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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Panik. »Lasst mich los, Sir. Steht auf!« Agonistes aber hörte ihn nicht und klammerte sich wie ein Ertrinkender an die Beine des armen Mannes und flehte heulend um Vergebung.
    »Nein!« Mit einer kräftigen Drehung schwang der Träger seine Körbe herum und schlug Agonistes nieder.
    »Halt!«
    William Hastings sah auf den Mönch hinab, der mit dem Gesicht in der mit Unrat gefüllten Gosse am Straßenrand lag. Und Agonistes hob sein Gesicht empor und war geblendet vom Bild des bewaffneten Reiters in der blau-rot-goldenen Uniform. Ein letzter Strahl der untergehenden Sonne fing sich in dem eisernen Helm und krönte das Haupt des Ritters wie mit einem Heiligenschein. Dies war ein Zeichen, Gott der Herr hatte ihm ein Zeichen geschickt - und einen Helfer für die Aufgabe, die vor ihm lag.
    Der zerlumpte Mönch, Diener Gottes und Diener von Louis de Valois, rappelte sich auf und streckte seinen Zeigefinger in die Höhe. Diese zufällige Begegnung hatte alle seine Zweifel zum Verstummen gebracht. »Lord William Hastings. Ich kenne Euch. Der Herr kennt Euch. Ich bin gekommen, seinen Willen zu erfüllen. Ich, ein armseliger Sünder, kann den König vor sich selbst retten.« In diesem Augenblick erst verstand Agonistes die Aufgabe, die ihm auferlegt worden war, und auch denjenigen, der sie ihm aufgetragen hatte. Seine Seele hatte die Wahrheit gesprochen. Was immer Louis ihm auftrug, es diente einem höheren Zweck.
    William kniff die Augen zusammen. Der Mann kam ihm i rgendwie bekannt vor. Wenn man sich den Dreck und die Lumpen wegdachte, blieb noch etwas anderes. Die Stimme, die Stimme war unverwechselbar. William hatte ein gutes Gedächtnis für Stimmen. Und für Gesichter.
    »Moss? Seid Ihr das?«
    Der Mönch straffte seine Schultern. »Der Mann, der einst Moss war, ist tot. An seine Stelle bin ich getreten. Ich bin der Hexenhammer, und ich bin zurückgekommen, um diesen Hof von Sünde zu säubern und die Seele des Königs vor Hexerei zu retten.«
    William zog seine Brauen hoch und musste beinahe lachen über den Unsinn, den dieser zerlumpte Kerl von sich gab. »Aha. Und wie wollt Ihr das bewerkstelligen?«
    Moss lächelte und entblößte dabei seinen unappetitlich zerlöcherten Kiefer. »Hier lebt eine Frau, die für ihre zahllosen Sünden schon längst verbrannt gehört. Sie heißt Anne de Bohun. Solange sie atmet, ist die Seele des Königs in Gefahr. Der Herr hat mich hierhergesandt, dies dem König zu sagen.«
    Williams Hände verkrampften sich um die Zügel seines Pferdes. Anne de Bohun? »Sergeant!«
    Der Sergeant der Wachmannschaft kämpfte sich durch die aufgebrachte Menge zu seinem Herrn durch. Er ärgerte sich, dass sie auf dem Nachhauseweg aufgehalten wurden. »Ja, Lord Großkämmerer?«
    »Bringt diesen heiligen Bruder zum Palast.«
    William Hastings deutete auf den Mönch, dann ritt er, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, weiter. Der Soldat starrte den Mönch angeekelt an. Er war schmutzig und stank, aber das war es nicht. Es war der eigenartige Ausdruck der Augen, was dem Sergeanten so unbehaglich war.
    Heilig? Dieser Mann sah eher wie ein Mörder als wie ein Heiliger aus.
    Kapitel 71
    Auch im Palast von Westminster hielt sich an diesem Abend die Wärme. Eine ausgedehnte Abenddämmerung wich allmählich der Nacht, aber die Königin fand keine Ruhe. Sie hatte den König zuletzt gesehen, als er nach einer Hasenjagd auf dem Schlossgelände noch überprüfen wollte, wie seine geliebten Jagdfalken die sommerliche Hitze vertrugen.
    Die Zeit verflog, die Abendandacht und das Abendessen rückten bedrohlich näher, und noch immer war der König nicht zurückgekehrt. Um bei den bevorstehenden öffentlichen Auftritten durch Edwards Abwesenheit nicht kompromittiert zu werden, wies die Königin ihre Hofdamen an, dem Großkämmerer des Königs, Lord Hastings - der jüngst erst von einer geheimnisvollen, sechstägigen Reise zurückgekehrt war -, auszurichten, dass sie plötzlich erkrankt sei. Der Hof konnte sich an diesem Abend auch ohne sie unterhalten. Sie wollte dem Trubel fernbleiben.
    Hinter den verschlossenen Türen der weitläufigen Privatgemächer der Königin im Palast von Westminster machten die Kammerzofen und die königlichen Hofdamen Elizabeth Wyde-ville bettfertig. Als Erstes wurden die Nadeln aus ihrem silbergoldenen Haar entfernt, dann wurde das Haar gelöst und mit elfenbeinernen Rosshaarbürsten ausgekämmt. Dann teilten die Damen die fließende Pracht und polierten jede einzelne Strähne mit einem

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