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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Flussufer über dreißig Fuß hoch aufragende Mauer hätte erklettern können. Die Königin bemerkte den Blick ihrer Mutter und verengte ihre Augen. Sie nickte. »Natürlich könnt Ihr es schließen. Man kann nie vorsichtig genug sein.«
    Die Herzogin fürchtete sich davor, von ihrer Tochter ins Vertrauen gezogen zu werden. Früher, als Elizabeth neu bei Hof war, ja, da hatte Jacquetta jeden Vertrauensbeweis begrüßt und gefördert, den sie von ihrer Tochter bekommen konnte, denn sie, die Wydevilles, hatten alle von der unglaublichen Heirat mit Edward Plantagenet profitiert. Im Lauf der Zeit aber, vor allem nach den jüngsten Unruhen, war die Königinmutter sehr beunruhigt darüber, dass Elizabeth immer mehr auf die persönliche Unterstützung durch ihre Mutter baute.
    Zehn Monate waren vergangen, seitdem Edward seinen Thron verloren hatte, und beinahe sechs Monate, seitdem er ihn zurückgewonnen hatte. Während dieser Zeit hatte Elizabeth regelrechte Wahnvorstellungen entwickelt, was die Absichten der Menschen betraf, die sie umgaben. Einerseits sah sie die Mitglieder ihrer Familie als ihre eigentlichen Verbündeten an, andererseits lag darin auch eine Gefahr. Wer ständig in der Nähe der Königin war und zu den Hofdamen gehörte, die die Königin jeden Tag sah, wurde mit gemeinen Verdächtigungen belegt, denen niemand entgehen konnte.
    Nach der lang ersehnten Rückkehr des Königs waren Elizabeths Wahnvorstellungen sogar noch schlimmer geworden. Sie war zu der Überzeugung gelangt, und das zu Recht, dass die meisten Hofdamen Edward Plantagenet verführen wollten. Deshalb hatte Elizabeth ihre Mutter gezwungen, sich heimlich bei Hofe umzusehen und ihr Informationen zu beschaffen, die sie als Gemahlin des Königs nicht bekommen konnte. Aber sie war nie zufrieden. Nie wusste und hörte Elizabeth Wydeville genug. Deshalb die Vertraulichkeit zwischen Mutter und Tochter an diesem Abend.
    Herzogin Jacquetta mühte sich mit dem schweren Fenster ab, und als sie es endlich geschlossen hatte, ging sie zum Bett der Königin zurück. Nüchtern betrachtete sie das Gesicht ihrer Tochter. Vielleicht waren die Befürchtungen der Königin gerechtfertigt. Selbst bei Kerzenlicht waren die feinen Linien an den Augenwinkeln nicht zu übersehen, und auf der Oberlippe zeigten sich die ersten Fältchen, die gefürchteten Schmollrun-zeln.
    »Was schaut Ihr denn so?«, fragte die Königin ungehalten. Sie hatte den abschätzenden Blick ihrer Mutter bemerkt.
    Ausnahmsweise sprach die Herzogin unverblümt und offen. »Ich habe darüber nachgedacht, dass Ihr Eure missmutigen Blicke besser im Zaum halten solltet. Ihr solltet mehr lächeln. Ganz sanft, natürlich. Ehrlich gesagt, Ihr verzieht zu heftig Euer Gesicht, und das in einer Art und Weise, die nicht gerade schmeichelhaft ist.«
    Die Augen der Königin verdunkelten sich vor Angst. »Was meint Ihr damit?«
    »Fältchen, liebe Tochter, auf Eurem Gesicht. Heute Abend sind sie deutlich zu sehen. Das sind die Spuren Eurer schlechten Laune, fürchte ich. Bald werden sie auch über Nacht nicht mehr glatt werden.«
    »Ich muss nur Euer Gesicht anschauen, Mutter, dann weiß ich, was mir blüht.« Sanft wie vergiftete Sahne. Mutter und Tochter sahen sich lächelnd an, aber die Spannung zwischen ihnen knisterte hörbar. »Also, was habt Ihr gehört? Wo ist der König?«
    Jacquetta überlegte einen Augenblick, ob sie wirklich erzählen sollte, was sie wusste, aber letztendlich machte es keinen Sinn, das Unvermeidliche hinauszuschieben. Außerdem würde Elizabeth sie zwingen, ihr alles zu sagen.
    »Er ist beobachtet worden, seitdem er heute Abend aus dem Palast gegangen ist, aber das hatte ich Euch eigentlich ersparen wollen.«
    Die Königin hätte beinahe die Stirn gerunzelt, aber dann erinnerte sie sich daran, dass sie lächeln musste. Sie richtete sich auf. »Und?«
    »Er war allein. Er holte sich am Spätnachmittag ein Pferd aus dem Stall, kurz nachdem er diese Nachricht erhalten hatte.« Auf den fragenden Blick ihrer Tochter hin hob die Herzogin eine Hand hoch. »Nein, ich weiß nicht, was darin stand. Er ritt aber direkt zum Haus dieses unangenehmen Tuchhändlers.«
    Fleißige Nonnenfinger hatten monatelang daran gearbeitet, die neue, zarte Überdecke zu besticken, aber die Hände der Königin zerdrückten das kostbare Gewebe. »Mathew Cuttifer und seine scheinheilige Gemahlin. Und dann?«
    Herzogin Jacquetta von Luxemburg holte tief Luft. »Nicht lange danach, kurz vor Einbruch der Dunkelheit,

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