Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
gewendet, und manch einer hatte Warwick schon vor Barnet verlassen.
    Immer mehr hatten sich ihm angeschlossen. Bei Tewkesbury schließlich schlug er seine letzte Schlacht gegen Margaret von Anjou und ihren Sohn Edward, den sogenannten Prinzen von Wales, und vernichtete ihre Armee. Danach standen die Fürsten Schlange, um an seiner Seite zu kämpfen.
    Eigentlich tat es ihm leid, dass der Jüngling hatte sterben müssen, aber was hätte er tun sollen? Gewaltige Kräfte waren bei so einem Gemetzel am Werk, das Schicksal eines Einzelnen hatte man nicht in der Hand. Edward bekreuzigte sich, als er sich an den zerschmetterten Körper des Jünglings erinnerte, der nach der Schlacht zu ihm gebracht worden war. Der Körper war noch nicht voll ausgewachsen, aber an den langen Beinen und dem kräftigen Rücken sah man, dass er einmal ein stattlicher Mann geworden wäre.
    Der König richtete sich in seinem Sattel auf und schloss die Augen. Er zwang sich, an den Tod seines Bruders Edmund zu denken, der kaum älter als Margarets Sohn geworden war, und an den Tod seines Vaters, Richard von York. Wieder bekreuzigte er sich. Gott würde ihn verstehen. Manch ein Toter diente einem höheren Ziel. Und auch der Wiedergutmachung.
    Noch ein anderes Bild quälte ihn und ließ sich nicht verscheuchen. Es war der alte Mann im Tower, der ihn so vertrauensvoll angesehen hatte. Er hatte ihn »lieber Cousin« genannt und ihm die Hand zur Begrüßung hingestreckt. Doch daran durfte er jetzt nicht denken. Die Stabilität des Landes stand an erster
    Stelle. Persönliche Empfindlichkeiten waren Privatsache und durften seine Pflichten nicht beeinträchtigen. Edward riss seinen Mantel auf und zog seines Vaters Schwert. Er hielt es in die Höhe und schwenkte es, so dass der im Griff eingelassene Saphir blitzend das Sonnenlicht einfing.
    Diejenigen, die ihm dabei zuschauten, sahen das Kreuz, das durch Stichblatt und Knauf gebildet wurde, sahen die Leoparden von England und die Lilien von Frankreich auf dem Wappenrock über dem Kettenpanzer, und sie sahen den rotgoldenen Reif in seinen verschwitzten Haaren und sie riefen: »Der König, der König!«, und sie riefen es immer wieder, bis ein Meer von Stimmen durch das Kriegsheer schallte und auf die Bürger von London überschwappte: »Der König, der König!«
    Edward schwenkte lächelnd sein Schwert. Da sah er Clarence, seinen einstmals verräterischen Bruder. Er jubelte wie die anderen: »Der König, der König!«, als sei er der treueste Anhänger, den Edward jemals gehabt hatte. Edward nickte würdevoll, er verneigte sich sogar in seine Richtung, ohne sich die Ironie dieses Augenblicks anmerken zu lassen. Clarence strahlte und verneigte sich noch tiefer von seinem Pferd herab und schrie aus vollem Hals: »Der König, der König!«
    Edward fing den Blick seines anderen Bruders auf, der ihm wirklich immer treu ergeben gewesen war, und zog spöttisch die Augenbrauen nach oben. Richard von Gloucester grinste zurück und schwenkte sein Schwert in der Luft. Auch er rief: »Der König, der König!«, ebenso wie Hastings, sein treuer Hastings. Edward hatte Tränen in den Augen, doch er schämte sich nicht. Um Clarence wollte er sich später Gedanken machen. Und um Anne.
    Nun sah er den Bürgermeister John Stockton mit seinen Ratsherren auf sich zukommen, sowie den tapferen Obersten Strafrichter der City von London, Thomas Urswick. Dieser, so war dem König berichtet worden, hatte persönlich Truppen zusammengestellt und bezahlt, um den von Warwick unterstützten Schurken Fauconberg zu vertreiben, der kurz zuvor die Stadt belagert und sämtliche englischen Handelsschiffe im Hafen versenkt hatte. Edward lagen seine Kaufleute sehr am Herzen. Er würde von diesem Schurken später noch eine Entschädigung verlangen.
    Der König drehte sich im Sattel um und sah über die Kolonnen von Soldaten, die hinter ihm aufzogen. Er schirmte seine Augen vor der blendenden Sonne ab und rief Hastings zu: »Wo ist Margaret? Sie soll zu mir geführt werden.« Hastings nickte und lenkte sein Pferd aus der sich träge fortbewegenden Masse aus Menschen und Pferden und galoppierte an den Reihen »Der König, der König« skandierender Männer nach hinten. Um diese Angelegenheit wollte er sich persönlich kümmern. Er war ein nüchtern denkender Mensch. Wenn es Edward beliebte, wie ein siegreicher Cäsar nach London zurückzukehren und seine Gefangenen vor sich herzutreiben, dann sollte er seinen Willen bekommen. Verdient hatte er es

Weitere Kostenlose Bücher