Der Tribun
Strohbüschel fallen, stützte sich auf Widerrist und Kruppe des Hengstes und sprang hinauf. Der Fuchs tänzelte schnaubend, und Cinna hatte etwas Mühe, sich gerade hinzusetzen, doch als er auf dem schönen Renner saß und den verblüfften Hraban von oben angrinste, durchströmte ihn warm der Stolz. »Ich kann ihn für dich zum See hinunter bringen.«
»So dass Liuba dich dort erwischt und –«
»Warum sollte er mich erwischen? Er ist nicht einmal in der Nähe.«
»Und du glaubst, dass er nicht erfahren würde, dass du auf meinem Pferd –«
»Was ist mit dir? Hast du Angst vor ihm?«
Hraban atmete hörbar durch. »Unterbrich mich nicht dauernd!«, zischte er. »Und jetzt mach, dass du herunterkommst!«
Mit leisem Schenkeldruck versammelte Cinna den Fuchs; das Pferd stand unter ihm wie einer der thrakischen Renner seines Vaters, die Hufe paarweise beieinander, den Hals gewölbt, die kleinen dreieckigen Ohren aufmerksam nach vorn gerichtet. Ohne Hraban zu beachten, strich Cinna über den Mähnenkamm. Dann glitt er vom Rücken des Pferdes, langsam und ohne seine Hände von dem dichten Fell zu nehmen.
»Was ist los mit dir?« Hraban legte seinen Arm um die Schultern des Gefangenen und schmunzelte versöhnlich. »Bist du verliebt?«
Cinna fuhr herum, blitzte ihn böse an. »Habe ich nicht genug Grund, schlecht gelaunt zu sein?«
Zurückweichend hob Hraban beide Hände. »Es ist ja gut.«
»Nichts ist gut! Gar nichts!«
Cinna fuhr herum, gab dem Fuchs einen Klaps auf die Vorderhand und schob sich an Hraban vorbei zum Gatter. Das Pferd tänzelte mit wehendem Schweif neben ihm her und wartete geduldig vor dem Tor, bis Cinna die obere Stange gesenkt hatte. Dann machte der Hengst einen langsamen, eleganten Satz über die untere Stange.
Während das Pferd auf dem braun gefrorenen Grasboden umher sprang, lehnte Cinna an dem geschlossenen Gatter und beobachtete die Bewegungen des Tieres, bis es schließlich stehen blieb, sich umschaute, witterte und schnaubend die Nase in den bereitliegenden Heuhaufen senkte. Als das Gatter erbebte, bemerkte Cinna, dass Hraban neben ihm stand, kaum einen Schritt entfernt, und die Arme auf der oberen Stange verschränkte.
»Stammt er aus einer der Schwadronen, die Varus unterstellt waren?«, fragte Cinna.
»Nein, ich habe ihn schon zwei Jahre«, erwiderte Hraban. »Vater kaufte ihn mir an der Ara Ubiorum. Aus Reservebeständen. Er soll aus der Lusitania stammen. Damals nannten sie ihn Cheimon. – Ich nenne ihn Mahta, aber darauf hört er nicht.«
»Sturm«, murmelte Cinna.
»Was sagst du?«
»Cheimon bedeutet Sturm. Du bewegst ihn zu wenig.«
Cinna schnalzte leise mit der Zunge. Der Fuchs hob den Kopf und blickte zu ihm hinüber, seine kleinen Ohren spielten.
»Woher willst du das wissen?«
Cinna warf Hraban einen schiefen Blick zu und tippte an seine Stirn. »Es ist Griechisch.«
»Nein, das meinte ich nicht. Woher willst du wissen, dass er zu wenig Bewegung hat?«
»Mein Vater hat nicht nur Weizen anbauen lassen, er züchtete Pferde. Ich verstehe nicht viel davon, aber genug, um zu erkennen, dass dieser Hengst sich langweilt – er ist schließlich ein Soldatenpferd.«
»Es wäre leichter, wenn sich Liuba nicht jeden Tag davonmachen würde«, brummte Hraban missvergnügt.
»Ich kann nicht behaupten, dass mich das stört. Jede Stunde, die er nicht hier verbringt, ist eine gute Stunde. Warum begleitest du ihn nie?«
»Wir können uns nicht beide von der Burg entfernen. Und es ist sein Vorrecht zu tun, was er für richtig hält.«
»Kümmert er sich eigentlich um seine Männer? Oder ist das deine Aufgabe?«
»Es ist seine Aufgabe. Bisher hat sich niemand beschwert. Sie sind sicherlich zufrieden damit, dass der Winter gekommen ist.«
»Und wer sorgt dafür, dass sie bis zum nächsten Jahr wieder in guter Verfassung sind?« Cinna grinste. »Wollt ihr den Krieg gewinnen oder nur eine Schlacht?«
»Glaubst du etwa, dass die fünfzehn Männer aus diesem Dorf alles sind, was wir aufbieten können? Die Männer seiner früheren Einheit sind über mehrere Siedlungen verteilt und …«
Überrascht fuhr Cinna herum; in Hrabans Augen las er Bestürzung.
»Seine frühere Einheit? Was bedeutet das? Gehört er zu den Meuterern?«
Hraban war aschfahl, und er blinzelte, als wolle er den Blick abwenden, könne es aber nicht. Schließlich schüttelte er schwach den Kopf.
»Hraban, lüge mich bitte nicht an. Du bist ein sehr schlechter Lügner.«
Doch der Angesprochene hatte sich
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