Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Schiffe glücklich wieder in England ein.
Die Ergebnisse dieser Reise waren sehr beträchtlich; es wurden durch dieselbe nicht allein sehr ausgedehnte Gebiete der Polarregion erschlossen, sondern man hatte auch werthvolle physikalische und magnetische Beobachtungen angestellt und ebenso über die Kälte-Erscheinungen, über das arktische Klima und das animalische und vegetabilische Leben in jenen Gegenden Auskunft erlangt.
Bei einer einzigen Fahrt erreichte Parry mehr als Alle, die ihm im Laufe von dreißig Jahren auf seiner Fährte folgen sollten.
Sehr befriedigt von diesen Erfolgen Parry’s, vertraute ihm die Admiralität im Jahre 1821 das Commando zweier Schiffe, der »Hekla« und der »Fury« an, das letztere nach dem Modell der »Hekla« erbaut. Diesesmal erforschte der Seefahrer die Ufer der Hudsons-Bai und mit größter Sorgfalt auch die Küsten der Halbinsel Melville, nicht zu verwechseln mit der Insel gleichen Namens. Man überwinterte auf der Winter-Insel, nahe der Ostküste jener Halbinsel, und griff dabei auf dieselben Unterhaltungen zurück, die sich bei der früheren Fahrt so gut bewährt hatten. Die angenehmste Zerstreuung in der Monotonie des Winters war jedoch der Besuch einer Gesellschaft Eskimos, welche am 1. Februar über das Eis ankamen. Ihre Hütten, die man bisher nicht bemerkte, waren am Ufer errichtet; man stattete auch diesen vielfache Besuche ab, und der achtzehnmonatliche Verkehr der Besatzung mit jenen trug nicht wenig dazu bei, eine ganz andere Anschauung über diese Völker, ihre Lebensweise und ihren Charakter zu verbreiten, als man eine solche bisher hatte.
Die Untersuchung der Fury-und Hekla-Engen, welche die Halbinsel Melville von dem Cockburn-trennen, nöthigte die Reisenden, noch einen Winter über in den arktischen Gebieten zu verweilen. Wenn dazu auch noch bessere Maßnahmen getroffen wurden, so verlief diese Zeit doch in etwas gedrückterer Stimmung, weil Officiere und Matrosen das Gefühl grausamer Enttäuschung nicht überwinden konnten, sich gerade in dem Augenblicke aufgehalten zu sehen, wo sie nach der Behrings-Straße abzusegeln hofften.
Am 12. August öffnete sich wieder ein Weg durch das Eis. Parry wollte seine Schiffe nach Europa zurücksenden und auf dem Landwege eine Untersuchung der von ihm entdeckten Länder vornehmen; er mußte jedoch den Vorstellungen des Kapitän Lyon nachgeben, der ihm die ganze Tollkühnheit dieses verzweifelten Planes vor Augen legte. Die beiden Fahrzeuge kehrten also nach einer Abwesenheit von siebenundzwanzig Monaten nach England zurück und hatten während dieser Zeit von hundertacht Mann nur fünf verloren, obwohl sie zwei Winter nach einander in den hyperboräischen Regionen zubrachten.
Gewiß erreichten die Ergebnisse dieser zweiten Fahrt die der ersten nicht an Bedeutung, dennoch darf man sie keineswegs für werthlos ansehen. Man wußte nun, daß die eigentliche Küste Amerikas nicht über den 70. Grad hinaufreicht, daß der antarktische Ocean mit dem Polarmeere durch eine Menge Meerengen und Kanäle zusammenhängt, von denen die meisten, wie die der Fury, der Hekla, die Fox-Enge und andere, freilich vielfach durch Eismassen verschlossen sind, welche heftige Strömungen in denselben aufhäufen.
Wenn das an der Südostspitze der Halbinsel Melville gesehene Eis hier permanent zu lagern schien, so war das mit dem am Eingange der Regent-Straße offenbar nicht der Fall. Es bot sich demnach einige Aussicht, nach dem Polarbecken vordringen zu können. Die »Fury« und die »Hekla« wurden deshalb noch einmal ausgerüstet und Parry zur Führung überlassen.
Diese Reise war leider die mindest glückliche von allen, welche der erfahrene Seemann unternahm, nicht, daß er sich dabei seiner Aufgabe nicht gewachsen gezeigt hätte, wohl aber wurde er das Opfer unglücklicher Zufälligkeiten und mißlicher Verhältnisse. So bedrängte ihn z. B., als er kaum in die Bassins-Bai eingelaufen war, eine so ungeheuere Masse Eis, daß er die größte Mühe hatte, nur den Eingang zu der Prinz Regent-Straße wieder zu erreichen. Wäre er hier drei Wochen früher eingetroffen, so hätte es ihm vielleicht gelingen können, längs der Küste Amerikas hinzusegeln, jetzt blieb ihm aber nichts Anderes übrig, als sofort Anstalten zu treffen, um unter den geringsten Beschwerden den Winter zu verbringen.
Für diesen Officier, der schon gewöhnt war, den Winter der Polarzone auszuhalten, hatte das nichts Erschreckendes an sich. Er kannte die nöthigen
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