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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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war erschöpfter als je zuvor in seinem Leben, aber er konnte nicht schlafen: An der Decke seiner Zelle brannte eine gleißend helle Lampe, die niemals ausging, und durch die Schlitze in der Tür fiel grelles elektrisches Licht herein. Seine Wärter wollten nicht, dass er schlief; Erschöpfung - körperliche und geistige Übermüdung - war ihr Ziel. Ungefähr einmal pro Minute wurde der Metalldeckel vor dem Türspion weggeschoben, und ein Auge spähte prüfend in die Zelle. Zog Metcalfe sich die kurze Decke übers Gesicht, riss ein Wärter die Tür auf und blaffte ihn an, er dürfe sein Gesicht nicht verdecken. Und drehte er sich nach der Wand um, wurde er angebrüllt, er solle sein Gesicht der Tür zukehren.
    In der Zelle war es so kalt, dass er seinen Atem sehen konnte und ständig vor Kälte zitterte. Er hatte sich ausziehen müssen; seine Kleidung war ihm weggenommen und mit Rasierklingen aufgeschlitzt worden; alle Metallknöpfe wurden abgeschnitten und der Gürtel aus der Hose gezogen.
    Metcalfe hatte sich einer Leibesvisitation unterziehen müssen. Anschließend war er unter die Dusche geschickt worden, hatte aber kein Handtuch bekommen, mit dem er sich hätte abtrocknen können. Er hatte mühsam seine aufgeschlitzten Kleidungsstücke anziehen müssen und war dann über einen eiskalten Hof in einen anderen Gebäudeteil geführt worden, in dem er seine Fingerabdrücke abgeben musste und von vorn und im Profil fotografiert wurde.
    Metcalfe wusste ziemlich viel über die Lubjanka, aber was er wusste, war lediglich das trockene, leidenschaftslose Zeug aus Einsatzbesprechungen, Geheimdienstmeldungen und gelegentlichen Flüsterkampagnen. Er wusste, dass das älteste Gebäude des Lubjanka-Komplexes vor der Revolution die Zentrale der Allrussischen Versicherungsgesellschaft gewesen war.
    Und er wusste, dass die Tscheka, die erste Geheimpolizei der Sowjetmacht, das Gebäude für ihre Zwecke mit Dienstzimmern, Vernehmungsräumen und Haftzellen umgebaut hatte.
    Er wusste, dass dies eine Todesfabrik war, dass wichtige Häftlinge im Keller des am strengsten bewachten Gebäudes Nr. l Dserschinski-Straße hingerichtet wurden. Sollte ein Häftling hingerichtet werden, wurde er in einen Kellerraum geführt, in dem eine Plane auf dem Fußboden ausgebreitet war, und gleich beim Hereinkommen oder etwas später wurde er, vor der Wand stehend, mit einem Genickschuss aus einer achtschüssigen Tokarev-Pistole liquidiert. Die Scharfrichter, überwiegend Analphabeten, wurden gut entlohnt, aber die blutige Arbeit forderte ihren Tribut: Trunksucht und Selbstmorde grassierten unter den Männern, die sie verrichteten.
    Unmittelbar danach wurde die Leiche abtransportiert und in einem Massengrab verscharrt. Eine Putzfrau kam und wischte auf. Der von einem NKWD-Arzt ausgestellte Leichenschein war das letzte Stück Papier, das zur Akte des Hingerichteten kam. Außer bei prominenten Opfern wurde den Angehörigen stets mitgeteilt, der Hingerichtete sei zu zehn Jahren Haft ohne Korrespondenzrecht verurteilt worden, und das war dann jeweils die letzte Nachricht, die seine Familie erhielt.
    Alles das wusste Metcalfe, aber was er nicht wusste, war weit mehr. War er von irgendjemandem verraten worden - oder hatte der NKWD einfach nur beschlossen, es sei Zeit, ihn aus dem Verkehr zu ziehen? Er war in der Nähe eines toten Briefkastens gesehen worden; sein Hotelzimmer war durchsucht worden; sein Funkgerät war gefunden worden. Es gab ein Dutzend Gründe, ihn zu verhaften.
    Aber weshalb hatte ihn ausgerechnet Lanas Freund, ihr persönlicher Assistent Ilja - ein Mann, dem sie angeblich blindlings vertraute und der sie gewarnt hatte, dass NKWD-Agenten nach ihr fahndeten -, hierher gebracht?
    Natürlich war es denkbar, dass Ilja wie so viele andere Sowjetbürger ein Spitzel, ein kleiner NKWD-Zuträger war. Die Geheimpolizei hatte viele Möglichkeiten, jemanden zur Zusammenarbeit zu bewegen: durch eine Drohung gegen Angehörige, die Aufdeckung einer kleinen Unehrlichkeit oder einfach das Angebot regelmäßiger kleiner Zahlungen. Viel war nicht erforderlich, um jemanden anzuwerben. Der NKWD hatte Metcalfe verdächtigt und gewusst, dass er Lana häufig besuchte - da lag es auf der Hand, ihren »Freund« Ilja anzuwerben oder zur Kooperation zu zwingen und Ilja anzuweisen, Metcalfe in die Lubjanka zu bringen.
    Aber war es möglich . war es irgendwie denkbar, dass Lana ihn verraten hatte?
    Sie würde alles tun, um ihren Vater zu beschützen. Falls sie unter Druck

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