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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Barkeeper kehrte zu seinem Stuhl in der Ecke zurück.
    Das Bier schmeckte gut, rund und voll. Er fragte sich, ob das etwas mit der Umgebung zu tun hatte. Er zündete sich eine Special
     Mild an. Würde er sich jemals an diese Milde gewöhnen?
    Er wußte, daß er sich versteckte.
    Er lächelte in sein Glas, während er es sich eingestand: Er suchte in der Bar nach Benny – und er suchte im Bier nach Mut.
     Denn zu Hause wartete eine junge Frau auf ihn, und er wußte immer noch nicht, ob er es bringen würde.
    Er hob sein Glas und trank es aus. Er stellte es laut auf den Tresen, um den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen.
    »Noch eins?« Ohne Begeisterung.
    »Nur noch eins. Dann muß ich los.«

[ Menü ]
    |113| 12
    Er drückte die Haustür mit dem Ellenbogen auf, weil er zwei große Einkaufstüten trug – Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen,
     Vollkornflocken, Haferflocken, Hühnerbrust, fettfreies Rind, fettarme Milch, Heilbuttfilets, fettarmen Joghurt, Thunfisch
     in der Dose, Trockenfrüchte.
    Er konnte riechen, daß sie da war. Sein Haus war erfüllt vom schweren Geruch eines Lammbratens. Und anderen Düften. Von grünen
     Bohnen? Knoblauch? Einem gebackenen Pudding?
    Er hörte Musik.
    »Hallo?«
    Ihre Stimme kam aus der Küche. »Hier.«
    Er ging durch den Flur. Sie kam aus der Küche. Sie hielt einen Löffel in der Hand. Er sah den Minirock, die schlanken, wundervollen
     Beine, die hochhackigen Schuhe. Die freie Hand hatte sie in die Hüfte gestemmt. Die Hüfte gekippt. Ihre Brüste waren kaum
     bedeckt. Ihr Bauch nackt und fest, helles Fleisch im Licht des späten Nachmittags. Sie hatte ihr Haar gebürstet, bis es glänzte,
     und war stark geschminkt.
    Die
femme fatale
der Küche. Er erkannte sofort das theatralische Auftreten einer kaum Achtzehnjährigen. Sein Lächeln vermischte sich mit der
     Erkenntnis, daß sie das alles nur für ihn getan hatte. Er spürte, wie sein Herz schlug.
    |114| »Hi«, sagte sie mit der Stimme von hundert Hollywood-Heldinnen.
    »Ich wußte nicht, daß du … kochst.« Er hob seine Einkaufstüten.
    »Es gibt viele Sachen, die du nicht über mich weißt, Mat.«
    Er stand einfach nur da, ein Fremder in seinem eigenen Haus.
    »Komm.« Sie verschwand in der Küche. Er folgte ihr. Der Geschmack der Nacht in seinem Mund.
    Ihr tragbarer Radiorecorder stand auf der Fensterbank. Sie hatte einen Musiksender eingestellt. Sie stand am Küchentisch.
     »Du bist in der Zeitung.«
    Er stellte seine Tüten auf den Tisch und sah, daß
The Argus
dort lag.
    »Du bist berühmt.«
    Er konnte sie nicht anschauen. Er griff nach der Zeitung. Auf der unteren Hälfte der Titelseite die Schlagzeile DON CHAMÄLEON
     SCHLÄGT WIEDER ZU. Er las:
Als blonder Playboy mittleren Alters entkam er Anfang dieser Woche mit 7000 Rand aus der Zweigstelle Bellville der Premier
     Bank. Gestern war er ein kleiner, alter Mann, der mit 15   000 Rand aus der Filiale in der Heerengracht marschierte. Aber die Polizei hegt keinen Zweifel daran, daß es sich um denselben
     Mann handelte. Das Chamäleon war unglaublich charmant, nannte die Kassiererin »Süße« und fragte, welches Parfüm sie benutze.
    Laut Polizeisprecher Lieut. John Cloete gehört zu den wenigen Hinweisen, über die die Polizei verfügt, die Videoaufnahme des
     zweiten Überfalles, die eine versteckte Überwachungskamera in der Bank aufzeichnete.
    »Aber ganz offensichtlich war der Täter verkleidet. Es besteht nur eine geringe Chance, daß jemand ihn nach dem Video identifizieren
     kann.«
    |115|
Lieut. Cloete erklärte, einer der besten Detectives der Peninsula, Captain Matt Joubert von der Mordkommission, habe persönlich
     den Fall übernommen.
    Joubert las nicht weiter, er legte die Zeitung auf den Tisch und seufzte. Er mußte Cloete anrufen.
Einer der besten Detectives der Peninsula
… Woher wollten sie das wissen? Sie konnten nicht einmal seinen Namen richtig schreiben. Und de Wit würde das gar nicht gefallen.
    Yvonne hatte ihm ein Castle eingeschenkt, während er las. Sie reichte es ihm, ihre schlanken Hände mit den leuchtend roten
     Fingernägeln zeichneten sich deutlich vor der bernsteinfarbenen Flüssigkeit ab.
    »Du liegst schon eins im Rückstand.«
    »Danke.« Er mied es immer noch, sie anzuschauen. Er nahm ihr das Bier ab.
    »Ich werde dich verwöhnen.« Plötzlich stand sie neben ihm, schmiegte sich an ihn. Ihre Hände glitten unter sein Jackett, zogen
     ihn zu sich heran. Sie hob ihr Gesicht, öffnete den Mund.
    »Sag Dankeschön«,

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