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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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er.
    De Wit öffnete die grüne Akte. »Ich habe Ihren ärztlichen Bericht erhalten.« Er sah Joubert in die Augen. »Captain, es gibt
     hier Dinge, die Sie für sich selbst klären müssen. Ich habe nicht das Recht, mit Ihnen über Ihren hohen Cholesterinspiegel
     oder Ihre Nikotinsucht zu sprechen. Aber ich habe das Recht, über Ihre Fitneß zu sprechen. In diesem Bericht steht, daß sie
     fünfzehn Kilo Übergewicht haben. Sie haben nicht so große Probleme wie einige Ihrer Kollegen, aber es sind immer noch fünfzehn
     Kilo zuviel. Und der Arzt betrachtet Sie als insgesamt ausgesprochen unfit.« De Wit schlug die grüne Akte zu. »Ich will nicht
     übertreiben. Der Arzt sagt, fünf Kilo in sechs Monaten sind zu schaffen. Sollen wir Ihnen ein Jahr geben, Captain? Um die
     Fortschritte zu begutachten? Ist das fair? Was halten Sie davon?«
    Joubert ärgerte sich über die arrogante Tonart der Stimme, |107| über sein bemüht freundliches Auftreten. »Wir können sechs Monate sagen, Colonel.«
    Denn de Wit wußte nicht, daß er wieder angefangen hatte zu schwimmen. Joubert empfand Stolz. Die Muskeln seiner Arme und Beine
     waren nach dem morgendlichen Schwimmen angenehm müde. Er wußte, daß er durchhalten konnte. Er würde es Zweinase unter dieselbe
     reiben.
    »Wir können sechs Monate sagen. Definitiv.«
    De Wit lächelte immer noch ein wenig, aber nun war es fast eine Grimasse. »Das ist Ihre Entscheidung, Captain. Ich bin beeindruckt
     von Ihrem Engagement. Wir werden das zu den Akten nehmen.«
    Er schlug die grüne Akte wieder auf.
    Der Tag ging wie gewohnt weiter. Joubert fuhr hinaus nach Crossroads. Die verstümmelte Leiche eines Babys. Ein Ritualmord.
     Das Funkgerät an seiner Hüfte krächzte und rief ihn nach Simon’s Town. Der Besitzer eines Ladens, der militärische Artefakte
     verkaufte, war mit einer AK erschossen worden. Sein Blut und seine Hirnreste wirkten auf einem amerikanischen Stahlhelm, dem
     Schwert eines japanischen Offiziers und der Kapitänstasse eines gesunkenen U-Boots auf deprimierende Art angemessen.
    Am Nachmittag kam Joubert fünf Minuten zu spät zu seinem Termin mit dem Ernährungsberater. Er parkte vor dem Krankenhaus.
     Eine Frau wartete auf ihn.
    Sie war nicht hübsch, aber ziemlich dünn. Ihr blondes Haar lockte sich um den Kopf, ihre Nase war schief, ihr Mund schmal
     und humorlos.
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf, als Joubert ihr von seinen Eßgewohnheiten berichtete. Mit Hilfe von Karteikarten und Postern
     informierte sie ihn über Fettsäuren – gesättigte |108| und ungesättigte –, über Ballaststoffe und Frühstücksflocken, tierische und pflanzliche Fette, Kalorien, Vitamine, Mineralstoffe
     und ausgewogene Ernährung.
    Er schüttelte den Kopf und sagte, daß er allein lebe. Sein Magen zog sich zusammen, als er an Yvonne Stoffberg dachte, die
     am Abend in seinem Haus auf ihn warten würde, aber er erklärte der Ernährungsberaterin, daß er nicht kochen könne, daß er
     nicht die Zeit habe, sich gesund zu ernähren.
    Sie fragte ihn, ob er Zeit für einen Herzinfarkt hätte. Sie fragte ihn, ob er eigentlich wüßte, was es mit seinem Cholesterinspiegel
     auf sich hatte. Sie fragte ihn, wie lange es dauern würde, jeden Morgen am Markt anzuhalten und ein paar Stück Obst in seinen
     Aktenkoffer zu packen.
    Detectives haben keine Aktenkoffer, wollte er sagen, tat es aber nicht. Er gab zu, daß es nicht besonders schwierig wäre.
    Und Sandwiches, fragte sie. Wie lange dauerte es, ein Vollkornbrotsandwich für den nächsten Tag einzuwickeln? Und am Morgen
     einen Teller Frühstücksflocken mit fettarmer Milch zu essen? Und Süßstoff für den Tee und Kaffee im Büro zu kaufen? Wieviel
     Zeit konnte das denn in Anspruch nehmen?
    Nicht viel, gab er zu.
    Na dann, sagte sie, können wir loslegen. Sie holte einen Vordruck heraus, auf dem stand DIÄT VON

    Ihr Stift schwebte über dem freien Raum, sie war ein Abbild der Effizienz. »Vorname?«
    Joubert seufzte. »Mat.«
    »Wie?«
     
    Im Eingangsbereich der Mordkommission von Bellville Süd gab es einen Wartebereich für Besucher. Die Wände waren |109| nackt, der Fußboden war mit kalten grauen Fliesen gepflastert, und die Stühle stammten aus Regierungsbeständen – sie sollten
     lange halten, nicht unbedingt bequem sein.
    Hier warteten Familienmitglieder, Freunde und Verwandte von des Mordes oder Raubüberfalls Verdächtigen. Warum sollte man diesen
     Leuten irgendwelchen Komfort bieten? Es waren immerhin

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