Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Nutzen zu ziehen.
Nachdem die drei Reisenden bei dem Bey einen recht wohlwollenden Empfang gefunden und dieser ihnen seine Unterstützung nach allen Seiten zugesagt, beeilten sie sich, Tripolis zu verlassen. Unter dem Schutze der von dem Fürsten gestellten Escorte erreichten sie ohne Schwierigkeit am 22. April 1822 Murzuk, die Hauptstadt von Fezzan. Unterwegs hatte man sie da und dort mit einer wohlwollenden Freude begrüßt, welche fast an Enthusiasmus grenzte.
»In Sokna, erzählt Denham, kam uns der Statthalter entgegen und traf uns auf der Ebene vor der Stadt. Ihn begleiteten die vornehmsten Einwohner derselben, nebst mehreren hundert Bauern, die unsere Pferde umringten und uns vor lauter Luft und Freude die Hände küßten. So zogen wir in die Stadt ein. Unaufhörlich wiederholte die Menge die Worte: »Inglesi! Inglesi!« Und dieser Empfang machte auf uns einen um so angenehmeren Eindruck, als wir die ersten Europäer waren, welche in ihrer gewohnten Kleidung erschienen; ja, ich bin überzeugt, daß wir weit weniger freundlich aufgenommen worden wären, wenn wir etwa als Mohammedaner auftreten und uns zu der Rolle von Heuchlern hätten erniedrigen wollen.«
In Murzuk freilich sollten sich dieselben Plackereien wiederholen, welche Hornemann gelähmt hatten. Jedenfalls erschienen Verhältnisse und Menschen gänzlich verändert. Ohne sich von den Ehrenbezeugungen, die ihnen der Sultan erwies, blenden zu lassen, verlangten die scharfsichtigen Engländer vorzüglich nach der nothwendigen Escorte, um sie nach Bornu zu begleiten.
Man erwiderte ihnen, daß an eine Abreise vor dem kommenden Frühjahre deshalb nicht zu denken sei, weil man die »Kafila« oder Karawane und die Mannschaften, welche sie durch die wüsten Strecken begleiten sollten, nicht eher zusammenbringen könne.
Inzwischen erbot sich ein reicher Kaufmann, Namens Bou Baker Bu Khaloum, ein intimer Freund des Pascha, gegen einige Geschenke alle Schwierigkeiten zu beseitigen. Er übernahm es, die Engländer selbst nach Bornu zu führen, wohin er sich ebenfalls begeben wollte, wenn der Pascha von Tripolis die dazu nothwendige Erlaubniß ertheilte.
Denham, der Bou Khaloum’s Versicherungen Glauben schenkte, begriff die Nothwendigkeit dieser einzuholenden Erlaubniß und begab sich nach Tripolis zurück. Da er nur ausweichende Antworten erhielt, drohte er, sich nach England einzuschiffen, wo er über die Hindernisse, welche der Pascha der Erfüllung seiner Mission in den Weg legte, Bericht erstatten würde.
Diese Drohungen verhallten erfolglos; Denham ging wirklich unter Segel und landete eben in Marseille, als ihn ein Bote des Bey einholte, der ihn zurückrief und ihm volle Genugthuung und Bou Khaloum die Erlaubniß, die drei Reisenden zu begleiten, zusicherte.
Am 30. October kam Denham nach Murzuk zurück, wo er seine Gefährten, leider heftig ergriffen vom Fieber und geschwächt von dem abscheulichen Klima des Landes, wieder antraf.
Ueberzeugt, daß ein Luftwechsel ihre erschütterte Gesundheit wieder kräftigen werde, ließ er sie aufbrechen und in kurzen Tagesmärschen vorausreisen. Er selbst verließ Murzuk am 29. November mit einer Karawane von Kaufleuten aus Mesurot, Tripolis, Sokna und Murzuk, deren aus zweihundertzehn Arabern, lauter Krieger aus den aufgeklärtesten und unabhängigsten Stämmen, bestehende Bedeckung Bou Khaloum persönlich befehligte.
Die Expedition schlug den von Lieutenant Lyon gewählten Weg ein und gelangte bald nach Tegherhy, der südlichsten Stadt von Fezzan und der letzten, die man vor dem Eintritt in die Wüste von Bilna antrifft.
»Ich benutzte die Gelegenheit, sagt Denham, das Schloß von Tegherhy abzuzeichnen, das sich am südlichen Rande eines an der Stadt gelegenen Salzsees erhebt. Nach Tegherhy selbst gelangt man durch einen engen, niedrigen und gewölbten Gang, der nach einer zweiten Mauer mit einem Thore führt; diese Mauer ist mit Schießscharten versehen, welche einem Feinde das Vordringen wegen des beschränkten Raumes sehr erschweren müßten. Ueber dem Thore befindet sich noch eine Oeffnung, um Geschosse und Feuerbrände auf die etwaigen Angreifer zu schleudern, wovon die Araber mit Vorliebe Gebrauch machen.
Das Innere der Stadt enthält einen Brunnen mit recht gutem Wasser. Bei hinreichendem Vorrath an Lebensmitteln und Schießbedarf dürfte dieser Platz, wenn er einigermaßen in Stand gesetzt würde, gewiß ernstlichen Widerstand leisten können. Tegherhy selbst hat recht freundliche Umgebungen.
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