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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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einem kurzärmeligen blauen Hemd, beigen Shorts, beigen Kniestrümpfen
     und braunen Grasshoppers. Er ging an den zahlreichen Autos vorbei, durch die Automatiktüren des Einkaufszentrums, dann zur
     Zweigstelle der Premier Bank. Er schlug sein Scheckheft an einem der Tische auf, füllte einen Scheck aus und stellte sich
     an. Er wartete geduldig, bis er an der Reihe war.
    Er schob seinen Scheck unter dem Glas hindurch und betrachtete die sehr junge Kassiererin mit ihrem langen schwarzen Haar
     und dem Schmollmund.
    »Bitte geben Sie mir Zwanzig-Rand-Noten, meine Süße«, sagte er und steckte die Hand in die Tasche seines Tweedjacketts, um
     seine Geldbörse herauszuziehen.
    Die Kassiererin hörte nur das letzte Wort und sah, wie der Mann sein Jackett aufknöpfte, wie er seine Hand hineinführte.
    Sie trat voller Angst auf den Alarmknopf und begann zu schreien.
    Constable Vusi Khumalo war überrascht. Er trug Zivil, stand am Fenster der Bank und schaute hinaus, denn dort wischte eine
     hübsche Schwarze den Boden des Einkaufszentrums. Dann hörte er den Schrei, und seine Hand flog zu seinem Gürtel. Er riß die
     Z88 heraus, wirbelte herum, sah die |299| Kassiererin und den Mann, der die Hand in sein Jackett geschoben hatte.
    Khumalo war ein guter Polizist. Er hatte die Feuer in den Townships Kapstadts überstanden, jene stürmischen Tage im Jahr 1994,
     und in den letzten Monaten hatte er erfolgreich die Vorprüfung zum Sergeant abgelegt. Vorschriftsmäßig sollte man sein Gewicht
     auf beide Beine verteilen, die man weit spreizte, die Pistole mit beiden Händen vor sich halten, mit einem Auge über die Kimme
     peilen und mit lauter, entschlossener Stimme rufen. Man mußte sich Respekt verschaffen, man mußte sie wissen lassen, wer das
     Sagen hatte.
    »Keine Bewegung, oder ich schieße«, hallte seine Stimme über das Schrillen des Alarms und das entsetzte Schreien der Zuschauer;
     er zielte auf Onkel Zatos Stirn.
    Die Unschuld des Farmers aus Malmesbury war ganz eindeutig. Wäre Onkel Zato ein Bankräuber gewesen, hätte er zweifellos stillgestanden,
     damit es keinen Zweifel an seinen Intentionen gab.
    Aber er hatte Angst, er wandte sich eilig um, sah den Schwarzen mit der Pistole, und instinktiv wollte er seine Geldbörse
     in Händen halten, um sie in Sicherheit zu wissen.
    Onkel Zato zog seine Geldbörse aus der Innentasche seines Jacketts.
    Khumalo bewegte seine Pistole ein paar Zentimeter und drückte den Abzug. Er war absolut sicher, daß der Mann in dem Jackett
     eine Feuerwaffe ziehen wollte.
    Die 9-mm-Patrone durchschlug Onkel Zatos Schulter, zerschmetterte das Schlüsselbein und zerfetzte die darunterliegende Arterie.
     Zato stürzte gegen den Tresen, sein Blut spritzte in einem dicken Strahl gegen die Holztäfelung. Ihm |300| blieben noch zwei Minuten zu leben, bevor er zuviel Blut verloren haben würde.
    Über das Schreien und die Rufe der Kunden und Bankmitarbeiter hinweg hörte nur Vusi Khumalo, der vorwärts trat und sich über
     Onkel Zato beugte, dessen erstaunte Worte: »Was soll denn das?«
    »Sie wollten die Bank überfallen«, sagte Khumalo.
    »Nein«, sagte Onkel Zato, aber die Dunkelheit hüllte ihn schon ein, und er konnte nichts mehr verstehen.
    »Ich glaube, wir müssen die Blutung stoppen«, sagte eine ruhige Stimme neben Constable Khumalo. Er schaute auf und sah einen
     jungen Schwarzen in einem kurzen weißen Kittel.
    »Sind Sie Arzt?« fragte Khumalo und rückte zur Seite, so daß der Mann mit den Händen Onkel Zatos Schulter erreichen konnte,
     um die Blutung zu stoppen.
    »Ich bin noch in der Ausbildung«, erwiderte der junge Mann, und dann rettete er Onkel Zato das Leben.

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    Joubert und de Wit saßen im luxuriösen Büro des Zweigstellenleiters der Premier Bank. Der Blick nach Norden, über den Hafen
     und Table Bay, war atemberaubend, doch keiner der drei Männer nahm ihn wahr.
    Der Bereichsleiter der Premier Bank stand direkt vor Joubert und deutete mit dem Finger auf ihn. »Sie haben mir Diskretion
     versprochen. Ihre Diskretion besteht in einem geschätzten und respektierten Kunden, der jetzt auf der Intensivstation des
     Tigerberg-Krankenhauses mit dem Tod ringt. Ihre Diskretion besteht darin, daß mein Aufsichtsratsvorsitzender von mir zurückgerufen
     werden will. Ihre Diskretion besteht in einem Zweigstellenleiter, der kurz vor dem Herzinfarkt steht. Ihre Diskretion besteht
     darin, daß jetzt alle sieben Minuten Reporter hier anrufen. Ihre Diskretion

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