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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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als der Erstere am 20.Juli bemerkte, daß sie erst bis 82°37’, das heißt nur neun Kilometer weiter nach Norden gekommen waren, als drei Tage vorher. Allem Anscheine nach unterlag also die ganze Eismasse der Wirkung einer Strömung nach Süden, denn der Reisende war überzeugt, während jener Zeit mindestens zweiundzwanzig Kilometer über das Eisfeld zurückgelegt zu haben.
    Parry verheimlichte anfangs seinen Leuten diese Bemerkung, bald wurde es Allen aber offenkundig, daß sie sich nur mit der Differenz zweier entgegengesetzter Geschwindigkeiten nach Norden hinbewegten; einmal mit der, in welcher sie selbst alle Hindernisse überwanden, abzüglich der anderen, welche das »Icefield« nach Süden entführte.
    Die Expedition erreichte indessen eine Stelle, wo das morsche Eis Menschen und Schlitten kaum noch zu tragen vermochte. Hier fand sich ein furchtbarer Haufen von Schollen, welche, von den Wogen emporgehoben, mit entsetzlichem Geräusche aufeinander stießen. Die Mundvorräthe gingen zur Neige; Roß war verwundet. Parry litt an einer heftigen Augenentzündung und der Wind schlug auch noch um – das Alles zwang die Engländer, nach Süden zurückzukehren.
    Diese kühne Fahrt, während der das Thermometer niemals unter 20° Kälte herabsank, hätte vielleicht von Erfolg sein können, wenn sie in weniger vorgeschrittener Jahreszeit unternommen worden wäre. Wenn die Reisenden früher aufbrachen, so mußten sie wohl über 82°40’ hinauskommen, da sie Regen, Schnee und Feuchtigkeit, die untrüglichen Vorzeichen des sommerlichen Thauwetters, nicht aufgehalten hätten.
    Als Parry wieder bei der »Hekla« eintraf, hörte er, daß das Schiff in der größten Gefahr geschwebt habe. Unter heftigen Winden hatten Eisschollen die Ankerkette zerrissen und jenes auf den Strand geworfen. Nachdem man dasselbe wieder flott gemacht, war es nach dem Eingange der Waigatzstraße geschafft worden.

     
    Man mußte sich zu einer zweiten Ueberwinterung entschließen. (S. 463.)
     
    Parry segelte nun ohne Unfall nach den Orcaden, hielt sich kurze Zeit an diesen Inseln auf und lief am 30. September wieder in London ein.
    Während Parry einen Durchgang durch die Bassins-oder Hudsons-Bai suchte, um nach dem Pacifischen Ocean zu gelangen, waren verschiedene Expeditionen organisirt worden, um die Entdeckungen Mackenzie’s zu vervollständigen und den Verlauf der Nordküste Amerikas zu bestimmen.
     

    Eskimo-Familie. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Diese Reisen schienen keine so großen Schwierigkeiten zu bieten, während ihre Ergebnisse für den Geographen ebenso wichtig, wie für den Seemann vortheilhaft zu werden versprachen. Die Führung derselben wurde einem verdienstvollen Officier, Franklin, anvertraut, dessen Name mit Recht so berühmt geworden ist. Doctor Richardson und Georges Back, damals Midshipman in der Kriegsmarine, begleiteten ihn nebst zwei Matrosen.
    Am 30. August 1819 in der Factorei von York, am Ufer der Hudsons-Bai, angelangt, reisten die Forscher, nachdem sie sich von Pelzjägern alle ihnen nützlich erscheinende Auskunft verschafft, am 9. September von da ab und erreichten am 22. October das sechshundertneunzig Meilen entfernte Cumberland House. Die günstige Jahreszeit neigte sich zu Ende. Franklin begab sich inzwischen mit Georges Back nach dem Fort Chippewayan am westlichen Ende des Athabaska-Sees, um die Vorbereitungen für die im nächsten Sommer auszuführende Expedition zu überwachen. Diese Reise von achthundertsiebenundfünfzig Meilen legte er mitten im Winter und bei Temperaturen von vierzig bis fünfzig Grad unter Null zurück.
    Zu Anfang des Frühjahres traf Doctor Richardson im Fort Chippewayan mit dem Reste der Expedition ein, und diese brach am 18. Juli 1820 in der Hoffnung auf, vor Eintritt der schlechten Jahreszeit an der Mündung des Coppermine-Flusses einen günstigen Platz zur Ueberwinterung zu finden. Dabei hatten Franklin und seine Begleiter freilich die Schwierigkeiten des Weges und die Hindernisse, welche die Strenge des Klimas bereitete, zu gering veranschlagt.
    Wasserfälle, Untiefen in den Seen und Flüssen, nicht fahrbare Stellen und das seltenere Vorkommen von eßbarem Wilde hielten die Reisenden so sehr zurück, daß die canadischen Führer am 20. August, als die Teiche sich schon wieder mit Eis zu bedecken anfingen, sich beklagten, und als sie Schaaren wilder Vögel nach dem Süden ziehen sahen, überhaupt verweigerten, noch weiter mitzugehen. Franklin mußte, so sehr ihn diese

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