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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gefiel zu sprechen. Die großen Türflügel schlossen sich hinter dem letzten Höfling. Elizabeth winkte Hastings zu sich.
    »Habt Ihr sie gefunden?«
    Hastings hatte sich auf dieses Gespräch vorbereitet. Er hatte genau überlegt, was er sagen musste, um aus dieser verfahrenen Situation ohne Blessuren wieder herauszukommen.
    »Nein, Euer Majestät. Lady Anne de Bohun war bereits abgereist.«
    Die Königin schien das nicht zu überraschen. Sie nickte und sackte ein wenig in ihrem Stuhl zusammen, ein Verhalten, das William einen Augenblick lang verwirrte. Waren die Neuigkeiten so schnell von Somerset nach London gedrungen?
    »Und? Was gibt es sonst noch?«
    Der Großkämmerer lächelte zuversichtlich. »Euer Majestät, ich weiß, wo sie sich aufhält.« Die Königin starrte William unverwandt an und winkte ihn näher. Er stand auf der untersten Stufe des Thronaufbaus, aber sie winkte ihn noch näher zu sich heran, bis er neben ihrem Thron stand.
    »Ich auch«, flüsterte sie direkt in sein Ohr. William unterdrückte den Drang, sich am Ohr zu kratzen, und war deshalb völlig unvorbereitet und erschrocken, als Elizabeth kreischte: »Er ist gerade bei ihr. Er ist die ganze Nacht bei ihr gewesen!«
    Allein schon die Lautstärke ihres Schreis riss den Großkämmerer fast von den Füßen. Automatisch streckte er eine Hand aus, um sich festzuhalten, und bekam dabei eine Armlehne des Throns zu fassen. Ausgerechnet jene Armlehne, auf die die Königin sich stützte.
    »Rührt mich nicht an. Wie könnt Ihr es wagen!«
    Elizabeth raste vor Zorn, und William war völlig aus der Fassung. Und er schämte sich. Die Königin war heilig und durfte von ungeweihten Händen nicht berührt werden.
    »Vergebt mir, Euer Majestät!«
    William kniete taumelnd nieder und senkte sein Haupt, um sein puterrotes Gesicht zu verbergen. Stille war eingetreten, trotzdem kam es Hastings so vor, als ob sein Herz in seinen Mund gewandert wäre und die Königin das aufgeregte Pochen hören musste, wenn er ihn öffnete.
    »Was soll ich nur tun, William? Der König liebt diese Frau. Er wird mich verlassen. Er wird mich ins Kloster schicken.«
    Sonst nannte sie ihn nie William. Vorsichtig schaute der Großkämmerer hoch und sah etwas Außerordentliches. Die Königin weinte vor seinen Augen, und es war ihr anscheinend egal, wie sie dabei aussah. Er hatte sie nie zuvor weinen sehen. Die Tränen flossen wie ein Sturzbach aus ihren Augen, tropften auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß rang, und liefen über ihre Nasenspitze und über ihr Kinn herab. Das waren keinesfalls Ziertränen, das waren echte Tränen.
    William hielt die Luft an. Dies war möglicherweise der Beginn einer ersten, großen Neuordnung von Macht und Einfluss seit der Rückkehr des Königs. Der Großkämmerer von England erkannte seine Chance und ergriff sie. »Euer Majestät, ich stimme mit Euch überein, dass Lady Anne de Bohun ein Problem darstellt. Ein Problem für den König und möglicherweise auch für das Königreich. Aber verzweifelt nicht. Ich möchte Euch noch heute jemanden vorstellen, der für Euch interessant sein könnte. Jemand, der viel über die Lady Anne de Bohun zu erzählen weiß ...«

Kapitel 74
    Als Anne erwachte, war der Morgen schon fast vorüber, doch sie beschloss, Sorgen und Ängste nicht aufkommen zu lassen. Verzauberung bestimmte ihr Leben von Stund an - eine Verzauberung, die vom König, ihrem Liebhaber, hervorgerufen worden war. Edward Plantagenet hatte extra für sie ein Boudoir bauen lassen, und sie war nun die Herrin dieses Orts. Sie wohnte in einem Turm, der von einem Garten umgeben war, genau wie in den Ritterromanzen. Anne wollte ihre neue Umgebung erforschen, solange der König fort war.
    Zuerst jedoch musste sie sich ankleiden. Es gehörte sich nicht, den lieben langen Tag nackt im Bett zu bleiben, auch wenn sie in dieser verführerischen Vorstellung schwelgen konnte. Anne setzte sich auf und legte eine zarte Decke um sich. Schönheit und Überfluss, wohin sie auch schaute. So etwas hatte sie nie zuvor gesehen, es war einfach berauschend. Doch war der Luxus nicht auch ein Gefährte der Sünde?
    Anne räkelte sich und schob diesen Gedanken beiseite. Sie stand auf und ging zu einem verriegelten Fenster, die Decke über die Binsen hinter sich herschleifend. Die Fensterscheiben waren dick und blattgrün, und als sie hindurchschauen wollte, war die Welt draußen eigenartig verzerrt. Wie sah der Garten aus dieser Höhe eigentlich aus? Anne stieß das Fenster

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