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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Vergangenheitsform benutzen und wußte, daß sie durch das Portal der Nacht getreten war, und jetzt kannte
     sie die schreckliche Landschaft auf der anderen Seite.
    »MacDonald?« fragte er.
    »Nein. Den anderen. Aus Melkbos. Ferreira, glaube ich.«
    Plötzlich schlug Jouberts Herz schneller, denn dies war eine erste mögliche Verbindung. »Wo sind Sie?«
    »Zu Hause.«
    »Ich bin schon unterwegs.«
     
    Margaret Wallace führte ihn zu einem kleinen Pavillon neben dem großen Swimmingpool hinter dem Haus und bat ihn, sich zu setzen,
     während sie Tee kochte. Dann kehrte sie mit einem hübschen Tablett mit Porzellantassen, Untertassen und einem Bananenbrotkuchen
     zurück, den sie frisch aufgeschnitten hatte. Sie stellte alles auf den weißen Tisch. »Jimmy liebte Bananenbrot, aber ich habe
     irgendwann aufgehört, es zu backen. Ich weiß gar nicht, warum. Das passiert einfach. Das Leben geht weiter, man vergißt einfach
     das Bananenbrot. |296| Wenn die Kinder größer werden, denkt man immer nur daran, was sie am liebsten essen, was sie gerade brauchen.«
    Sie schenkte Tee ein. Joubert hörte die Vögel in den Bäumen, er hörte, wie die Flüssigkeit aus der Kanne in die Tasse lief,
     er sah ihre schlanken Hände mit den winzigen Leberflecken, sie trug den Ehering immer noch an der linken Hand.
    »Und gestern wollte ich plötzlich Bananenbrot backen. Ist das nicht merkwürdig?«
    Er schaute sie an, er sah, wie sie ihn mit ihren verschiedenfarbigen Augen anschaute. Doch er wußte nicht, was er sagen sollte.
    »Möchten Sie etwas?«
    Er nickte und setzte sofort schuldbewußt hinzu: »Ich bin auf Diät.«
    Sie lächelte. Ihre Zähne waren weiß und ebenmäßig, und er bemerkte, daß sie einen hübschen Mund hatte. »Sie? Ist das wirklich
     nötig?«
    »Ja.«
    »Was hält Ihre Frau davon?« Immer noch erheitert.
    »Ich bin nicht verheiratet.« Dann fügte er ohne besonderen Grund hinzu: »Meine Frau ist tot.«
    »Das tut mir sehr leid.« Es folgte eine Stille, in der sich die Sonne verdunkelte und die Gartengeräusche auslöschte. Plötzlich
     waren sie Partner, sie kannten beide den Weg hierher, aber sie wollten einander nicht in die Augen sehen, sie fürchteten zu
     sehr, daß der andere den Schmerz würde zurückkehren lassen.
    Schweigend gossen sie Milch in den Tee, fügten Zucker hinzu, rührten mit leisem Klirren um. Margaret Wallace erzählte ihm
     von Ferdys Besuch, aber sie schaute dabei ihre Tasse und Untertasse an, die Stimme war tonlos. Er fragte |297| sich, wie gut ihre Erinnerung war, nach vier oder fünf Jahren, bis sie das Hinken des Besuchers erwähnte.
    »Er hatte Kinderlähmung.«
    »Oh.«
    Er fragte sie, ob Ferdy Ferreira später noch einmal hier gewesen sei. Ob sie sich noch an irgend etwas erinnern könne. Ob
     sie jemals von Alexander MacDonald gehört habe. Alle ihre Antworten fielen negativ aus. Er trank eilig seinen Tee. Dann bat
     er sie um ein Foto des verstorbenen James J. Wallace. »Ein möglichst aktuelles, wenn es geht. Bitte.«
    »Warum?«
    »Ich möchte es den Angehörigen der anderen Opfer zeigen.«
    »Glauben Sie, es bedeutet etwas, daß Ferdy Ferreira hier war?«
    »Genau das will ich herausbekommen.«
    Sie ging kurz weg, dann kehrte sie mit einem Foto zurück und gab es ihm, ohne es anzuschauen. Er steckte es eilig in seine
     Tasche. Sie brachte ihn zur Tür und lächelte, als er sich verabschiedete, aber die Geste war bedeutungslos.
     
    Onkel Zatopek Scholtz mochte das Tigerberg-Einkaufszentrum nicht. Ihm gefiel die Schaufelraddampfer-Dekoration im großen Atrium
     nicht, und er verabscheute die Menschenmassen, die laute Musik, den Geruch nach Fast Food. Er wollte zurück auf seine Farm
     hinter Malmesbury, aber seine Frau hatte darauf bestanden, daß sie auf dem Rückweg von der Auktion hier hielten, weil es bei
     Woolworth einen Schlußverkauf für Unterwäsche gab, und deren BHs waren die einzigen, die sie tragen konnte.
    Deswegen saß Onkel Zato, wie alle ihn nannten, in seinem |298| Nissan-Pick-up auf dem Parkplatz, bis ihm einfiel, daß er nur noch Geld für zwei oder drei Tage bei sich hatte. Er mußte tanken
     und Tabak für einen der Helfer auf der Farm kaufen.
    Onkel Zato holte sein Premier-Scheckheft aus dem Handschuhfach, stieg aus, schloß sorgfältig den Wagen ab, zog sein Jackett
     gerade und ging zum Einkaufszentrum. Er wußte, daß es hier eine Filiale gab. Er ließ sich Zeit, er hatte keine Eile – ein
     fünfundsechzig Jahre alter Mann in einem Tweedjackett,

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