diese Nacht zurückkehren |69| würde. Die alten Schreckgestalten suchten sich ihren Weg in seine Gedanken.
     
    Die Frau, die ihm die Tür öffnete, mußte Margaret Wallaces Schwester sein. Ihr Haar war kurz und röter, ihre Haut leicht sommersprossig,
     die Augen waren blaßblau, aber die Ähnlichkeit war unverkennbar.
    Joubert bat darum, ihre Schwester sprechen zu dürfen.
    »Es ist kein guter Zeitpunkt.«
    »Ich weiß«, sagte er und wartete. Er fühlte sich unwohl, ein Eindringling. Die Frau seufzte genervt und bat ihn herein.
    Im Wohnzimmer sprachen Menschen gedämpft miteinander, sie hielten inne, als er den Flur betrat. Sie sahen ihn an, sie erkannten
     den Gesetzeshüter an seiner Kleidung, seiner Größe, seinem Auftreten. Margaret Wallace hatte ihm den Rücken zugewandt, folgte
     dann aber den Blicken der anderen. Sie erhob sich. Er sah, daß sie auf dem Weg weit vorangekommen war. Ihre Augen waren eingesunken
     und düster. Falten hatten sich um ihren Mund gebildet.
    »Tut mir leid, Sie zu stören«, sagte Joubert, verunsichert durch das Schweigen in dem großen Raum und die kritischen Blicke
     der Anwesenden.
    »Lassen Sie uns hinaus in den Garten gehen«, sagte sie leise und öffnete die Haustür.
    Der Südostwind wehte durch die Kronen der hohen Bäume, aber unten war es fast windstill. Margaret Wallace ging mit eng über
     der Brust gekreuzten Armen, hängenden Schultern. Er kannte die Körpersprache nur zu gut, die Anzeichen der Witwenschaft, sie
     waren stets erkennbar.
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich weiß, daß Sie Ihre Arbeit erledigen müssen«, sagte sie und versuchte zu lächeln.
    |70| »Haben Sie die Zeitung gelesen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Man will sie mir nicht geben.«
    »Mein Vorgesetzter … Es gibt eine Theorie …« Er suchte verzweifelt nach Euphemismen, nach gnädigen Synonymen für den Tod.
     Er wünschte, Benny Griessel wäre hier.
    »In Taiwan geht das organisierte Verbrechen ähnlich vor … bei seinen … Arbeiten. Ich

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