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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Bauern.
    Beim letzten Blick in den Spiegel erkannte er sich selbst fast nicht wieder. Er sah durch einen Türspalt und stellte fest, dass niemand mehr da war, der ihn beim Eintreten gesehen hatte. Nachdem er seine amerikanische Kleidung rasch in den Koffer gepackt hatte, kam er aus der WC-Kabine, trat ans Waschbecken und stellte den Koffer neben sich auf die Fliesen. Er wusch sich gründlich die Hände und verließ dann die Toilette, wobei er seinen Koffer unter dem Waschbecken zurückließ. Später würde irgendein russischer Glückspilz ihn entdecken, sich dafür entscheiden, den Koffer zu stehlen, und von der Qualität der Kleidungsstücke, die er enthielt, angenehm überrascht sein. Metcalfe bummelte scheinbar verdrießlich durch die Arkade im ersten Stock weiter. Er hatte seine Gangart verändert, ging jetzt leicht hinkend, als habe er ein verkürztes Bein. Als er wieder im Parterre ankam, wusste er bestimmt, dass er nicht beschattet wurde. Er war eine Null, ein Russe mittleren Alters, der wie Abertausende von anderen Moskauern aussah. Niemand würde ihn eines zweiten Blickes würdigen.
    *
    Rudolf von Schüssler ärgerte sich über diese Belästigung.
    Der steife, verkniffen wirkende Hauptsturmführer vom Sicherheitsdienst saß in seinem Büro und stellte ihm viele lästige Fragen über irgendwelche Englisch sprechenden Leute, die von Schüssler in den letzten Tagen in Moskau begegnet sein könnten. Er hatte zu viel zu tun, um sich seine Zeit von einem Schnüffler stehlen zu lassen, aber der Botschafter hatte ihn gebeten, sich diese Zeit zu nehmen, und er tat ihm diesen Gefallen natürlich gern. Von Schüssler war klug genug, um Graf von der Schulenburg nicht gegen sich aufzubringen.
    »Möglicherweise«, sagte der SD-Mann, »ist einer dieser Moskaubesucher ein gefährlicher Spion.«
    Diese Idee erschien von Schüssler lächerlich, aber er spielte trotzdem mit. »Hier in Moskau gibt's jede Menge Amerikaner und Briten«, sagte er von oben herab. »Viel zu viele, wenn Sie mich fragen. Erst neulich Abend habe ich mit einem besonders affektierten Dummkopf, einem eitlen Dandy, gesprochen und mir überlegt, was er wohl .«
    »Sein Name?«, unterbrach der SD-Mann ihn unhöflich. Sein kalter grauer Blick schien von Schüssler durchbohren zu wollen.
    Der Diplomat kniff die Augen zusammen, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Der fällt mir gerade nicht ein. Aber wenn er ein gefährlicher Spion ist, fresse ich einen Besen!«
    Sein Besucher grinste boshaft. »Und wenn er sich als unser Mann entpuppt, kann's passieren, dass ich Sie einen Besen fressen lasse.«
    Wie vulgär!, dachte von Schüssler. Wie unverschämt! Er fand den Kerl ganz und gar widerlich, nicht einmal seiner Verachtung wert. Trotzdem hatte er etwas an sich, das Schüssler aus irgendeinem Grund kalte Schauder über den Rücken jagte. Das war kein vertrautes Gefühl, aber andererseits auch kein ganz unbekanntes. Von Schüssler versuchte sich zu erinnern, wann er etwas Ähnliches empfunden hatte, und erinnerte sich daran, wie er als Junge durch die Nebengebäude des Landsitzes der Familie gestromert war. Ja, das war's: Der Schuppen lag im Halbdunkel, war voller Schatten, und er griff nach einem aufgerollten Seil, als er plötzlich, von einer Urangst gepackt, erstarrte. Und erst Sekunden später erkannte, was er im Dunkeln beinahe angefasst hatte: eine Schlange. Eine fette, zusammengerollte Schlange.
    Das war's, woran ihn dieser Kerl vom Sicherheitsdienst erinnerte.
    An eine giftige Kreuzotter.
    *
    Metcalfe erreichte die Wohnung von Lanas Freundin eine halbe Stunde zu früh, und Lana kam zwanzig Minuten zu spät, aber diese Zeit war nicht vergeudet. Während er wartete, schlitzte er die Zellophanhülle um die Dokumente mit dem Taschenmesser auf, zog die Schriftstücke vorsichtig heraus und begutachtete sie. Sie waren untadelig. Das raue, nicht ganz weiße Papier war bestimmt nirgends im Westen hergestellt. Die Dokumente waren mit der Maschine geschrieben - zweifellos mit einer russischen Schreibmaschine, vermutlich mit dem im Volkskommissariat für Verteidigung benutzten Modell. Sie trugen verschiedene Kommissariatsstempel, die durch jahrelangen Gebrauch überzeugend abgenützt waren, und die Stempelfarbe war das charakteristische Violett, das sowjetische Dienststellen benützten. Die Daten der Eingangsstempel auf den Schriftstücken begannen vor einigen Wochen und reichten bis zum heutigen Tag.
    Einige Dokumente trugen sogar die Unterschrift des

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