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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Feuer sticken oder spinnen.
    Deborah hatte mit Wats Hilfe einen Webstuhl aufgestellt. Die beiden Frauen wollten bis zum nächsten Winter die Wände des Hauses mit bunten Wandteppichen schmücken und die Betten mit neuen Überdecken versehen. Arbeit war gut, es hielt sie vom Grübeln ab. Trotzdem war Anne manchmal ohne Hoffnung. Sollten ihre Tage und Nächte jetzt und in alle Zukunft so aussehen?
    Vielleicht, und vielleicht war das auch das Beste. Ein ruhiges Leben im Kreis ihrer eigenen Leute. Den Knaben in ihrer Mutter Haus großziehen. Und weit, weit weg zu sein vom Lärm und den Gefahren der Welt. Der Welt der Höfe und der Intrigen und der Kriege. Und der Könige ...
    Kapitel 56
    Der Ostersonntag begann für Edward Plantagenet mit einem stillen Gebet in eisigem Nebel und endete damit, dass seine Rüstung schwarz war von getrocknetem Blut.
    Nur drei Tage zuvor hatten die Straßen Londons gebrodelt von Menschen, die ihn willkommen hießen. Unter einem Regen von Blumen und lieblich duftenden Kräutern war er in seine Stadt eingeritten. Narzissen, Schneeglöckchen, Rosmarin und Salbei fielen vor die Hufe seines Pferdes, zarte Blüten und Blätter wurden im Morast der Straße zu Brei zertrampelt. Der Geruch von Pflanzensaft überlagerte sogar fast den Gestank in den Straßen, der im frühlingshaften Tauwetter einsetzte.
    Drei Tage war es her, dass die Tore Londons für ihn aufgerissen worden waren. Hinter ihm waren seine Männer in die Stadt geströmt und hatten nach Rache geschrien wie Adler. Dieses furchterregende Gebrüll, das überall in der Kapitale von den Menschen nachgeahmt wurde, trieb George Neville und seine Anhänger in die Flucht. Den alten König ließen sie allein im Tower zurück. An diesem glücklichen Tag setzten die Bewohner von London ihren Sommerkönig wieder auf den Thron, ließen ihn, Edward Plantagenet, vor dem Hochaltar der Westminster Abbey weihen. Edward war noch in Halbrüstung und hatte das Schwert seines Vaters umgeschnallt, als der Erzbischof von Canterbury mit bebenden Händen die Krone vorsichtig und fest auf Edwards Haupt drückte.
    Drei Tage war es her, dass er in der kirchlichen Zufluchtsstätte seine Gemahlin wiedergesehen und seinen neugeborenen Sohn betrachtet hatte. Ja, vor drei Tagen, nachdem er sechs Monate lang fort gewesen war. Er hatte vergessen, wie schön Elizabeth Wydeville war. An diesem Tag hatte sie in ihren purpurroten Gewändern ausgesehen wie eine Herrscherin. Mit Tränen in den Augen hatte sie vor ihm geknickst, und er hatte den schlafenden Säugling aus ihren Armen genommen, ihn geküsst und ihn in die Höhe gehalten, so dass alle seine Männer ihn sehen konnten. Dann hatte er ihn als seinen ehelichen Sohn anerkannt und zum Erben seines Königreichs erklärt. Und das Dröhnen der Abteiglocken hatte über die ganze Stadt geschallt und seinen Sohn aufgeweckt, der vor Angst zu schreien begonnen hatte. Der König aber, sein Vater, hatte ihn an seine Rüstung gedrückt, hatte beruhigend auf ihn eingeredet und ihn an-gelächelt, bis er wieder still war. Edward hatte schon immer gut mit Kindern umgehen können.
    Und nun, am vierten Tag, war er nach Barnet gekommen. Hier, in diesem kleinen Ort, musste er sich sein Königreich wahrlich verdienen. Hier musste er den Preis mit dem Blut seiner und Warwicks Männer bezahlen. Sie waren alle Engländer, waren alle seine Untertanen. Um sich hörte er Jubeln und Schreien. Das Tosen der Schlacht.
    Der Nebel hob sich nicht an diesem langen, vierten Tag. Im Gewirr der Schlacht kämpfte Edward wie eine mit Axt und Schwert ausgestattete Maschine, umgeben von Männern, die er kannte, von Männern, die sich ihm doch noch angeschlossen hatt en und die mit ihm töten oder im Tod vereint sterben würden. Wumm! Er spürte den Aufprall in seiner Schulter, als seine Axt Helm und Schädel eines Angreifers durchschlug. Blut spritzte. Er wischte es sich aus dem Gesicht und den Augen und stieß den auf ihn fallenden Leichnam von sich. Und wieder sauste seine Axt nach unten, diesmal traf sie ein Pferd, das schrie wie ein Mensch .
    Er hörte sich brüllen, fiel in das Schreien seiner Männer mit ein, die sich in das blutige Gedränge stürzten und die Männer des Grafen von Oxford und den Grafen selbst hinter einer Wand aufgepflanzter Speere suchten.
    Und dann das Wunder. Als Edward kaum noch Atem, kaum noch Kraft hatte, als seine Axt schwer wie ein Amboss in seiner Hand wog, hörte und sah er mit eigenen Augen, was geschah. Warwicks Soldaten

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