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Der Tribun

Der Tribun

Titel: Der Tribun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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streckte sie ihm ein glänzendes Ding entgegen. Rasch erstickte er die Flamme, griff nach ihrer Hand und schloss sie um den Gegenstand.
    »Was ist das?«
    »Meine Rettung – unsere! Bewahre es gut auf.«
    Sie schrak auf, als wollte sie widersprechen, als er sie sanft, aber bestimmt wieder auf das Bett drückte und fest umarmte. »Keine Heimlichkeiten mehr, keine Diebereien, keine Lügen.« Er presste die Lippen auf ihre Hand, die den kostbaren Ring barg. »Ich nehme dich mit – ganz gleich, was Segestes oder dein Vater davon denken oder was sie tun werden. Ich lasse nicht zu, dass du jemals das Faustpfand irgendwelcher Bündnisse wirst!«
    Noch während beide dem Nachhall seiner Stimme lauschten, knirschte die Tür in den Zapfen. Sunja verkroch sich unter den Decken. Der Schatten, den Cinna in der Tür erkannte, machte einen erschöpften Eindruck und lallte eine Entschuldigung. Auf unsicheren Beinen durchquerte er den Raum, und sein Gürtel fiel rasselnd zu Boden, ehe er ächzend auf dem anderen Bett zusammenbrach. Mühsam verschluckte Cinna das Lachen in der Kehle, als er den Vorhang zuzog, und sank in die Decken.
    »Ich habe der Magd meine Armbänder geschenkt, damit sie ihn beschäftigt«, wisperte Sunja an seinem Ohr.
    Kaum zwei Atemzüge später war Thrasa in ein regelmäßiges Schnarchen und Pfeifen verfallen; Cinna biss sich auf die Unterlippe und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge der Geliebten.

XXIII
    Am folgenden Morgen ließ Cinna sich an Thrasas Bett nieder, auf dem dieser bäuchlings ausgestreckt lag, immer noch mit Hemd, Hose und Schuhen bekleidet und in eben der Haltung, in der er auf dieses Bett gefallen war, nicht einmal notdürftig mit dem Mantel bedeckt. Cinna tätschelte die Schulter des jungen Mannes und erhielt ein unverständliches Brummen zur Antwort. Er schubste ihn kräftiger, rüttelte ihn leicht, bis Thrasa sich schlaftrunken zur Seite wälzte.
    »Was bei aller Finsternis der Hel …?«
    »Es ist ein wunderschöner Morgen, mein Freund, und ich brauche deinen Beistand.«
    »Nicht jetzt …«, stöhnte Thrasa. »Lass mich schlafen!«
    »Das kann ich nicht. Die Angelegenheit ist dringend.«
    Mühsam hob Thrasa die Lider, beschattete die Augen, um sie vor dem fahlen Licht zu schützen. »Du hast keine Ahnung …«
    »Mehr als du glaubst. Komm schon!«
    Thrasa setzte sich mühsam auf, rieb sich das Gesicht und die Schläfen, dann hielt er inne. Ohne hinzusehen, wusste Cinna, dass er Sunja angaffte, die mitten in der Hütte stand und sich in ihrem Umhang zu verkriechen schien. Der junge Cherusker schnaufte, bevor er sich zu Cinna umdrehte. »Verstehe ich das richtig?«
    »Ich gehe jetzt zu Segestes, um ihm zu sagen, dass ich sie mit mir nehmen werde.« Er machte eine Pause, um aufzustehen. »Und dich bitte ich, dass du auf sie aufpasst, bis ich zurückkomme.«
    »Aufpassen?«
    »Segestes könnte ärgerlich werden. Immerhin habe ich sie ihm anvertraut.«
    Thrasa knurrte, und einer seiner Mundwinkel zuckte.
    »Wirst du das für mich tun, mein Freund?«, fragte Cinna vorsichtig.
    Der Blick des jungen Mannes hatte sich verdunkelt, als er Sunja musterte, die den Kopf gesenkt hielt. Während Cinna seinen Schwertgurt umlegte, erhob er sich auf unsicheren Beinen und beschied die Bitte mit einem Nicken.
     
    Als Cinna sich Segestes’ Haus näherte, schien er schon erwartet zu werden. Segestes war herausgetreten und blickte ihm entgegen. Neben der Tür stand Thiudasnelda und nagte an den Fingerknöcheln.
    »Hat dein früher Besuch etwas mit dem Verschwinden der Tochter Inguiotars zu tun?«, beendete Segestes seine Begrüßung.
    »So ist es«, erwiderte Cinna. »Ich komme, um sie zurückzufordern.«
    »Das habe ich erwartet.« Segestes zog die Brauen hoch; von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln bildeten sich zwei scharfe Linien. »Weißt du, was du forderst? Welche Folgen das haben wird?«
    »Ich weiß es – sehr genau sogar. Ich werde sie mit mir nehmen.«
    »Du hast sie bereits aufgegeben und mir überlassen.«
    Cinna warf einen raschen Blick auf Thiudasnelda, die ins Haus zurückwich.
    »Das ist richtig. Ich habe dir Inguiotars Tochter anvertraut, damit du sie zu ihrem Vater zurückbringst – unverzüglich. Doch mir ist zu Ohren gekommen, dass du andere Pläne mit ihr hast.«
    »Wer behauptet das?«
    Kaum mehr als die Nasenspitze lugte aus dem Schatten des Hauses, aber Thiudasneldas ängstlich leuchtende Augen entlarvten sie als Verräterin der Ideen, die im Kopf ihres Vaters herumspukten,

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