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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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indo-europäischen Sprachstämme.
    Man überzeugte sich bald, daß die Vedas – jene in hohem Ansehen stehende und deshalb von Einschaltungen verschont gebliebene Gesetzessammlung – in einem alten und sehr reinen Idiom geschrieben waren, dem alle sprachlichen Neuerungen fremd waren und dessen durchgehende Aehnlichkeit mit dem Zend erkennen ließ, daß diese heiligen Bücher aus der Zeit vor der Trennung der arianischen Familie in zwei Zweige herstammten. Darauf studirte man die zwei Epopöen der brahmanischen Epoche, welche auf die Zeit der Vedas folgte, den Mahabharata und den Ramayana, ebenso wie die Paranas. Die Gelehrten vermochten nun auch, Dank einer tieferen Kenntniß der Sprache und der Mythen des Landes, annähernd die Zeit der Entstehung jener Gedichte zu bestimmen, die unzähligen späteren Interpolationen zu bezeichnen, und auszuscheiden, was in diesen herrlichen Allegorien auf Geschichte und Geographie Bezug hatte.
    Durch geduldige und gewissenhafte Forschungen gelangte man zu der Erkenntniß, daß die keltische, griechische, lateinische, germanische, slavische und persische Sprache alle ein und denselben Ursprung haben, deren gemeinschaftliche Mutter keine andere ist als das Sanskrit. Wenn die Sprache aber dieselbe ist, muß auch das Volk dasselbe sein. Man erklärt die Verschiedenheiten, welche die Idiome jetzt zeigen, durch successive Abzweigungen von dem Urvolk, für welche sich auch die Zeit annähernd feststellen läßt durch die größere oder geringere Verwandtschaft jener Sprachen mit dem Sanskrit oder durch die Natur der diesem entliehenen Wörter, welche an sich selbst, je nach dem Fortschritte der Civilisation, verschieden sein mußten.
    Gleichzeitig gewann man eine klare und umfassende Vorstellung von der Lebensweise, welche die Väter der indo-europäischen Race geführt, und von den Veränderungen, welche diese durch die Civilisation allmählich erfuhr. Die Vedas zeigen uns, daß dieselbe noch nicht überall in Indien Fuß gefaßt hatte, sondern vorzüglich auf das Pendjab und Kabulistan beschränkt blieb. Diese Gedichte schildern die Kämpfe gegen die Urbevölkerung von Hindostan, deren Widerstand um so hartnäckiger war, als die Sieger sie bei ihrer Kasteneintheilung in die unterste und verächtlichste verwiesen. Man erfährt aus den Vedas alle Einzelheiten des Hirten-und Patriarchenlebens der Arier, wird vertraut mit der stillen, wenig abwechslungsreichen Familienexistenz und fragt sich, ob der hitzige Wettstreit unserer Tage den unschuldigen Lebensgenuß, den der Mangel an Bedürfnissen unseren Vätern gewährte, aufzuwiegen vermag.
    Begreiflicher Weise können wir nicht länger bei diesem Gegenstande verweilen; der Leser wird aus dem Wenigen, was wir hier darüber sagten, die hohe Bedeutung jener Studien für die Geschichte, Ethnographie und Linguistik erkennen. Wir verweisen wegen weiterer Aufschlüsse auf die Specialwerke der Orientalisten und auf die ausgezeichneten Handbücher der alten Geschichte von Robiou, Lenormant und Maspero. Alle Bereicherungen, welche die verschiedenen Zweige der hier einschlägigen Wissenschaften bis zum Jahre 1820 erfuhren, wurden mit Sachkenntniß und Unparteilichkeit von Walter Hamilton zusammengefaßt in dessen großer Arbeit unter dem Titel: »Geographische, statistische und historische Beschreibung Hindostans und seiner Nachbarländer«. Es gehört dieselbe zu den literarischen Erscheinungen, welche, indem sie sozusagen eine Etappe der Wissenschaft markiren, den Grad ihrer zu gewisser Zeit erreichten Entwicklung zuverlässig kennzeichnen.
    Neben dieser flüchtigen Andeutung der auf das intellectuelle und sociale Leben der Hindus bezüglichen Arbeiten, verdienen eine Erwähnung auch die Studien, welche die physikalische Kenntniß des Landes förderten.
    Eines der überraschendsten Ergebnisse der Reise Webb’s und Moorcroft’s war die außerordentliche Höhe, welche die Genannten den Bergen des Himalaya zuschrieben. Nach Schätzung der Reisenden sollten diese mindestens die höchsten Spitzen der Anden erreichen. Oberst Colebrook’s Berechnungen ergaben für die Bergkette zweiundzwanzigtausend Fuß, und auch diese Rechnung schien noch hinter der Wahrheit zurückzubleiben. Webb seinerseits hatte einen der bemerkenswerthesten Gipfel der Kette, den Jamunavatari, gemessen und für denselben eine Höhe von zwanzigtausend Fuß über dem Plateau, auf welchem er sich befand und das selbst die Ebene um fünftausend Fuß überragte, herausgefunden.

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