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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Böswilligkeit erbitterte, doch seine Pläne aufgeben, und an der Stelle, wo er sich befand, das heißt fünfhundertfünfzig Meilen vom Fort Chippewayan am Ufer des Winterflusses, ein hölzernes Haus erbauen lassen, das den Namen Fort Entreprise erhielt. Dasselbe liegt unter 64°28’ der Breite und 118°6’ der Länge.
    Nach vollendeter Einrichtung der Wohnung bemühten sich die Reisenden, so viel als möglich Lebensmittel einzusammeln, und bereiteten aus Renthierfleisch jene Conserve, welche in ganz Amerika als »Pemmican« bekannt ist. Zuerst zeigten sich sehr viele Renthiere; man zählte deren an einem Tage über zweitausend Stück; dies lieferte jedoch den Beweis, daß jene auf der Auswanderung nach milderen Gebieten begriffen waren. Obwohl das Fleisch von hundertachtzig dieser Thiere zubereitet worden war und der benachbarte Fluß ebenfalls noch verschiedene Nahrungsmittel lieferte, so sollten doch auch diese beträchtlichen Vorräthe nicht ausreichen.
    Auf die Nachricht von der Ankunft weißer Männer in ihrem Lande siedelten sich nämlich mehrere ganze Indianerstämme vor den Thoren des Forts an und ließen keine Gelegenheit vorüber, zu betteln und die Ankömmlinge herzhaft auszubeuten. Auch die Ballen mit Wollendecken, der Tabak und andere Tauschwaaren wurden bald genug erschöpft. Beunruhigt, die Expedition nicht ankommen zu sehen, die ihm weiteren Proviant zuführen sollte, schickte Franklin am 18. October Georges Back mit einigen Canadiern nach dem Fort Chippewayan.
    Eine solche Fußreise mitten im Winter erheischte eine Unerschrockenheit und Opferwilligkeit, von der die nachfolgenden wenigen Zeilen eine kleine Vorstellung geben.
    »Ich hatte, sagt Back bei seiner Rückkehr, die Freude, meine Reisegenossen nach einer Abwesenheit von etwa fünf Monaten in bestem Wohlsein wieder anzutreffen. In jener Zeit hatte ich elfhundertundvier Meilen in Schneeschuhen und ohne einen anderen Schutz während der Nacht in den Wäldern zurückgelegt, als den einer Decke und eines Damhirschselles, während das Thermometer häufig bis 40, einmal sogar bis 57° unter Null herabsank; zuweilen mußte ich dabei zwei bis drei Tage ohne Nahrung aushalten.«
    Diejenigen, welche im Fort zurückgeblieben waren, hatten jedenfalls schwer von der Kälte zu leiden, welche noch um drei Grad diejenige übertraf, welche Parry auf der Melville-Insel ertragen mußte, obwohl diese dem Pole um neun Breitengrade näher liegt. Die Wirkungen dieser niedrigen Temperatur machten sich nicht nur bei den Menschen bemerkbar; selbst die Bäume waren dabei bis in’s innerste Mark gefroren, so daß eine Axt in ihnen kaum einen Eindruck hervorbrachte.
    Zwei Dolmetscher aus der Hudsons-Bai waren mit Back nach dem Fort Entreprise gekommen. Der eine derselben besaß eine Tochter, welche für das schönste Wesen galt, das man jemals habe sehen können. Obwohl erst sechszehn Jahre alt, hatte sie doch schon zwei Ehemänner gehabt. Einer der englischen Officiere zeichnete ihr Bild zum großen Leidwesen der Mutter, welche fürchtete, daß der »große Häuptling der Engländer« sich bei Betrachtung dieses Porträts in das Original verlieben könnte.
    Am 14. Juni 1821 war der Coppermine-Fluß hinlänglich frei von Eis, um auf demselben hinabfahren zu können. Man schiffte sich also ein, obschon die Lebensmittel fast vollständig aufgezehrt waren. Zum Glück gab es an dem grünen Ufer des Flusses viel Wild und man erlegte unter Anderem genug Moschusochsen, welche für Alle hinreichende Nahrung lieferten.
    Die Mündung des Coppermine wurde am 18. Juli erreicht. Die Indianer kehrten aus Furcht, ihre Feinde, nämlich Eskimos, zu treffen, sofort nach dem Fort Entreprise um, während die Canadier es kaum wagten, mit ihren Booten auf das freilich ziemlich aufgeregte Meer zu fahren. Franklin wußte sie jedoch zuletzt dazu zu bestimmen; er konnte aber nicht über die Turn Again-Spitze hinausgelangen, das ist ein unter 68°30’ der Breite liegendes Vorgebirge, das sich am Eingange eines großen, mit vielen Inseln besäeten Golfes befand, dem Franklin den Namen Golf der Krönung George’s IV. beilegte.
    Franklin war den Hood-Fluß stromauf gefahren, als er sich von einem zweihundertfünfzig Fuß hohen Wasserfalle aufgehalten sah; den Rest des Weges mußte er also zu Land zurücklegen und mitten durch über zwei Fuß tiefen Schnee ein unbekanntes, unfruchtbares Land durchwandern. Die Strapazen und Leiden der Rückreise kann man sich leichter denken, als sie zu beschreiben

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