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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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sich.
    »Es tut mir leid, das zu hören.« Yvonnes Stirnfalten verschwanden.
    »Sie wollen, daß ich ihn begrabe, Mat.« Stoffberg schwieg einen Augenblick. Joubert wußte nicht, was er sagen sollte. »Das
     ist eine große Ehre für mich. Keine angenehme Aufgabe, aber eine Ehre. Die Beerdigung ist nächsten Mittwoch. Daher haben wir
     ein Problem. Ich brauche deine Hilfe, Mat.«
    »Ich werde tun, was ich kann, Jerry«, sagte er mitfühlend.
    »Weißt du, Bonnie fängt am Mittwoch bei der Technikon an.« Stoffberg legte seinen Arm um seine Tochter und schaute sie stolz
     an. Seine Stimme verlor ihre Schwere. »Ja, Mat, Papas Baby ist erwachsen. Sie wird jetzt Öffentlichkeitsarbeit studieren.«
     Yvonne Stoffberg legte ihr Gesicht wie ein kleines Mädchen an die Schulter ihres Vaters und lächelte Joubert süß an.
    Stoffbergs Stimme wurde wieder geschäftsmäßig. »Sie kann nicht mit uns mitkommen, Mat. Und all ihre Freunde sind noch in den
     Ferien. Ich könnte möglicherweise Mrs. Pretorius |104| an der Ecke fragen, ob sie bei ihr bleiben kann, aber die hat diesen rothaarigen Sohn …« Stoffberg legte die Handflächen in
     einer bittenden Geste aneinander. »Da hat Bonnie vorgeschlagen, daß wir zu dir gehen und fragen, ob sie hier bleiben kann,
     Mat.«
    Ihm wurde zuerst nicht klar, was Stoffberg sagte, weil er über die Ironie von Stoffbergs Einschätzung des rothaarigen Jungen
     nachdachte. Stoffberg interpretierte sein Schweigen als Zögern.
    »Du bist der einzige, dem wir trauen können, Mat. Immerhin bist du Polizist. Und es ist nur eine Woche. Bonnie sagt, sie könnte
     für dich kochen und den Haushalt führen. Und dir aus dem Weg gehen. Es geht nur um die Abende. Tagsüber kann sie zu Hause
     sein. Es wäre wirklich großartig, Mat.«
    »Teufel, Jerry …«
    »Sag Onkel Mat, daß du ihm nicht auf die Nerven gehst, Bonnie.«
    Yvonne sagte nichts. Sie lächelte nur süß.
    Joubert wußte, wie seine Antwort ausfallen würde, doch er kämpfte um seine Integrität.
    »Ich arbeite oft nachts, Jerry …«
    Stoffberg nickte verständnisvoll. »Das verstehe ich, Mat, aber sie ist auch schon groß.«
    Joubert fiel keine weitere Entschuldigung ein. »Wann fahrt Ihr, Jerry? Ich muß ihr einen Schlüssel geben.«
    »Morgen früh.« Yvonne Stoffberg sprach zum ersten Mal, scheu schaute sie dabei auf den Teppich.
    Er warf ihr einen schnellen Blick zu, er sah sie aufschauen und ihn anlächeln. Er sah dann zu Jerry Stoffberg hinüber, wich
     dem Blick seines Nachbarn jedoch aus.

[ Menü ]
    |105| 11
    Das Wasser war glatt wie Glas. Wieder war er das einzige Mitglied des Business Club, das an diesem Morgen schwimmen ging.
     Er sprang hinein und begann mit Bruststößen, ganz langsam. Er suchte nach seinem Rhythmus. Er wußte nicht, ob er jemals wieder
     seinen alten Rhythmus finden würde. Das war zu viele Winstons und Castles her. Ein ganzes Leben.
    Er ermüdete noch schneller als bei den vorigen zwei Besuchen. Immerhin hatte er jetzt eine Entschuldigung, dachte er. Eine
     Nacht, in der er sich hin und her gewälzt hatte. Er rang mit seinem Gewissen, er war gefangen zwischen Verlangen und Schuldgefühlen.
    Sein Kopf lag auf dem Kissen, aber er konnte sein Herz schlagen hören. Schneller als sonst. Er war aufgestanden, irgendwann
     nach eins, er hatte das Gedicht aus dem Gästezimmer geholt, es lag in einem Stapel Taschenbücher unter dem William Gibson.
    Schmeck mich, berühr mich, nimm mich …
    Er hatte auf dem Rücken gelegen und sich auf andere Dinge konzentriert. Seine Arbeit. De Wit. Was hatte de Wit vor? Irgendwann
     war er eingeschlafen.
    Am Morgen jedoch spürte er die Müdigkeit. Nach zwei Bahnen Brustschwimmen war er erledigt.
     
    |106| De Wit kam in Jouberts Büro, eine grüne Akte in Händen. Joubert telefonierte mit Pretoria.
    De Wit klopfte an den Türrahmen und wartete draußen. Joubert wunderte sich, warum er nicht hereinkam, führte aber seinen Anruf
     zu Ende. Dann trat de Wit ein. Er lächelte wieder. Unangenehm berührt, erhob sich Joubert.
    »Setzen Sie sich, Captain. Ich will Sie nicht von Ihrer Arbeit abhalten. Haben Sie Probleme mit Pretoria?«
    »Nein, Colonel. Ich … Sie haben nur noch keine ballistische Untersuchung geschickt. Über die Tokarew.«
    »Darf ich mich setzen?«
    »Natürlich, Colonel.« Warum setzte er sich nicht einfach?
    »Ich möchte heute mit Ihnen über Ihre körperliche Gesundheit sprechen, Captain.« Nun verstand Joubert das Lächeln. Es markierte
     einen Triumph, begriff

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