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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bekannt unter dem Namen Zend-Avesta, ein Wort, das die Bezeichnung der Sprache, des Zend, mit Avesta, dem Titel des Werkes, verbindet.
    Gegenüber den Fortschritten der Sanskritstudien bedurfte dieser Theil der Sprachwissenschaft jetzt einer Erneuerung und Behandlung nach den strengeren neueren Methoden. Der dänische Philosoph Rask, im Jahre 1826, und nach ihm Eugen Burnouf, gestützt auf seine tiefe Kenntniß des Sanskrit und mit Hilfe einer in letzter Zeit in Indien aufgefundenen Sanskritübersetzung, hatten zuerst das Studium des Zend von Neuem aufgenommen. Im Jahre 1834 veröffentlichte Burnouf das epochemachende Werk über die Yaena (ein religiöses Buch der Parsis). Die daraus hervorleuchtende Aehnlichkeit des archäischen Sanskrit und des Zend führten zu der Annahme eines gleichen Ursprungs beider Sprachen und bewiesen die Verwandtschaft, um nicht zu sagen die Einheit der Völker, welche sie redeten. Ursprünglich haben beide Völker dieselben Namen für ihre Gottheiten, dieselben Traditionen, ohne die Uebereinstimmung der Sitten zu erwähnen, ja sogar dieselbe Bezeichnung für sich selbst, da sie in allen Schriften Beide Arier genannt werden. Es ist wohl überflüssig, auf die Wichtigkeit dieser Entdeckung, welche über den so lange Zeit gänzlich unbekannten Ursprung unserer Geschichte ein unerwartetes Licht verbreitete, besonders aufmerksam zu machen.
    Mit Ausgang des 18. Jahrhunderts, das heißt seit der Zeit, wo die Engländer in Indien dauernd Faß gefaßt hatten, wurde die physikalische Untersuchung des Landes mit Allem, was einigermaßen mit ihm in Verbindung stand, eifrig betrieben. Sie war der Ethnologie und den verwandten Wissenszweigen, welche ein sichereres Terrain und ruhigere Zeiten zum Gedeihen brauchen, naturgemäß vorangeeilt. Die Aufklärung in jener Hinsicht erschien ja auch für die Regierung, das heißt für die Verwaltung ebenso wie für die commercielle Ausbeutung, in erster Linie von Bedeutung. So hatte z. B. der Marquis von Wellesley, der damalige Gouverneur der Compagnie, in richtiger Erkennung des Werthes einer verläßlichen Karte der englischen Besitzungen, schon im Jahre 1801 den Brigadier der Infanterie, Wilhelm Lambton, mit der Aufnahme eines trigonometrischen, die Ost-und Westküste Indiens mit dem Observatorium in Madras verknüpfenden Netzes beauftragt. Lambton beschränkte sich jedoch nicht auf diese Aufgabe, sondern bestimmte auch genau einen Meridianbogen zwischen dem Cap Comorin und dem Dorfe Takoor Kera, fünfzehn Meilen südöstlich von Ellichpoor. Die Amplitude dieses Bogens umfaßte also mehr als zwölf Grade. Mit Hilfe seiner wohlunterrichteten Officiere, unter denen der Oberst Everest einer besonderen Erwähnung verdient, hätte die indische Regierung schon im Jahre 1840 den Abschluß der Arbeiten ihrer Ingenieure erleben können, wenn die Annexionen weiterer Gebiete die Beendigung derselben nicht immer weiter verschoben hätten. Fast gleichzeitig erwachte auch ein reges Interesse für die Literatur Indiens.
    In London erschien im Jahre 1776 zum ersten Male übersetzt der »Codex der Gentoos« (das heißt Hindus), ein Auszug aus den wichtigsten Gesetzbüchern der Eingebornen.
    Neun Jahre später wurde von Sir William Jones in Calcutta die Asiatische Gesellschaft gegründet, deren regelmäßige Veröffentlichungen, die
Asiatic Researches
, alle wissenschaftlichen Forschungen über Indien enthielten.
    Bald nachher, im Jahre 1789, gab Jones seine Uebersetzung des Dramas Sakuntala, jenes herrliche, gefühlvolle und zarte Musterstück der Hindu-Literatur heraus. Grammatiken und Wörterbücher des Sanskrit erschienen in rascher Folge. Im britischen Indien erwachte ein förmlicher Wetteifer, der gewiß auch nach Europa übergestrahlt wäre, wenn die Continentalsperre nicht die Einführung fremder Bücher verhindert hätte. Jener Zeit studirte ein gefangener Engländer, Hamilton, die orientalischen Manuscripte der Pariser Bibliothek und gab mit Friedrich Schlegel Anleitung zur Erlernung des Sanskrit, das man nun nicht mehr an Ort und Stelle zu studiren brauchte.
    Schlegel hatte Lassen als Schüler; er widmete sich mit ihm dem Studium der Literatur und der Alterthümer Indiens, der kritischen Untersuchung, Veröffentlichung und Uebersetzung der Texte. Inzwischen beschäftigte er sich auch eifrig mit der Sprache, bearbeitete seine, Allen zugänglichen Grammatiken und gelangte zu der überraschenden, jetzt aber allgemein anerkannten Schlußfolgerung: der Verwandtschaft der

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