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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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höchstwahrscheinlich Verwandte von Kriminellen. Möglicherweise hatten
     die Architekten und Bürokraten das gedacht, als sie den Raum planten.
    Aber Mrs. Mavis Petersen sah das anders. Der Eingangsbereich gehörte zu ihrem Königreich, denn er schloß an den Empfangstresen
     an, hinter dem sie saß. Sie war eine Malaiin, schlank und attraktiv, und ihre Haut hatte einen wunderbar hellen Braunton.
     Sie wußte um den Schmerz der Angehörigen eines Kriminellen. Deswegen standen jeden Tag auf dem Empfangstresen der Mordkommission
     Blumen. Und sie lächelte – für gewöhnlich.
    »Adjutant Griessel ist verschwunden«, sagte sie ernst, als Joubert hereinkam und auf das Stahltor zumarschierte, das Zugang
     zum Rest des Gebäudes bot.
    »Verschwunden?«
    »Er ist heute morgen nicht zum Dienst erschienen, Captain. Wir haben angerufen, aber niemand meldet sich. Ich habe zwei Constables
     von der Wache mit einem Van geschickt, doch bei ihm ist alles abgeschlossen.«
    »Seine Frau?«
    »Sie sagt, sie habe ihn seit Wochen nicht gesehen. Und wenn wir ihn finden, könnten wir ihn auch gleich fragen, wo die Unterhaltsschecks
     eigentlich blieben.«
    Joubert dachte darüber nach, er trommelte mit den Fingern auf den Tresen.
    |110| Mavis’ Stimme sank plötzlich, sie klang mißbilligend. »Der Colonel sagt, wir müßten nicht nach ihm suchen. Er sagt, daß sei
     Adjutant Griessels Art, ihm zu antworten.«
    Joubert sagte nichts.
    »Er ist ganz anders als Colonel Theal, was, Captain?« Ihre Worte waren eine Einladung, sich mit ihr zu verbünden.
    »Ganz anders, Mavis. Habe ich Nachrichten?«
    »Nichts, Captain.«
    »Ich versuche mal das Outspan. Da haben wir ihn das letzte Mal gefunden. Dann fahre ich nach Hause. Sagen Sie in der Funkzentrale
     Bescheid, daß ich informiert werden möchte, wenn sie etwas über Benny hören.«
    »Selbstverständlich, Captain.«
    Joubert ging.
    »Der weiß wenigstens, was er will«, sagte Mavis mit hochgezogenen Augenbrauen in der leeren Eingangshalle.
    Das Outspan Hotel befand sich in der Voortrekker Road zwischen Bellville und Stikland, es hatte seinen einzigen Stern unter
     anderer Leitung erhalten.
    Joubert zeigte seinen Plastikausweis und bat um die Gästeliste. Nur zwei Zimmer waren besetzt, keines von Griessel. Er ging
     hinüber zur Bar, ein dunkler Raum mit einer niedrigen Decke, vollständig holzgetäfelt.
    Die ersten Abendkunden lehnten schon an dem langen Tresen, allein, unzufrieden, noch nicht geschützt durch die Anonymität
     von ein paar anderen Gästen.
    Ein Geruch stieg Joubert in die Nase: Schnaps und Tabak, Holz und Menschen, Reinigungsmittel und Möbelpolitur – Jahrzehnte
     davon. Der Duft drang tief in seine Erinnerungen und holte vergessene Bilder an die Oberfläche: er, mit neun, zehn, elf, sollte
     seinen Vater holen. Zehn Uhr nachts. Die Bar |111| voller Leute und Rauch, Hitze und Stimmen. Sein Vater saß in der Ecke, umgeben von Gesichtern. Sein Vater beim Armdrücken
     mit einem großen Mann mit rotem Gesicht. Sein Pa spielte mit dem Kerl.
    »Oh, mein Sohn ist da, tut mir leid, Henry, vor dem kann ich nicht schlecht dastehen«, sagte sein Vater und drückte den Arm
     des Mannes flach auf den Holztisch. Die Gesichter lachten freundlich, voll Bewunderung für den starken Mann, dem Bewahrer
     von Recht und Ordnung in Goodwood.
    »Komm her, Mat, ich bring’s dir bei.« Er setzte sich seinem Vater gegenüber, schüchtern und stolz zugleich. Sie verschränkten
     die Hände. Sein Vater schauspielerte. Er tat so, als könnte sein Sohn ihn mühelos schlagen.
    Wieder lachten die Zuschauer laut.
    »Eines Tages wird er dich wirklich schlagen, Joop.«
    »Nicht, wenn er zuviel wichst.«
    Joubert setzte sich an den Bartresen des Outspan und erinnerte sich, wie er rot geworden war, wie peinlich ihm das gewesen
     war. Mußte er Dr. Hanna Nortier auch davon erzählen? Würde ihm das helfen?
    Zögernd erhob sich der Barkeeper.
    »Ein Castle, bitte.«
    Der Mann bediente ihn mit der Geschmeidigkeit, die mit jahrelanger Erfahrung einhergeht.
    »Drei Rand.«
    »Ich suche nach Benny Griessel.«
    Der Barkeeper nahm sein Geld. »Wer sind Sie?«
    »Ein Kollege.«
    »Ausweis?«
    Joubert zeigte ihm seinen Ausweis.
    »Er war gestern abend hier. Konnte nicht mehr nach Hause. |112| Ich hab ihn hinten schlafen gelegt. Bin nach dem Mittagessen gucken gegangen, da war er weg.«
    »Wo geht er normalerweise von hier aus hin?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Joubert goß sein Bier in das Glas, und der

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