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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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weil der Alte natürlich versuchen würde, ihm auch eine Zeitung aufzuschwatzen. So konnte der NKWD-Mann sich einreden, er verpasse nichts, selbst wenn er den Amerikaner sekundenlang aus den Augen verlor.
    Metcalfe drückte dem Alten einen Rubel in die Hand.
    »Ah, wot, spassibo, baryn«, sagte der Zeitungsverkäufer in dem fast unterwürfig höflichen Tonfall, in dem einfache Leute früher mit hohen Herrschaften gesprochen hatten. Der Russe legte die Liederbücher auf seinen Verkaufsstand, um herausgeben zu können, aber Metcalfe wartete weder auf das Liederbuch noch auf sein Wechselgeld. Stattdessen war er mit einem Satz an dem Mann vorbei, erreichte den Randstein und sprang auf die vorbeifahrende Straßenbahn auf. Sein rechter Fuß landete auf dem Trittbrett des ersten der drei Wagen, und seine rechte Hand bekam einen Haltegriff zu fassen, an dem er sich hochzog. Zum Glück fuhr die Straßenbahn gerade nicht sehr schnell, sonst hätte Metcalfe sich beim Aufspringen verletzen können. Aus dem mittleren Wagenteil keifte eine Frauenstimme: vermutlich eine der strelotschnitzy, eine der älteren Frauen, die an den Rädern drehten, die mithalfen, die Straßenbahn in engen Kurven im Gleis zu halten.
    Er warf den Kopf herum und überzeugte sich davon, dass seine Beschatter nicht mitbekommen hatte, dass er auf die Straßenbahn aufgesprungen war. Während der Zug die Straße entlangrumpelte, stellte Metcalfe fest, dass der Aufpasser vor dem Schaufenster des Schuhgeschäfts sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Er hatte nichts bemerkt. Der zweite Mann kam eben um die Schlange vor dem Limonadenstand herum; auch sein ausdrucksloses Gesicht verriet, dass er nicht ahnte, was passiert war. Nach Überzeugung dieses NKWD-Agenten feilschte der Amerikaner noch immer mit dem einarmigen Zeitungsverkäufer. Nur der Alte hatte gesehen, dass er auf die Straßenbahn aufgesprungen war, aber bis einer der Beschatter ihn fragte, wo der Ausländer geblieben sei, war Metcalfe weit fort.
    Metcalfe drängte sich durch den überfüllten Wagen nach vorn bis zum Fahrer und warf ein paar Kopeken in den Münzbehälter. Die Holzsitze waren alle besetzt - die meisten von Männern, wie ihm auffiel, während Frauen jeglichen Alters standen.
    Er hatte es geschafft - natürlich nur vorläufig, aber er hatte die Bewacher abgehängt. Allein dadurch hatte er jedoch die Spielregeln verändert. Sobald sie merkten, dass er sie absichtlich versetzt hatte, würden sie ihn misstrauischer beobachten als zuvor. Sie würden ihre Überwachung verstärken, ihn als feindlich einstufen. So leicht würde er ihnen nie wieder entwischen.
    *
    Auf der Petrowkastraße, einer der großen Straßen im Stadtzentrum, stieg Metcalfe aus. Sie war von Villen gesäumt, in denen einst die reichsten Handelsherren Russlands gewohnt hatten, von Palästen, die jetzt Hotels waren, von Botschaften, Apartmenthäusern und Geschäften. Das dreistöckige Gebäude aus Kalkstein mit klassizistischer Fassade erkannte er sofort wieder. Dort wohnte Lana mit ihrem alten Vater Michail Iwanowitsch Baranow, einem jetzt beim Volkskommissariat für Verteidigung beschäftigten pensionierten General. Während seines Moskauaufenthalts vor sechs Jahren hatte er Lana mehrmals zu Hause besucht; er fand ihre Wohnung, ohne nach dem Weg fragen zu müssen.
    Aber er blieb nicht vor dem Haus stehen. Stattdessen ging er daran vorbei, als sei er zum Hotel Aurora an der übernächsten Straßenecke unterwegs. Dabei kam er an mehreren Läden vorbei: einer Bäckerei und einer Fleischerei, in denen es wahrscheinlich nicht viel zu kaufen gab, und einem Geschäft für Damenmoden, in dessen Schaufenstern er die Passanten hinter sich beobachten konnte. Mit ihm waren einige Leute aus der Straßenbahn ausgestiegen - einige Frauen mittleren Alters, eine junge Mutter mit zwei Kleinkindern, ein alter Mann -, aber keiner von ihnen schlug Alarm. Als Metcalfe sich sicher war, dass er nicht beschattet wurde, machte er abrupt kehrt, hastete über die Straße und tat so, als studiere er ein Reiseplakat, das für Sotschi warb. Wegen dieses jähen Richtungswechsels hätte ein Beschatter seine Position verändern müssen. Aber davon war nichts zu sehen. Nun wusste er bestimmt, dass er keinen NKWD-Agenten zu Lanas Apartmentgebäude mitgebracht hatte. Metcalfe ging zur nächsten Kreuzung weiter, überquerte wieder die Straße und machte einen Rundgang um das Haus, in dem sie wohnte.
    Im Bolschoitheater stand Lana wie alle Tänzerinnen, und

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