Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Bergkuppen bekrönt; andere verriethen durch die Form ihrer Lagunen den madreporischen Ursprung.
Die Einwohner sind klein, häßlich und leiden an widerlichen Krankheiten. Wenn das Sprichwort:
»Mens sana in corpore sano
« jemals seine Anwendung per Antiphrasin finden kann, so ist es hier, denn die Eingebornen scheinen geistig sehr wenig entwickelt und stehen entschieden tief unter den Ualanern. Auch hier scheinen sich schon fremdartige Moden eingebürgert zu haben. Verschiedene Eingeborne trugen z. B. spitzige Hüte, ähnlich denen der Chinesen; Andere waren mit geflochtenen Matten bekleidet, welche ein Loch hatten, um den Kopf hindurch zu stecken, etwa wie der Poncho in Südamerika; Alle legten aber keinen Werth auf Spiegel, Halsbänder und Schellen; sie verlangten nach Aexten und Eisen, was auf ihre häufigere Berührung mit Europäern hindeutete.
Nachdem sie die Inseln Tamatan, Fanendik und Ollap, das heißt die Martyrer-Inseln der alten Karten, angelaufen und rings um die, ihnen von Arrowsmith und Malaspina zugeschriebene Position vergeblich nach den Inseln Namourek und Iselouk gesucht, lief die »Coquille«, die noch längs des nördlichen Theiles von Neu-Guinea hingesegelt war, am 26. Juli an der Südostküste im Hafen Doreï ein und verweilte daselbst bis zum 8. August.
Der Aufenthalt hier lieferte ungemein reichhaltige Ergebnisse bezüglich der Naturgeschichte, Geographie, Astronomie und Physik. Die Eingebornen dieser Insel gehören zu den Papuas reinster Race. Ihre Wohnungen bestehen aus ziemlich großen, auf Pfählen errichteten Hütten, nach denen man auf einem Stück eingekerbten Holz oder Brett emporsteigt, das jeden Abend hereingezogen wird. Die Eingebornen der Küste liegen, so scheint es, mit denen aus dem Innern, den Harfou-Negern oder Arfakis, in fortwährender Fehde. Unter Führung eines jungen Papua gelang es d’Urville, bis zu den Wohnstätten der Letzteren zu gelangen. Er fand hier sanfte, gastfreundliche und höfliche Leute, welche keineswegs dem Bilde entsprachen, das ihre Feinde von ihnen entworfen hatten.
Von dieser Station aus durchsegelte die »Coquille« nochmals die Molukken, rastete nur sehr kurze Zeit bei Surabaya an der Küste von Java und erreichte am 30. October Isle de France und Bourbon. Nach einem letzten Halt bei St. Helena, wo die französischen Officiere das Grab Napoleon’s besuchten, und bei Ascension, wo sich seit 1815 eine englische Kolonie angesiedelt hatte, lief die Korvette am 27. April 1825 in Marseille ein, nach einer Reise von einunddreißig Monaten und dreizehn Tagen, während welcher ohne Verlust eines Mannes, ohne einen Kranken und ohne Havarien 24.894 Lieues zurückgelegt worden waren.
Der höchst bemerkenswerthe Erfolg dieser Expedition gereichte dem jungen Befehlshaber ebenso zur hohen Ehre wie allen Officieren, die sich mit unermüdlichem Eifer wissenschaftlichen Beobachtungen aller Art gewidmet hatten.
Es waren zweiundfünfzig Karten und Pläne gezeichnet und nicht nur an Exemplaren reiche, sondern auch durch deren Neuheit werthvolle Sammlungen aus den drei Naturreichen zusammengebracht worden. Wörterverzeichnisse sehr verschiedener Sprachen, mit deren Hilfe man die Geschichte der Wanderungen der oceanischen Volksracen reconstruiren zu können hoffte, merkwürdige Aufschlüsse über die Erzeugnisse der besuchten Plätze, über den Zustand des Handels und der Industrie der Bewohner, Beobachtungen betreffs der Gestalt der Erde, magnetische, meteorologische und botanische Untersuchungen – das war die reiche wissenschaftliche Fracht, welche die »Coquille« heimbrachte und deren Veröffentlichung die gelehrte Welt mit erklärlicher Ungeduld entgegensah.
Fußnoten
1 Jacques Arago, der Bruder des berühmten Astronomen.
2 … war das Schlimmste gethan und das Uebrige schien gesichert.
3 Ein gebräuchliches Maß auf Tahiti.
II.
Expedition des Baron von Bougainville. – Aufenthalt in Ponditscherry. – Die »weiße Stadt« und die »schwarze Stadt«. – Die Rechte und die Linke Hand. – Malakka. – Singapore und sein Aufblühen in jungster Zeit. – Aufenthalt in Manilla. – Die Bai von Tourane. – Die Affen und die Einwohner. – Die Marmorfelsen von Fay-Foë. – Cochinchinesische Diplomatie. – Die Anambas. – Der Sultan von Madura. – Die Madura-und die Allas-Straßen. – Cloates und die Trials. – Van Diemen. – Botany-Bai und Neu-Süd-Galles. – Santiagound Valparaiso. – Heimkehr und das Cap Horn. – Expedition
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