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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ueberall wachsen Datteln und sprudelt ausgezeichnetes Wasser hervor. Nach Osten zu dehnt sich eine niedrige Hügelreihe aus, Wasserschnepfen, Enten und wilde Gänse tummeln sich auf den Salzteichen der Nachbarschaft.«
    Von dieser Stadt aus betraten die Reisenden eine Sandwüste, durch welche man sich nur schwierig zurecht finden würde, wenn der Weg nicht durch Skelete menschlicher und thierischer Körper bezeichnet wäre, die man vorzüglich in der Nähe der Brunnen findet.
    »Ein solches Skelet, das wir eines Tages fanden, erzählt Denham, sah noch recht frisch aus, der Bart hing noch am Kinn und auch die Gesichtszüge ließen sich nothdürftig unterscheiden. Da rief plötzlich einer von den Kaufleuten der Kafila (Karawane): das ist mein Sklave! Vor vier Monaten ließ ich ihn hier in der Nähe zurück! – So bringe ihn schnell zu Markte, sagte darauf ein witziger Sklavenhändler, damit Dir Keiner Dein Eigenthum streitig macht!«
    In der Wüste giebt es da und dort durch Oasen bezeichnete Haltepunkte, wo sich mehr oder weniger bedeutende Städte angesiedelt haben. Ein solches hervorragendes Rendez-vous bildet z. B. Kischi. Hier wird ein Straßenzoll von Jedem verlangt, der durch das Land reist. Der Sultan der genannten Stadt – man beobachtet wiederholt, daß sich diese Duodez-Herrscher gern den Titel eines Befehlshabers der Gläubigen zulegen – zeichnete sich durch seinen auffallenden Mangel an Reinlichkeit recht unvortheilhaft aus, und ebenso bot sein ganzer Hofstaat, wenn man Denham glauben darf, einen geradezu widerlichen Anblick.
    »Er kam in das Zelt Bou Khaloum’s, sagt der Reisende, in Begleitung von einem halben Dutzend Tibbous, von denen einige geradezu abschreckend häßlich waren. Ihre Zähne erschienen dunkelbraun, was von dem übermäßigen Tabakgenusse, dem sie mit dem Munde und der Nase fröhnen, herrühren mochte. Ihre Nase sah schon mehr einem an das Gesicht geklebten Fleischklumpen ähnlich; die Nasenlöcher derselben waren so groß, daß sie mit den Fingern ganz tief hinein stoßen konnten. Weder meine Uhr, Boussole, noch eine Spieldose, die ich bei mir führte, erregten ihre Aufmerksamkeit. Die Leute glichen mehr Thieren in Menschengestalt.«
    Die Stadt Kirby, die man etwas weiter hin, zwischen einer Kette von Hügeln, welche vierhundert Fuß an Höhe nicht überschreiten, antrifft, liegt in einem »Uadi«, umgeben von zwei Salzseen, die ihre Entstehung aller Wahrscheinlichkeit nach den Aushöhlungen verdanken, welche die Entnahme von Erde zu Bauzwecken zurückließ. In der Mitte dieser Seen erhebt sich, einer Insel gleich, ein kleiner Berg von Kochsalz und kohlensaurem Natron. Das Salz, welches die in dieser Gegend sehr häufigen Uadis liefern, bildet den Gegenstand eines nicht unbedeutenden Handels mit Bornu und Sudan.
    Eine erbärmlichere Stadt als Kirby dürfte es wohl kaum geben. »Darin findet man nichts, nicht einmal eine Matte.« Wie kann das auch anders in einem Orte sein, der den unaufhörlichen Razzias der Tuaregs ausgesetzt ist?
    Die Karawane zog hierauf durch das Land der Tibbous; es sind das gastfreundliche und friedliche Leute, welche die Brunnen und Cisternen in Stand halten und dafür von den Karawanen eine Entschädigung erhalten. Schnell und kräftig von Natur, im Besitz sehr flüchtiger Pferde, haben sie sich eine außergewöhnliche Fertigkeit im Schleudern der Lanze erworben, welche die stärksten Krieger wohl bis zweihundertvierzig Fuß weit werfen. Bilma ist ihre Hauptstadt und die Residenz ihres Sultans.
    »Dieser fand sich, so meldet der Bericht, mit einem zahlreichen Gefolge von Männern und Frauen bei den Fremden ein. Die letzteren waren weit hübscher als die in den kleineren Städten; Einzelne hatten wirklich ganz angenehme Züge und ihre weißen, gut geordneten Zähne contrastirten wunderbar gegen die Schwärze der Haut und der dreieckigen, öltriefenden Haarflechte, welche ihnen auf jeder Seite des Gesichtes herabhing; auch die Korallengehänge an der Nasenscheidewand und große Halsbänder aus Ambra standen ihnen recht gut zu Gesicht. Die Einen hielten einen »Cheiche« oder Fächer aus zarten Pflanzen oder aus Roßhaargesflecht, um die Fliegen abzuwehren, Andere nur einen Baumzweig; Diese trugen Fächer aus Straußenfedern, Jene ein großes Bund Schlüffel; Alle aber führten irgend etwas in der Hand und schwenkten es über dem Kopfe. Ein Stück Stoff von Sudan, das an der linken Schulter befestigt war und die rechte Körperseite frei ließ, bildete ihre

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