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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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natürlich vor allem die Primaballerina, unter Bewachung. Hier würde es jedoch viel leichter sein, zu ihr vorzudringen; zumindest war das Metcalfes Plan. Er sah zu den Fenstern im dritten Stock auf, von denen er wusste, dass sie zur Wohnung von Swetlanas Vater gehörten, und beobachtete einen Schatten.
    Hinter hauchdünnen Stores zeichnete sich eine Silhouette ab, die er sofort erkannte, und ihm stockte der Atem.
    Oben am Fenster stand eine schlanke junge Frau: eine Hand in die Hüfte gestemmt, mit der anderen in Richtung eines unsichtbaren Gesprächspartners gestikulierend.
    Kein Zweifel - das war Lana.
    Sogar als Silhouette war sie außergewöhnlich, atemberaubend schön. Er konnte es plötzlich nicht mehr ertragen, sich auf frostigen, windigen Moskauer Gehsteigen herumzutreiben, wenn Lana kaum fünfzig Meter von ihm entfernt war. Gestern Abend hatte sie ihn kalt lächelnd fortgeschickt, ihn mit einer Kombination aus Verachtung und - dessen war er sich sicher -Angst hinausgeworfen. Auch jetzt würde sie kaum weniger ängstlich davor zurückschrecken, ihn zu empfangen.
    Aber woher kam ihre Angst? War sie nur eine Folge der in Russland weit verbreiteten Xenophobie, des hierzulande häufigen Wunsches, nicht in Gesellschaft kapitalistischer Besucher gesehen zu werden? Oder hing ihre Angst irgendwie mit ihrer neuesten Affäre mit Rudolf von Schüssler zusammen? War sie vor ihm gewarnt worden? Unabhängig davon, was Lana Angst machte, musste Metcalfe darauf eingehen, er musste mit ihr reden und sie wissen lassen, dass er ihr Motiv verstand. Er musste ihre Ängste zerstreuen, indem er ohne Scheu über sie sprach.
    Mit der Iswestija, die er im Kiosk an der Ecke gekauft hatte, blieb er im übernächsten Hauseingang stehen und gab vor, die Zeitung zu überfliegen. So stand er einige Minuten da, während er insgeheim seine Umgebung beobachtete. Erst als der Gehsteig menschenleer war, ging er zu Lanas Haustür weiter. Im Gebäude - weil hier keine wichtigen Funktionäre wohnten, war der Eingang unbewacht - lief er die Treppe zum dritten Stock hinauf.
    Wie alle Wohnungstüren in diesem und ähnlichen Apartmentgebäuden in Moskau war ihre Tür gepolstert und mit Leder bezogen. Die Polsterung hielt nicht nur Kälte ab, das wusste Metcalfe; sie verhinderte auch, dass an den Türen gehorcht wurde. Jedermann lebte in ständiger Angst davor, belauscht zu werden.
    Er drückte auf den Klingelknopf und wartete. Sein Puls beschleunigte sich in einer merkwürdigen Kombination aus Besorgnis und Vorfreude. Nach ungefähr einer Minute hörte er hinter der Tür schwere Schritte näher kommen. Bestimmt nicht Lanas Schritte; vielleicht die ihres Vaters?
    Die Tür wurde langsam geöffnet, und ein Gesicht erschien: das faltige, verwitterte Gesicht einer alten Frau, die aus winzig kleinen, wässrigen Augen, die fast ganz zwischen Runzeln verschwanden, misstrauisch zu ihm aufsah. Zu einem langen Rock trug sie einen groben Wollpullover mit feinem Spitzenkragen und darüber eine schwere Leinenschürze.
    »Da? Schto wy chatitje?«, fragte die Alte: »Ja? Sie wünschen?«
    Obwohl Metcalfe sie noch nie gesehen hatte, wusste er sofort, was sie war. Die Alte gehörte zum archaischen Typus der russischen babuschka - ein Wort, das »Großmutter« bedeutete, tatsächlich jedoch auf jede ältere Frau anwendbar war und unzählige Bedeutungen besaß. Die babusckka war der Mittelpunkt der russischen Großfamilie, die strenge, aber liebevolle, unermüdlich fleißige Matriarchin in einer Gesellschaft, deren Männer als Soldaten oder Trinker so häufig früh aus dem Leben schieden. Sie war Mutter und Großmutter, Köchin und Haushälterin und Drache in einem.
    Aber dies war nicht Lanas Großmutter. Sie arbeitete hier vermutlich als Köchin und besorgte den Haushalt: ein seltenes Privileg, das bestimmte Mitglieder der sowjetischen Elite genossen.
    »Guten Morgen, babuschka«, sagte Metcalfe freundlich auf Russisch. »Ich möchte zu Swetlana Michailowna.«
    »Und Sie sind ...?«, fragte die Alte mit finsterem Blick.
    »Bitte sagen Sie ihr, dass ... Stiwa da ist.«
    Der permanent abweisende Gesichtsausdruck der babuschka verfinsterte sich noch mehr, als sie ihn mit zusammengekniffenen Augen betrachtete, die nun noch mehr in ihren Runzeln verschwanden. Sie schlug ihm abrupt die Tür vor der Nase zu. Metcalfe hörte, wie die schweren Schritte der Alten sich ins Innere der Wohnung entfernten, während ihre hohe, gedämpft klingende Stimme leiser wurde. Früher hatten

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