Der Triumph des 19. Jahrhunderts
welche sie kamen, bevor sie jene hohe Person fanden, in folgender Weise:
»Wir glitten friedlich quer über ein geräumiges Bassin, das grünende Uferwälder einrahmten. Hinter uns strebten die hohen Berggipfel der Insel, bedeckt mit üppigem Grün, empor, aus dem die schlanken biegsamen Schafte der Cocospalme emporragten. Vor uns erhob sich, inmitten der Wasserfläche, die kleine Insel Leilei, eingefaßt von hübschen Cabanen der Einwohner und von einem freundlichen Hügel bekrönt… Rechnet man hierzu noch einen herrlichen Tag und eine höchst angenehme Temperatur, so wird man sich leicht unser Entzücken bei dieser Art Triumphzug in Begleitung eines einfachen, friedlichen und zuvorkommenden Volkes vorstellen können.«
Eine von d’Urville auf achthundert Köpfe geschätzte Volksmenge erwartete die Boote und Piroguen vor einem sauberen, hübschen Dorfe mit wohlgepflasterten Straßen. Die ganze Gesellschaft, die Männer auf der einen, die Frauen auf der anderen Seite, beobachtete ein durch keinen Laut unterbrochenes Schweigen. Zwei Häuptlinge nahmen die Reisenden bei der Hand and führten sie nach der Wohnung des Uroß tôn. Die fortwährend schweigende Menge blieb draußen stehen, während die Franzosen in die geräumige Hütte eintraten.
Bald erschien der Uroß tôn, ein abgezehrter, schwächlicher Greis, den die Last seiner Jahre – er mochte mindestens achtzig zählen – offenbar drückte. Aus Höflichkeit erhoben sich die Franzosen bei seinem Eintritt, ein Gemurmel der Umstehenden bedeutete ihnen jedoch, daß sie damit gegen die Sitte verstießen.
Sie sahen sich jetzt um. Alle Anwesenden lagen mit der Stirne auf dem Boden. Selbst die Häuptlinge machten von dieser kriechenden Ehrerbietung keine Ausnahme. Der Greis, den die Kühnheit der ruhig stehen gebliebenen Fremden anfangs überraschte, gebot seinen Unterthanen Ruhe und setzte sich zu jenen. Er klopfte ihnen auf die Wangen, Schultern und Schenkel als Freundschaftsbeweis für die kleinen Geschenke, die man ihm und seiner Frau überlassen hatte. Die Erkenntlichkeit des Fürstenpaares fand ihren Ausdruck in dem Geschenke von sieben »Tots«, von denen fünf aus den feinsten Geweben bestanden.
Nach der Audienz besuchten die Franzosen das Dorf und erstaunten nicht wenig, hier zwei kolossale Mauern aus Korallen zu finden, von denen einzelne Blöcke gewiß mehrere tausend Pfund wogen.
Trotz einiger Diebereien der Häuptlinge verlief der zehntägige Aufenthalt ganz friedlich, und das gute Einvernehmen, das zwischen den Ualanern und den Franzosen von dem ersten Augenblick an herrschte, wurde in keiner Weise gestört.
»Man erkennt leicht, sagt Duperrey, welche Wichtigkeit die Insel Ualan dereinst noch erlangen kann. In der Mitte der Carolinen gelegen, bietet sie den Schiffen, welche von Neu-Holland nach China segeln, sichere Häfen zur etwaigen Ausbesserung von Schäden, aber auch Wasser und verschiedene Nahrungsmittel im Ueberflusse. Die Bevölkerung ist zugänglich und friedfertig und dürfte bald im Stande sein, Seefahrern ein auf dem Meere unentbehrliches Nahrungsmittel zu liefern, da wir ihnen zwei tragende Zuchtsauen überlassen haben, die sie mit großer Erkenntlichkeit annahmen.«
Duperrey’s Voraussetzungen sind nicht in Erfüllung gegangen, und die Insel Ualan hat, obschon eine Fahrstraße von Europa nach China, südlich von Van-Diemen, hier vorüberführt, auch heute noch keine höhere Bedeutung erlangt als vor fünfzig Jahren. Der Dampf hat die gesammte Schifffahrt so sehr umgestaltet und so radicale Veränderungen hervorgerufen, wie sie die Seefahrer zu Anfang des Jahrhunderts nimmermehr vorhersehen konnten.
Die »Coquille« hatte Ualan kaum zwei Tage verlassen, als sie am 17., 18. und 23. Juni schon wieder andere Eilande auffand, welche die Eingebornen mit den Namen Pelelap, Takai, Aoura, Ougai und Mongoul bezeichneten. Es sind das die Mac Askyll und Duperrey-Gruppen, deren Bewohner den Ualanern ähneln und welche ebenso, wie die auf den Radaks-Inseln, ihre Häuptlinge »Tamons« nennen.
Am 24. desselben Monats segelte die »Coquille« durch die Hogelen-Gruppe, welche Kotzebue unter zu hoher Breite gesucht hatte, und die der Commandant aus einigen von den Eingebornen ausgesprochenen Namen erkannte, die sich auf der Karte des Pater Cantova wiederfinden. Die hydrographische Aufnahme dieser Inselgruppe, welche gegen dreißig Meilen Umfang hat, vollendete de Blois vom 24. bis 27. Juni.
Diese Inseln sind meist hoch und von vulcanischen
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