Der Triumph des 19. Jahrhunderts
die Reise des Kapitän Sadlier von der indischen Armee. Im August 1819 von dem Gouverneur von Bombay mit einer Mission an den gegen die Wahabiten kriegführenden Ibrahim Pascha betraut, durchzog dieser Officier die ganze Halbinsel von dem Hafen El Katif am Persischen Golf bis nach Yambo am Rothen Meere.
Der Bericht über diese merkwürdige Reise nach Arabien, welche bisher noch kein Europäer ausgeführt hatte, ist leider nicht besonders veröffentlicht worden, sondern in einem fast unauffindbaren Werke, den
Transactions of the Literary Society of Bombay
, vergraben geblieben.
Fast zur nämlichen Zeit, von 1821 bis 1826, ließ die englische Regierung durch die Schiffskapitäne Moresby und Haines hydrographische Arbeiten zum Zwecke einer vollständigen Aufnahme der Küsten von Arabien ausführen. Dieselben sollten zur Unterlage der ersten verläßlichen Karte dienen, welche bis dahin von jener Halbinsel mangelte.
Der Vollständigkeit wegen erwähnen wir hier noch die beiden Züge zweier französischer Naturforscher, Aucher Eloy’s nach Oman, und Emil Botta’s nach Yemen, sowie die Arbeiten eines französischen Consuls in Djedda, Fulgence Fresnel’s, über die Idiome und Alterthümer Arabiens. Der Letztere, der seine Briefe über die Geschichte der Araber vor der Zeit des Islam im Jahre 1836 herausgab, war der Erste, der die himjaritische oder homeritische Sprache studirte und erkannte, daß dieselbe mit den alten hebräischen und syrischen Dialecten mehr Aehnlichkeiten aufwies als mit dem heutigen Arabischen.
Zu Anfang dieses Bandes schilderten wir Seetzen’s und Burckhardt’s Forschungen und archäologische und geschichtliche Studien in Syrien und Palästina. Hier haben wir nun noch Einiges über eine kleinere Reise nachzutragen, deren Ergebnisse vorzüglich die physikalische Geographie berühren. Es betrifft die Fahrt des bayrischen Naturforschers Heinrich Schubert.
Ein strenger Katholik und begeisterter Gelehrter, fühlte Schubert sich von den melancholischen Landschaften des heiligen Landes mit seinen wunderbaren Legenden und von den sonnenbeglänzten Ufern des geheimnißvollen Nils mit dessen historischen Erinnerungen mächtig angezogen. In seinem Berichte findet man gleichzeitig die tiefen Eindrücke des Gläubigen und die wissenschaftliche Voreingenommenheit des Naturforschers wieder.
Malerisch an schneebedeckten Bergwänden hängende Dörfer. (S. 199.)
Im Jahre 1837 betrat Schubert, nachdem er Unter-Egypten und die Halbinsel Sinaï durchstreift, das heilige Land. Zwei Freunde, ein Arzt, Doctor Erdl, und ein Maler, Martin Bernatz, begleiteten den gelehrten bayrischen Reisenden.
In El Akabah am Rothen Meere gelandet, begab sich die Gesellschaft mit einer kleinen, arabischen Karawane nach El Khalil, dem alten Hebron. Den Weg, den sie benutzten, hatte noch keines Europäers Fuß betreten. Es war das ein breites, flaches Thal, das am Todten Meere endigte und diesem früher als Ausläufer nach dem Rothen Meere gedient zu haben schien. Burckhardt und manche Andere, welche dasselbe nur einmal gesehen hatten, huldigten ganz derselben Ansicht und schrieben die Unterbrechung dieses Ausflusses einer Hebung des Bodens zu. Die von den Reisenden gemessenen Höhen sollten das Irrige dieser Hypothese erweisen.
Geht man nämlich von dem aelanischen Golf (das ist von Akabah) aus, so steigt der Weg zwei bis drei Tage lang bis zu einer Stelle, welche die Araber den »Sattel« nennen, und fällt von hier aus nach dem Todten Meere zu ab. Dieser Scheitelpunkt liegt gegen siebenhundert Meter über dem Meere. Das fand wenigstens im folgenden Jahre ein französischer Reisender, der Graf de Bertou, der dieselbe Gegend besuchte.
Auf dem Wege nach dem Asphaltsee hinunter nahmen Schubert und seine Gefährten wiederholte barometrische Messungen vor und waren nicht wenig erstaunt, als sie ihr Instrument plötzlich einundneunzig Fuß »unter« dem Rothen Meere und weiterhin immer eine tiefere Niveaulage des Landes anzeigen sahen.
Zuerst dachten sie bei dieser Wahrnehmung natürlich an einen Beobachtungsfehler, überzeugten sich aber doch bald von deren Richtigkeit und erkannten daraus, daß der Asphaltsee niemals habe nach dem Rothen Meere abfließen können, einfach deshalb, weil das Niveau des ersteren weit unter dem des letzteren liegt.
Diese Senkung des Todten Meeres ist noch auffallender, wenn man sich von Jerusalem nach Jericho begiebt. Dabei kommt man durch ein langes Thal mit starkem Gefälle, das wegen der
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