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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zu finden. Nach kurzem Zwischenspurt verschwand er mit einem Satz zwischen den Felsen, rutschte aber aus und landete unsanft auf dem steinigen Boden. Als er leise stöhnend den Kopf hob, sah er im schwachen Mondschein Eis glitzern. Er befand sich am Rand eines tiefen Einschnitts, durch den ein breiter, zugefrorener Bach lief. Die Ufer verschwanden unter Eis und Schnee.
    Der Einschnitt war fünf bis sechs Meter tief. Ein Sprung aus dieser Höhe war gefährlich. Aber noch gefährlicher wäre es, hier umzukehren. Eine weitere Salve traf die Felsbrocken hinter ihm, Querschläger surrten wie Hornissen über ihn hinweg; die Ungenauigkeit des Feuers verriet allerdings, dass es ihm gelungen war, seinen Vorsprung zu vergrößern. Seine Verfolger waren jetzt so weit hinter ihm, dass sie selbst aus ihren unterschiedlichen Positionen nicht mehr genau zielen konnten. Vielleicht konnten sie ihn nicht einmal mehr sehen; auch das war denkbar. Metcalfe griff nach einem größeren Felsbrocken und warf ihn so weit wie möglich rechts hinter sich, wo er mit dumpfem Aufprall einschlug.
    Sofort krachte wieder eine Salve, und die Geschosse zischten nahe der Stelle, wo der Felsbrocken aufgeschlagen war, in die Bäume und ins Unterholz. Das bewies ihm, dass sein taktisches Ablenkungsmanöver wirkungsvoll gewesen war.
    Ohne lange nachzudenken - allein aus Überlebenstrieb handelnd -, sprang er in die Tiefe, zog dabei die Beine an, um den Aufprall abzufedern, und landete mit lautem Krachen auf dem vereisten Bachufer. Schmerzen durchzuckten seinen Körper, als er das Gleichgewicht verlor und die Uferböschung hinunterschlitterte. Er rappelte sich unsicher auf, blieb an dem zugefrorenen Bach stehen und prüfte das Eis mit einem ausgestreckten Fuß. War es tragfähig, konnte er den Bach hier überqueren? Metcalfe trat vorsichtig aufs Eis, riskierte einen weiteren Schritt . Er brach in einer Luftblase unter dem Eis ein und stand bis zu den Knien in Eiswasser. Er schnappte nach Luft. Das Wasser war so eiskalt, dass seine Füße rasch gefühllos wurden, während er sich, durchs Bachbett watend, bemühte, wieder auf tragfähiges Eis zu kommen.
    Weit hinter ihm fielen nochmals Schüsse, die zu beweisen schienen, dass seine Verfolger sich hatten täuschen lassen, dass sie in die falsche Richtung gingen. Allerdings brauchte nur einer von ihnen das Hochufer des Bachs zu erklettern, um Metcalfe hier unten zu entdecken.
    Das Eis war dünn; es zerbrach, während er durchs kalte Wasser dem anderen Ufer zustrebte. Als er es schon fast erreicht hatte, blieb er mit dem rechten Fuß, der jetzt völlig gefühllos war, an irgendetwas hängen, sodass er nach vorn fiel und mit der Brust vor dem vereisten Bachufer landete. Nun war seine Kleidung ganz mit Eiswasser getränkt; er zitterte vor Kälte, als er sich aufzurappeln versuchte. Seine Füße, die er längst nicht mehr spürte, wollten nicht mitmachen. Sie stellten nur totes Gewicht dar, das sich nicht willkürlich bewegen ließ. Metcalfe hob den Kopf und sah sieben bis acht Meter vor sich am Fuß des jenseitigen Steilhangs einen mit einer dünnen Eisschicht bedeckten Haufen aus Laub und toten Zweigen, den ein Sturm dort angeweht haben musste. Er kroch auf allen vieren weiter, bis er den Haufen erreichte, und stürzte sich dann mit letzter Kraft hinein. Die brüchigen Zweige gaben unter seinem Gewicht nach, sodass er tief im Laub versank. Seine kraftlos zitternden Beine trugen ihn nicht mehr. Er war völlig erschöpft und musste sich ausruhen. Hätte er weiterzurennen versucht, wäre er rasch eingeholt worden. Er war ausgepumpt; seine Reaktionsfähigkeit war vorerst dahin. Deshalb häufte er mit beiden Händen welkes Laub und Zweige und mit Schnee vermischtes Erdreich über sich, bis er ganz in dem Laubhaufen eingegraben war.
    Eine, höchstens zwei Minuten später hörte Metcalfe trampelnde Schritte und laute Stimmen, die sich rasch näherten. Woher sie genau kamen, konnte er nicht beurteilen: Die NKWD-Männer konnten auf dem Hochufer über ihm sein oder ins Bachbett hinabgeklettert sein, wo sie das zersplitterte Eis auf dem sonst überall zugefrorenen Bach sehen mussten. Die Spur würde auf den Laubhaufen zuführen, in dem er versteckt lag. In dem er, am ganzen Leib vor Kälte zitternd, lag.
    Dann ertönte ein Schrei. Aus welcher Entfernung er kam, konnte Metcalfe nicht beurteilen. »Dort drüben ist er - ich sehe ihn!« Das schien der jüngste Mann der Streife zu sein, der, der ihn im Wald entdeckt hatte. Sein

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