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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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muß diese Möglichkeit untersuchen.«
    Margaret Wallace sah ihn an, und der Wind blies ihr das Haar ins Gesicht. Sie schob es mit einer Hand beiseite, legte die
     Arme wieder über Kreuz. Sie wartete.
    »Ihr Mann könnte mit ihnen Geschäfte gemacht haben, möglicherweise indirekt … mit den Chinesen. Wüßten Sie davon?«
    »Nein.«
    »Mrs. Wallace, ich weiß, es ist schwierig. Aber wenn es eine Erklärung gäbe …«
    »Haben Sie nichts herausgefunden?« fragte sie keineswegs ablehnend, als wüßte sie die Antwort bereits. Wieder wehte ihr das
     Haar ins Gesicht, aber diesmal ließ sie es.
    »Nichts«, sagte er und fragte sich, ob sie jemals von Lizzie van der Merwe und den anderen Frauen erfahren würde, mit denen
     James J. ein oder zwei Nächte verbracht hatte.
    »Es war ein Fehler«, sagte sie. »Ein Unfall.« Sie nahm die Arme auseinander, legte eine Hand beruhigend auf seinen Oberarm.
     »Sie werden sehen. Anders kann es nicht sein.« Dann schlug sie die Arme wieder übereinander.
    Er ging mit ihr zurück zum Haus, dann verabschiedete er sich und fuhr heim.
    Es war schon nach sieben, aber die Sonne stand immer noch hoch über dem Horizont. Jogger schwitzten in den Abgasen |71| am Straßenrand. Er zündete sich eine Zigarette an und überlegte, was er wegen seiner Gesundheit tun sollte. Vielleicht Sport
     machen. Jogging fiel aus. Er haßte Jogging. Er war zu schwer, um zu joggen. Vielleicht Schwimmen. Es wäre schön, wieder zu
     schwimmen. Nicht bei Wettbewerben. Nur zum Spaß. Längst vergessene Erinnerungen drangen an die Oberfläche. Der Geruch der
     Umkleide, die müden Stunden nach dem Training, der Geschmack von Chlor in seinem Mund, das Adrenalin, wenn der Startschuß
     fiel.
    Zu Hause war ein weiterer Brief unter seiner Tür hindurchgeschoben worden.
    Warum antwortest du nicht?
    Das unschöne Gefühl kehrte in seinen Bauch zurück, doch nun erkannte er es. In Goodwood gab es eine Straße hinter dem Kino
     in der Voortrekker Road. Es hieß, daß dort die Motorradgangs ihre Kunststücke vollführten. Er war damals acht oder neun. Und
     jeden Samstagabend schaute er mit einer Neugier, die drohte, ihn vollkommen aufzufressen, in die Dunkelheit jener Straße.
     Lauf, sagten seine Gedanken. Lauf wie der Wind, nur einmal. Aber die Angst, die Unsicherheit über seine Fähigkeiten, bildeten
     einen Knoten in seinem Bauch. Er riskierte es nie hineinzugehen.
    Er fuhr nach Blouberg, kaufte sich Hühnchen bei Kentucky und aß es im Wagen, während er auf das flache Meer hinausschaute.
     Dann fuhr er nach Hause und las sein Buch.
    Spät am Abend klingelte das Telefon. Er legte William Gibson auf den Tisch neben dem Sessel und meldete sich. Es war Cloete
     aus der Presseabteilung.
    »Arbeiten Sie immer noch an der gelben Gefahr, oder kann ich den Zeitungen morgen etwas anderes stecken?«

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    |72| 8
    KAPSTADT.
Bisher ist es der Polizei nicht gelungen, Anhaltspunkte für eine Verbindung zwischen dem Tokarew-Mord und einem chinesischen
     Drogenring zu finden.
    De Wit las den Bericht mit leiser Stimme, ein dünnes Lächeln im Gesicht. Er legte die Zeitung nieder und schaute Joubert an.
    »Müssen wir über diesen Fall in aller Öffentlichkeit streiten, Captain?«
    »Nein, Colonel«, sagte Joubert und bemerkte, daß das Nichtraucher-Schild vom Kaffeetisch in der Ecke auf de Wits Schreibtisch
     neben die Familienfotos gewandert war.
    »Haben Sie diese Informationen an die Presse gegeben?« De Wits Stimme klang gelassen, fast fröhlich.
    »Colonel«, sagte Joubert müde, »als leitender Ermittler habe ich die Anfrage eines Kollegen aus der Presseabteilung beantwortet.
     Das erfordern die Vorgehensweisen und Vorschriften der Polizeiarbeit. Ich habe ihm Informationen darüber zur Verfügung gestellt,
     wie ich den Stand der Mordermittlungen zu diesem Zeitpunkt einschätze. Das ist meine Pflicht.«
    »Verstehe«, sagte de Wit und lächelte wieder ein wenig. Er griff nach der Zeitung und überflog noch einmal den Bericht. »Sie
     haben Ihren Vorgesetzten nicht gezielt zum Narren gemacht?«
    |73| »Nein, Colonel.«
    »Wir werden es nie wirklich sicher wissen, Captain Joubert. Am Ende ist es auch gleichgültig. Vielen Dank, daß Sie vorbeigeschaut
     haben.«
    Joubert wurde klar, daß er hiermit entlassen war. Er erhob sich. Er fühlte sich unwohl, die Ruhe des Mannes ihm gegenüber
     verunsicherte ihn – ihm war schon klar, daß sie etwas bedeutete, etwas vorhersagte.
    »Danke, Colonel«, murmelte Joubert in der

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