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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Dialekt verriet, dass er ein Bauernjunge war.
    »Wo?«
    »Dort! Was ja, du Dummkopf, dort drüben!«
    »Mit dem Gewehr, Schwachkopf! Nicht mit der Pistole!«
    Hatten sie ihn entdeckt, weil ein Stück von seinem Mantel unter dem Laub sichtbar war? Er krümmte sich zusammen und versuchte, sich noch kleiner zu machen. Was hätte er sonst tun sollen? Wenn sie sich geirrt hatten und in eine andere Richtung zielten, dann hätte er keinen größeren Fehler machen können, als aus seinem Versteck aufzuspringen. Hatten sie sich jedoch nicht getäuscht und einer von ihnen legte jetzt an, um mit seinem Gewehr auf ihn zu schießen, dann war er so gut wie tot. Ein gut gezielter Kopfschuss würde ihn erledigen.
    »Na gut«, sagte die junge Stimme.
    Metcalfe war kein gläubiger Christ, aber jetzt schickte er ein Stoßgebet gen Himmel, dass sie zu weit entfernt waren, um genau zielen zu können. Er kniff die Augen fest zusammen und bemühte sich, an überhaupt nichts zu denken. Sein Herz raste.
    Und dann hallte ein Schuss durch den Wald.
    Nichts traf Metcalfe oder schlug auch nur in seiner Nähe ein. Wohin der Schuss gegangen war, blieb ungewiss, denn er hörte keinen Einschlag. Jedenfalls hatte dieser Schuss nicht ihm gegolten.
    »Daneben!« Eine ältere Stimme.
    »Ich hab ihn gesehen!« Das war der Junge. »Ich hab seine Gestalt, seine Silhouette gesehen. Ganz deutlich!«
    »Idiot!«, brüllte einer der beiden älteren Männer. »Das war ein Reh!«
    »Das war kein Reh!«
    Eine weitere Stimme, de; dritte Mann der Streife: »Artjom hat Recht. Das war ein Reh. Ich glaube sogar, dass es ein Hirsch war. Aber du hast vorbeigeschossen.«
    »Ich weiß, wie ein Hirsch aussieht!«, protestierte der Jüngste. »Als Junge bin ich oft mit meinem Vater auf die Jagd gegangen.«
    »Du bist noch immer ein Junge, und du hast gerade auf einen Hirsch geschossen und ihn nicht getroffen«, sagte einer der Älteren.
    »Also gut, meinetwegen war's ein Reh«, gab der Junge zu, »aber ich weiß bestimmt, dass ich vorhin einen Mann gesehen habe. Ich kenne den Unterschied zwischen einem Mann und einem Reh.« Aber sein Protest ging im höhnischen Gejohle der anderen unter.
    Die unsichere, trotzige Stimme des jungen Soldaten und die spöttischen Bemerkungen der anderen bewiesen, dass die Männer nicht länger überzeugt waren, einen durch den Wald flüchtenden Mann verfolgt zu haben.
    »Na, hat dir der kleine Jagdausflug Spaß gemacht, Sascha? Nachdem du uns zwanzig Kilometer durch diesen gottverdammten Wald gehetzt hast? Ich denke, das war genügend Sport für eine Nacht. Es ist kalt, und unsere Wache ist bald zu Ende.«
    »Scheißkalt«, bestätigte einer der anderen Männer.
    »Der junge Genosse Schubenzow wird für seine tapferen Bemühungen, den konterrevolutionären Hirsch trotz des Widerstands seiner Helfer aus Kulakenkreisen aufzuspüren und zu liquidieren, mit dem Stalinorden ausgezeichnet. Los jetzt, wir hauen ab!«
    *
    Metcalfe blieb noch lange - mindestens eine halbe Stunde, obwohl er die Zeit nicht mehr gut abschätzen konnte - unter Laub, Zweigen und Schnee begraben, bevor er sein Versteck zu verlassen wagte. Er hörte, wie die NKWD-Männer sich laut lachend und johlend entfernten. Sie hörten nicht auf, ihren jungen Kameraden, der ihn zuerst entdeckt hatte, erbarmungslos zu verspotten. Vermutlich hatte der Junge tatsächlich einen Hirsch gesehen, auf ihn geschossen und Metcalfe so das Leben gerettet. Vor ihnen war kein Mann, sondern ein Hirsch durch den Wald gebrochen, dachten die anderen jetzt. Dem jüngsten Mann der Streife, der ihn mit scharfen Augen wirklich gesehen hatte - jedoch nur als Silhouette und aus großer Entfernung -, glaubte niemand mehr. Trotzdem wartete Metcalfe, bis er überzeugt war, dass kein Soldat der Patrouille zurückgeblieben war. Falls eine andere Streife sie abgelöst hatte, war nichts von ihr zu hören.
    Obwohl sein schmerzender Körper in dieser unbequemen Lage steif geworden war, waren seine Füße nicht mehr ganz gefühllos. Die kurze Verschnaufpause hatte ihm gut getan. Er rappelte sich mühsam auf und schüttelte Eis, Schnee und Laub von sich ab. Obwohl er unterkühlt und erschöpft war, musste er schleunigst von hier verschwinden. Zu seinem Glück war der Nachthimmel nicht mehr so stark bewölkt. Der Mond schien immer wieder durch Wolkenlöcher, sodass Metcalfe sich orientieren konnte. Mit Kompass und Stablampe marschierte er in Richtung Datscha durch den Wald und horchte dabei ständig auf Geräusche, die ihn

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