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Der Tribun

Der Tribun

Titel: Der Tribun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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herum, und die Klinge schnitt in den Arm eines Kriegers, der sich ihm entgegengeworfen hatte. Der Körper knickte lautlos in die Knie.
    Rasch umklammerte Cinna den Arm des Mädchens und schob sie vorwärts, hinaus in das Durcheinander. Doch sie sträubte sich, stemmte beide Füße in den Boden.
    »Lauf!«, rief er. »Bei allen Göttern, lauf zum Tor!«
    Gunthis schlüpfte an ihm vorbei, fasste Saldir bei der Hand und zog sie mit sich. Unter den Männern, die auf dem Hof herumliefen, erkannte Cinna Ahtareths’ Sohn, der mit ihm die Netze eingeholt hatte.
    »Ahtala! Hierher! Bring die Frauen in Sicherheit!«
    Der junge Mann hielt inne, dann warf er sich herum und hastete hinter Gunthis und den anderen zum Tor, während Cinna sich rasch Überblick verschaffte. Die Angreifer hatten zwei der Schuppen in Brand gesteckt und bedrängten Inguiotars Leute, die zwar schnell zu Hilfe geeilt waren, aber ohne Anführer durcheinander rannten und die Angreifer ziellos in einzelne Gefechte verwickelten. Ein Trupp Soldaten ohne Offizier.
    »Alle Mann zurück!«, brüllte er über den Hof. »Sammeln!«
    Die Männer stutzten ebenso wie die Gegner. Cinna erblickte Andagais, auf dessen Zügen sich ein gehässiges Grinsen ausbreitete – wehe dem Fürsten, dessen Krieger von einem Sklaven befohlen werden. Cinna eilte auf den Hof, winkte die eigenen Kämpfer zu sich.
    »Tut, was er sagt!«, tönte Ahtalas helle Stimme über den Platz.
    Die ungeordneten Reihen der Männer gerieten in Bewegung, zogen sich zusammen. Ahtala gesellte sich schnell zu ihnen, richtete den Blick erwartungsvoll auf Cinna, den es kalt durchrieselte, als er erkannte, dass sie auf Order warteten. Er hatte einen Teil einer früheren Hilfstruppe um sich geschart, Soldaten, die einmal eine schlagkräftige Einheit gebildet hatten.
    Andagais grinste noch immer.
    Zwei knappe Befehle ließen Inguiotars Krieger als eisenbewehrte Wand gegen die Eindringlinge anrennen. Deren Reihen gerieten in Unordnung. Der Feind brach aus, kehrte um, als ein wütendes Brüllen die Luft erfüllte. Inguiotars Stimme verkündete Sieg. Er hatte mit einigen seiner Männer den Feind von der anderen Seite in die Zange genommen. Die Feinde rannten nach ihren Pferden, die sich innerhalb der Einfriedung zerstreut hatten. Ein paar Körper blieben reglos auf der zerwühlten Erde zurück.
    Hufschlag donnerte aus dem Tal. Hraban hetzte seinen Hengst durch das Tor, gefolgt von Inguiomers und einigen Reitern. Angesichts der Fliehenden riss Hraban sein Pferd herum und schickte sich an, zusammen mit den berittenen Männern den Gegner zu verfolgen.
    Cinna warf den Kopf zurück. Der Anblick Inguiotars, der die erbeutete Klinge hinter den Flüchtenden schüttelte, brachte ihn zum Lachen. Seine Wut entlud sich in einem Jauchzen, einer losgelassenen Bogensehne gleich, als Inguiotar sich umdrehte und erstarrte.
    »Gib das Schwert zurück!«, befahl er heiser.
    Die Männer machten abwehrende Zeichen. Verdutzt senkte Cinna die Spitze der Klinge. Falls Inguiotar befürchtete, er wolle ihn angreifen, sollte das seine Sorge nehmen. Doch der Alte wischte sich die Fäuste an der Hose ab und kam unerwartet entschlossen auf ihn zu, bis er einige Schritte entfernt erneut stehen blieb. Plötzlich verstand Cinna, was die Männer zu ihrem seltsamen Verhalten bewegte: Solange er im Besitz dieser Waffe war, würde ihn niemand anrühren.
    »Und was geschieht, wenn ich es nicht tue?«, fragte er, langsam die Klinge hebend und unruhig nach allen Seiten sichernd.
    »Furchtbare Strafe käme über dich. Gib es zurück!«
    Inguiotar umklammerte den Griff des erbeuteten Schwertes und starrte Cinna abwartend an, als Reiter auf den Hof preschten, an der Spitze Hraban auf dem schaumgesprenkelten Fuchs, der aufgeregt tänzelte und sich aufbäumte.
    Mit der Miene des Siegers war Hraban vom Rücken des Hengstes gerutscht und hatte ihn laufen gelassen. In der Faust hielt er die dem Feind abgerungene Standarte, das Zeichen des sterbenden Hirsches. Doch als er Cinna und seinen Vater sah, stutzte er. Inguiomers starrte wie geblendet die schöne Klinge in Cinnas Hand an.
    Zögernd trat Hraban näher, die Wand durchbrechend, die Inguiotar und die nachrückenden Neugierigen inzwischen gebildet hatten. Kein Auge ließ er von Cinna, der ihn misstrauisch beobachtete, als er die Hand ausstreckte nach dem Schwert.
    »Ich bitte dich, Cai, bring kein Unheil über uns.«
    Cinna rührte sich nicht, wartete auf einen heimtückischen Angriff.
    »Es nützt

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