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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht. Der Leichnam des Bischofs war ein entsetzlicher Anker, der sie nicht loslassen wollte. In ständiger Wiederholung kreisten die Wörter durch ihren Kopf: Was sollen wir tun? Gütige Maria, sag, was wir tun sollen! Er ist tot. Gott im Himmel, wir haben ihn getötet. Was sollen wir jetzt tun .
    Das scharfe Klatschen klang sehr laut, als Annes Hand auf Margarets Wange auftraf. Anne packte die Herzogin von Bur-gund an der Schulter. »Verzeiht mir, Margaret, verzeiht. Ich musste es tun. Bitte, bitte, verzeiht mir.«
    Margaret schluckte. Dann nickte sie unsicher.
    Anne nahm wieder Margarets Hand und verschränkte ihre Finger mit den ihren. Dann atmete sie tief ein. »Wir brauchen Hilfe. Ihr müsst Hilfe holen. Wem könnt Ihr vertrauen?«
    Margaret schloss ihre Augen und versuchte, sich zu konzentrieren. »Aseef. Ich werde Aseef holen.«
    Anne nickte, gleichzeitig glitten ihre Blicke durch den Raum. »Ja, eine gute Idee! Aber zuerst müssen wir diesen Stuhl umdrehen.«
    Margaret verstand, was Anne meinte, und half mit, den schweren Bischofsstuhl mit seinem grässlichen Besitzer so zu drehen, dass der Stuhl mit dem Rücken zur Tür stand. Sollte der Wächter zurückkommen und durch den Spion gucken, würde er den Stuhl und den Bischof von hinten sehen und denken, dass die Befragung noch im Gange wäre. Vom fernen Marktplatz schlug die große Glocke über der Tuchhalle ein Mal, zwei Mal. »Ihr müsst jetzt gehen, Herzogin.«
    Margaret küsste ihre Freundin und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann stemmte sie die schwere Zellentür auf und eilte hinaus. Anne blieb allein beim Leichnam ihres Anklägers zurück.
    Die junge Frau kniete zögernd zu Füßen des Toten nieder, die Augen auf den Gobelin gerichtet, der nun bewegungslos und gerade an der Mauer hing. »Mutter, hilf mir. Erhebe das Schwert der Gerechtigkeit und vernichte die Feinde der Wahrheit ...«
    Jeder, der diesen herkömmlichen, frommen Wunsch gehört hätte, hätte sich bekreuzigt und vielleicht sogar Mitleid empfunden. Arme Lady Anne, hätte jeder gedacht, sie kann alle erdenkliche Hilfe gebrauchen, die sie kriegen kann, irdische wie auch göttliche. Kaum zu glauben, dass so ein hübsches Mädchen wirklich eine Hexe sein soll .
    »Wenn Ihr es ihm nicht sagt, muss ich es aussprechen, Euer Gnaden. Diese Unternehmung ist sinnlos. Wir müssen morgen überlegen, wie es weitergehen soll.« Hastings drehte sich im Sattel nach dem Bruder des Königs um. Bei drei weiteren Stadttoren waren die Wachen nicht nur beleidigend gewesen, sondern es war zu Geplänkeln gekommen, bei denen ein Pferd verwundet worden war und Richard eine Schürfwunde an der Hand erlitten hatte. Der Herzog nickte finster. Er spornte sein Pferd an, bis er neben dem König war. Sie galoppierten über den grasigen Uferweg des Zwin gegenüber der Stadt. »Edward, halt. Bruder! Hör doch!«
    Edwards Pferd war völlig erschöpft. Der König wusste das, wollte es aber nicht wahrhaben. Richard trieb sein Pferd an und war eine halbe Länge vor dem König, als er sein Tier herumriss und sich Edward in den Weg stellte.
    »Herrje, Richard!«
    Nur die starken Hände des Königs retteten beide vor einem Zusammenprall. Er riss so gewaltig am Zügel, dass das Maul seines Pferdes blutete und das Pferd wieherte. »Darauf kannst du stolz sein, fast hättest du uns beide getötet!« Edward saß ab und untersuchte das verletzte Maul seines Pferds.
    »Nein, stolz bin ich nicht. Aber du brauchst dir auch nichts darauf einbilden. Das muss ein Ende haben, Edward. Du hast jetzt anderes zu tun. Anne muss warten.«
    Edward drehte sich mit verstörtem Blick zu seinem Bruder um. »Folter. Hast du das vergessen? Sie könnte sterben.«
    William hatte jetzt aufgeholt, übersät von weißen Schaumflocken aus dem Maul seines erschöpften Pferds. »Der Herzog ist ein Freund von Lady Anne, mein König. Ebenso die Herzogin, Eure Schwester. Niemand wird Lady de Bohun heute Nacht etwas zufügen ...« Er widerstand dem Bedürfnis, sich zu bekreuzigen, denn bei Anschuldigungen dieser Art konnte man nie sicher sein. »Und morgen treffen wir sowieso mit dem
    Herzog zusammen. Wir müssen morgen überlegen, was wir tun können.«
    William sah einen Funken von Resignation in Edwards Augen. Mit einem Zipfel seines Mantels wischte der König sacht das Blut vom Maul seines Pferds und sprach beruhigend auf das verängstigte Tier ein. »Morgen. Ja.« Nach einer Weile stieg er wieder in den Sattel. »Und was ratet Ihr, William?«
    Hastings

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