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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Maßregeln zur Erhaltung der Gesundheit der Mannschaften, selbst zur Sicherung eines gewissen Wohlbehagens, und war nicht in Verlegenheit wegen Beschäftigungen und Zerstreuungen, welche so mächtig dazu beitragen, die Langeweile einer dreimonatlichen Nacht zu verkürzen.
    Mancherlei von den Officieren ertheilte Unterrichtskurse, auch Maskeraden und Theatervorstellungen, nebst einer gleichmäßigen Wärme von 50° Fahrenheit (–10° C.) erhielten die Leute so frisch und munter, daß Parry, als ihm das Thauwetter am 20. Juli 1825 die Wiederaufnahme seiner Operationen gestattete, keinen einzigen Kranken an Bord hatte.
    Er schlug nun einen Weg längs des östlichen Ufers der Einfahrt in die Prinz Regent-Straße ein; da trieben aber zahlreiche Schollen heran und drängten die Fahrzeuge gegen das Land. Die »Fury« wurde so schwer beschädigt, daß sie, obschon vier Pumpen stets in Thätigkeit blieben, kaum flott erhalten werden konnte. Parry machte zwar den Versuch, sie wieder in Stand zu setzen; nachdem sie aber mit großer Beschwerde auf ein ungeheueres Stück Eis gehoben worden war, entstand ein heftiger Sturm, der die temporäre Unterlage zertrümmerte und das Schiff auf den Strand warf, wo man es endgiltig aufgeben mußte. Seine Besatzung wurde von der »Hekla« mit aufgenommen, die in Folge dieser Katastrophe den Rückweg nach England einschlug.
    Der gegen Gefahren so abgehärtete Parry ließ sich auch hierdurch von weiteren Projecten nicht abhalten. Wenn es sich unmöglich erwies, das Eismeer auf diesem Wege zu erreichen, so konnte es doch noch andere dahin geben. Vielleicht bot z. B. die ungeheuere Meeresfläche zwischen Grönland und Spitzbergen eine minder gefährliche Straße, die von Eisbergen, welche sich ja nur an Küsten bilden, weniger heimgesucht war.
    Die frühesten Fahrten in diese Gegenden, von denen man Kenntniß besitzt, sind die Scoresby’s, der diese Meere zum Zwecke der Walfischjagd lange Zeit besuchte. Im Jahre 1806 gelangte er dabei sehr hoch nach Norden, ja, so hoch, wie es auf diesem Wege noch keinem Schiffe gelungen war. Er befand sich nämlich am 24. Mai unter 81°30’ der Breite und 16° östlicher Länge von Paris, das heißt, ziemlich genau im Norden von Spitzbergen. Das Eis erstreckte sich in der Richtung nach Ostnordosten hin. Zwischen dieser Richtung und dem Südosten war das Meer auf eine Strecke von dreißig Meilen vollkommen frei, und auch auf die Entfernung von hundert Meilen Land nicht zu sehen.
    Man muß bedauern, daß sich der Walfänger diesen günstigen Umstand nicht zunutze machte, um noch weiter nach Norden vorzudringen; unzweifelhaft hätte er manche wichtige Entdeckung gemacht, oder vielleicht gar den Pol selbst erreicht.
    Was nun geschäftliche Rücksichten dem Walfänger Scoresby nicht zu unternehmen gestatteten, das wollte Parry auszuführen versuchen.
    Er segelte mit der»Hekla« am 27. März 1827 von London ab, kam nach dem norwegischen Lappland, nahm in Hammerfest Hunde, Renthiere nebst Booten ein und setzte seine Fahrt nach Spitzbergen weiter fort.
    Der Hafen Smeerenburg, den er anzulaufen gedachte, war noch mit Eis erfüllt, und die »Hekla« kämpfte gegen dasselbe bis zum 27. Mai. Parry verließ alsdann sein Schiff in der Hinlopen-Straße und fuhr mit zwei Booten nach Norden weiter, auf denen er Roß und Crozier, je zwölf Mann Besatzung und Lebensmittel für einundsechzig Tage mitnahm. Nach Hinterlassung eines Lebensmitteldepois auf den Sieben Inseln, lud er den übrigen Proviant und die Boote auf Schlitten, welche für diesen Zweck ganz besonders hergerichtet waren. Er hoffte auf diese Weise über das feste Eis gelangen und jenseits desselben ein, wenn auch nicht ganz freies, doch wahrscheinlich fahrbares Meer erreichen zu können.
    Das Packeis bildete aber nicht, wie Parry vorausgesetzt, eine vollkommen gleichartig zusammengesetzte Masse. Dazwischen fanden sich sowohl breite offene Spalten, über die er setzen mußte, als auch steile Hügel, die man mit den Schlitten nur schwer erklimmen konnte. So kam er in vierzehn Tagen nur vierzehn Kilometer nach Norden vorwärts.
    Am 2. Juli wies das Thermometer bei dichtem Nebel + 1∙7° im Schatten und 8∙3° in der Sonne.
    Der Weg über die holprige, jeden Augenblick von offenen Wasserkanälen unterbrochene Oberfläche war äußerst mühsam, und dazu litten die Augen der Reisenden nicht wenig von dem grellen rückstrahlenden Lichte.
    Trotz aller Hindernisse aber drangen Parry und seine Gefährten muthig weiter,

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