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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hat. Vom Tod von Hunderttausenden Ihrer Landsleute in Stellvertreterkriegen in aller Welt. Vielleicht sogar von einer nuklearen Katastrophe. Ich kann Ihnen garantieren, dass Washington nichts unversucht lassen wird, um Sie zu entmachten.«
    »Ach, wirklich?«, sagte der Dirigent kalt.
    »Ja, wirklich. Sie werden isoliert werden. Der Handel, auf den Sie angewiesen sind, wird abrupt zurückgehen. Die amerikanischen Getreidelieferungen werden eingestellt. Ihr Volk wird hungern, und die daraus entstehenden Unruhen werden Russland in ein unvorstellbares Chaos stürzen. Ich habe unmittelbar vor meiner Abreise mit dem nationalen Sicherheitsberater des Präsidenten gesprochen, und obwohl ich nicht in offiziellem Auftrag hier bin, kann ich Ihnen versichern, dass ich weiß, wovon ich in dieser Beziehung rede.«
    Der dirischor beugte sich nach vorn und legte seine Hände auf die Schreibtischplatte. »Wenn Amerika glaubt, die vorübergehenden Wirren in der sowjetischen Führung ausnützen und uns drohen zu können, erliegt es einem gefährlichen Irrtum. Sobald Sie irgendwo auf der Welt gegen uns vorgehen, werden wir nicht zögern, mit allen Mitteln zurückzuschlagen - mit allen uns zur Verfügung stehenden Waffen.«
    »Sie verstehen mich falsch«, unterbrach Metcalfe ihn.
    »Nein, Sir, Sie verstehen mich falsch. Sie dürfen die Tumulte in Moskau nicht fälschlich als Schwäche interpretieren.« Er zeigte auf den Aktenkoffer mit den Atomwaffencodes. »Wir sind nicht schwach, und wir werden vor nichts zurückschrecken, um unsere Interessen zu verteidigen.«
    »Das bezweifle ich keineswegs, und wir sind nicht daran interessiert, Ihre Entschlossenheit auf die Probe zu stellen. Ich stelle nur fest, dass es noch nicht zu spät ist, vom Abgrund zurückzutreten - aber das können nur Sie. Ich schlage vor, dass Sie die übrigen Mitglieder des Notkomitees anrufen und ihnen erklären, dass Sie die Junta nicht länger unterstützen. Ohne Rückhalt bei Ihnen sind ihre Umsturzpläne zum Scheitern verurteilt.«
    »Und was dann, Ambassador Metcalfe? Sollen wir uns wieder ins Chaos stürzen?«
    »Eine Rückkehr zu früheren Zuständen kann es nicht geben. Dafür hat sich zu viel verändert. Aber Sie können entscheidend dazu beitragen, wirkliche, friedliche Veränderungen zu bewirken. Hören Sie mir doch zu, verdammt noch mal: Sie können nicht auf einem Thron aus Bajonetten sitzen.«
    Aber der Dirigent lachte nur. »Sie behaupten, mein Land zu kennen. Aber Sie scheinen nicht zu wissen, dass es für Russland nichts Gefährlicheres gibt als Chaos. Unordnung ist die größte Gefahr für unser Wohlergehen.«
    »Es wird gewaltigen Mut erfordern, sich von den Verschwörern loszusagen«, fuhr Metcalfe unbeirrt fort.
    »Aber wenn Sie das tun, können Sie auf unsere Unterstützung zählen. Sie werden beschützt - das verspreche ich Ihnen. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Ihr Wort!«, sagte Menilow verächtlich. »Weshalb sollte ich Ihnen glauben? Wir bedeuten einander nichts - wir gleichen zwei U-Booten, die auf Tauchstation aneinander vorbeilaufen.«
    »So mag es scheinen. Und trotzdem sind wir beide Männer, die dem bloßen Schein niemals trauen. Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen.«
    »Ich glaube, dass Sie seit Ihrem Kommen nichts anderes getan haben, als mir Geschichten zu erzählen. Und ich kenne sie alle, Mr Ambassador. Ich kenne sie alle.«
    »Bei allem Respekt«, sagte Metcalfe, »diese hier kennen Sie nicht.«

Kapitel Zweiunddreißig
    BERN, NOVEMBER 1940
    Die Schweizer Hauptstadt, weit stiller und weniger kosmopolitisch als ihre bekannteren Schwestern Genf und Zürich, erhebt sich auf einem steil aufragenden felsigen Vorgebirge, einer von der Natur geschaffenen Festung, die auf drei Seiten von einem aus dem Fluss Aare gebildeten Wassergraben umgeben ist.
    Die Berner Altstadt war ein Labyrinth aus Laubengängen und gepflasterten Gassen. Unweit des Casinoplatzes lag in der Altstadt die Herrengasse. Die Nummer 23 war das letzte Haus einer Reihe von Bürgerhäusern aus dem 14. Jahrhundert, deren rückwärtige Weingärten in steilen Terrassen zur Aare hinunter abfielen. Hoch über ihnen waren die Gipfel des Berner Oberlands zu sehen.
    Hier hatte Alfred Corcoran sich niedergelassen. Dies war seine neue Operationsbasis, seit das von ihm geleitete amerikanische Spionagenetz neue Aktivitäten entwickelte.
    Metcalfes Flucht über die sowjetisch-finnische Grenze war anstrengend und gefährlich gewesen. Wie Kundrow ihm versprochen hatte, war er auf

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