Der Triumph der Heilerin.indd
schimpfte Louis.
Le Dain senkte seinen Blick und schluckte. Es gab noch mehr schlimme Nachrichten.
»Nun?« Die Stimme des Königs schnitt messerscharf durch den Raum.
Der Barbier fiel schwerfällig auf die Knie und rutschte nach vorn. Als er das Bett des Königs erreicht hatte, senkte er demütig den Kopf. »Königin Margaret von Anjou ist in ihrem Königreich gelandet, Euer Majestät. Sie befindet sich im Südwesten des Landes und schart ihre Anhänger um sich. Die Grafschaften dort waren der Sache der Lancasters immer treu ergeben. Und es gibt immer noch viele, die sich ihr zuwenden, auch jetzt, wo .« Le Dain hustete. Er brachte die Worte, die gesagt werden mussten, kaum über seine Lippen.
»Jetzt, wo der Graf tot ist, meint Ihr? Aber werden sie zu ihr halten, le Dain, werden sie bei der Stange bleiben?« Der König sprang mit ungewohnter Kraft aus dem Bett. Sein schlaffer Bauch wackelte wie ein Pudding, als er zu seinem Schreibtisch humpelte und im Vorübergehen le Dain die Kerze aus der Hand riss. Unbekleidet machte Louis keine heldenhafte Figur, vor allem, weil im Zwielicht die bläulichen Pockennarben auf seinen Beinen einen leprösen Eindruck erweckten.
»Bringt mir eine Feder. Und einen Kurier. Und einen Umhang. Jetzt!«
Le Dain suchte fieberhaft nach einem Umhang für den König. Schließlich legte er einen hermelingefütterten Morgenmantel um Louis' schmale Schultern und eilte hinaus, um den übrigen Befehlen Folge zu leisten. Er rannte durch den Palast, brüllte: »Licht! Feuer! Wachen!«, und er dachte bei sich, dass es zu spät war, Margaret von Anjou jetzt noch Ratschläge zu erteilen.
Mit dem Tod des Grafen von Warwick war das Spiel so gut wie verloren.
Ohne ihren Kriegsherrn musste die einstige Königin von England auf ein Wunder hoffen, wollte sie ihr Königreich zurück-
Kapitel 57
Der Maifeiertag war ein einziges großes Fest im Dorf. Die Tage wurden länger, und es war endlich etwas wärmer. Blühende Weißdornzweige zierten den Eingang zu der kleinen, normannischen Kirche. Bienen ließen sich laut summend in die welkende Blütenpracht fallen und kamen mit Pollen beladenen Beinchen wieder hervor. Vielleicht stand ihnen ja doch ein fruchtbares Jahr bevor.
Es war ein gutes Omen für die Zukunft, dass Anne die Mönche von Appleforth, die früheren Besitzer von Wincanton the Less, dazu hatte bewegen können, ihnen jeden Sonntag einen Pfarrer zu schicken, bis die Pfarrstelle wieder besetzt sein würde. Anne hatte entdeckt, dass sie als Gutsherrin auch die Pfründe für das Kirchspiel besaß. Allerdings war es zeitaufwändig, einen geeigneten Pfarrer zu finden, und sie hatte den Mönchen zu verstehen gegeben, dass gegen ihren Willen niemand dem Dorfauf-gezwungen werden würde. Die Mönche waren entsetzt, als sie erfuhren, wie vernachlässigt die Gemeinde seit dem Tod des alten Pfarrers war. Es gab manche Unregelmäßigkeiten, die der Korrektur bedurften: Mehrere Paare lebten ohne den Segen der Kirche zusammen, und auch uneheliche Kinder waren zur Welt
An diesem Maimorgen zogen daher alle Dörfler zu der gedrungenen Kirche mit dem massiven Turm. Zuvorderst drei junge Paare, zwei von ihnen mit Säuglingen. Und dort unter dem niedrigen Kirchenportal sprachen die Männer der drei Paare ihr Ehegelübde. Sorgfältig wiederholten sie die Worte, die der Pfarrer ihnen vorsagte. Die Mütter pressten ihre Säuglinge eng an sich, damit sie zur selben Zeit, da die Eltern zu rechtmäßigen Eheleuten erklärt wurden, ebenfalls ehelich wurden.
Anne lächelte wehmütig angesichts ihres Glücks. Ob ihr Sohn jemals seinen Vater kennen würde, so wie diese Kinder den ihren? Sie schüttelte den Kopf, um den unerwünschten Gedanken zu verscheuchen, und fing Deborahs Blick auf. Ihre Ziehmutter beugte sich zu ihrer Tochter hinüber, und als der Pfarrer den Segen sprach, streute sie Maiblüten in Annes Haar, so wie die Dörfler es bei den Jungvermählten taten.
»Irgendwann wirst du an der Reihe sein, mein liebes Kind. Es wird ein gutes Jahr werden, für uns und für alle hier am Ort. Das spüre ich.«
Tränen glitzerten in Annes langen Wimpern. Sie beugte sich hinab und küsste ihren Sohn. Sie gab ihm die Blütenblätter, die sie so sorgfältig gesammelt hatte. »Hier, Edward, du kannst meine werfen.« Ihr Sohn lief davon, und mit der ganzen Kraft, die in seinem kleinen Körper steckte, warf er die Blüten in die Luft und rief begeistert: »Gott segne euch! Gott segne euch!«
Die Dörfler blickten den
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