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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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auf, so weit es ging, und sah auf ihr geheimes Reich hinab. Die Sonne strahlte ihr ins Gesicht.
    Das Land um ihren Turm war dicht bewaldet und von einer hohen Mauer umgeben, die auf der einen Seite wie eine halb in den Bäumen versteckte, natürliche Felswand aussah. Obwohl der Garten so nah bei Westminster lag, war er ungewöhnlich groß und bis auf den Turm unbebaut. Fast wie der Park eines Edelmanns.
    Direkt unter ihrem Fenster befand sich ein kleines Nebengebäude mit einem spitzen Dach, von dessen höchstem Punkt ein Rauchfaden in die stille Luft aufstieg. Eine Küche?
    Anne gähnte. Und lachte. Wenn ihr Liebhaber erst gegen Abend zurückkehrte und sie einen Tag lang Herrin dieses Turms sein sollte, dann musste sie sich wenigstens ordentlich waschen und anziehen. Aber sie brauchte Hilfe. Und Kleider. Kleider, das war ein Problem. Sie hatte nur das Kleid, das sie gestern getragen hatte, und das lag auf dem Boden.
    Das weiße Kleid, das perlenbestickte Kleid, wo war es? Als Anne überlegte und daran dachte, was geschehen war, als sie mit dem König hier angekommen war, errötete sie, auch wenn niemand da war, der ihre Verlegenheit hätte sehen können.
    Ach ja, auch dieses Kleid, dieses wunderschöne, zauberhafte Gewand, war vergessen worden.
    Da fiel Annes Blick auf eine zierliche, silberne Handglocke neben dem Bett. Neugierig beugte sich die junge Frau vor, nahm die Glocke und läutete sie versuchsweise. Der helle Ton war noch nicht verklungen, als sie vor der Tür des Turmzimmers eilige Schritte vernahm: eine Frau oder ein Kind? Dann ein zögerndes Klopfen.
    »Herein.«
    Langsam ging die Tür auf, und der verschleierte Kopf einer Frau lugte herein. Dann folgte der Rest, und die Frau verbeugte sich.
    Eine Nonne? Einen wahnsinnigen Augenblick lang dachte Anne, vor ihr stünde eine richtige Nonne, aber als die Fremde den Kopf hob, sah Anne, dass sie sich geirrt hatte. Es war eine Witwe, das erklärte auch das schwarze Kleid und den weißen Schleier. Anne unterdrückte ihre Verlegenheit und lächelte freundlich. »Ich möchte mich waschen und anziehen. Könnt Ihr mir helfen?«
    Die Frau nickte heftig und lächelte, ihre Augen jedoch blickten respektvoll zu Boden.
    »Wie heißt Ihr?«
    Die Frau öffnete ihren Mund und zeigte hinein. Dort, wo gewöhnlich die Zunge war, war nur ein verstümmelter, roter Fleischklumpen. Sie war stumm.
    »Oh, das tut mir leid.« Anne war schockiert, aber die Frau lächelte sie weiter freundlich an. Sie zeigte auf die Glocke in Annes Hand und machte die Gesten für Waschen und Anziehen.
    »Ja, ja, das wäre nett, wenn Ihr mir helfen könntet. Ich muss ein Kleid finden, es ist weiß und ...«
    Die Frau nickte eifrig und eilte hinaus, kam aber schon einen Augenblick später wieder, über ihren ausgestreckten Armen ehrfürchtig das schöne Kleid gebreitet. Sie legte es vorsichtig auf das zerwühlte Bett. Dann führte sie Anne zu einem Schemel am Fenster und machte Zeichen, dass sie Wasser holen wollte.
    Anne sah ihr nach und zitterte, obwohl die Sonne durch das Fenster schien und sie in Wärme einhüllte. War die garantierte Verschwiegenheit dieser Frau Teil des Preises, den Edward Plantagenet für ihre gemeinsame Liebe bezahlte? Vielleicht rechneten Könige die menschlichen Kosten der Liebe mit anderen Maßstäben. Vielleicht sahen Könige diese Kosten überhaupt nicht.
    »Ich kann mich nicht an Euch erinnern. Wann wart Ihr hier am Hof?«
    Elizabeth Wydeville hatte wieder die Führung übernommen. Und war von dem Anblick, der sich ihr bot, nicht gerade eingenommen. Knochendürr und bleich stand der Mönch vor ihrem Thron. Er trug das Gewand der Dominikaner, aber es war von so vornehmer Machart, von feinstem Wolltuch und einem so tiefen Schwarz, dass sogar Bruder Entenschiss verschmäht hätte, es zu tragen. Der Mann hob seine gehetzt blickenden Augen zu ihr empor.
    »Ich war Euer Arzt, Schwester Königin. Ich brachte Euch den wohltätigen Gürtel der Heiligen Mutter Christi, als die Schmerzen bei der Geburt Eurer ältesten Tochter, der edlen Lady Elizabeth, unerträglich wurden. Und als Ihr zu sterben drohtet, da half ich, die Prinzessin aus Eurem Leib zu befördern und sah Euch weinen, als Ihr saht, dass das Kind ein Mädchen war.«
    Die Königin, die schon die Anrede »Schwester Königin« im höchsten Maße befremdete, verschluckte sich beinahe vor Empörung. »Wie könnt Ihr es wagen! Wachen!«
    »Nein, Euer Majestät! Lasst ihn weitersprechen. Bitte. Um des Königs und Eures

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