Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Nordwestküste des russischen Amerika zuführten.
Dieser Handel kam erst seit Cook’s dritter Reise auf, und die Engländer hatten schon ungeheuere Vortheile und Schätze zum Schaden der Russen gewonnen, welche die Märkte Chinas bisher nur auf dem Landwege versorgten.
Im Jahre 1785 hatte zwar schon ein Russe, Namens Chelikoff, eine Gesellschaft begründet, welche, bei ihrem nicht ungünstigen Sitze auf der Insel Kodiak, in gleicher Entfernung von Amerika, Kamtschatka und den Alëuten-Inseln, zu recht ansehnlicher Entwicklung gelangte. Die Regierung überzeugte sich bald, daß sie aus jenen, bis jetzt mehr als stiefmütterlich behandelten Gebieten recht beträchtliche Vortheile gewinnen könne, und schickte deshalb nach Kamtschatka, auf dem langen Wege durch Sibirien, sowohl Mannschaften, als auch Provisionen und geeignetes Material ab.
Krusenstern durchschaute schnell die Unzulänglichkeit dieser Hilfsmittel, die Unerfahrenheit der Lootsen und die Unzuverlässigkeit der benutzten Seekarten, deren Fehlerhaftigkeit jährlich den Verlust mehrerer Schiffe herbeiführte, ohne der Nachtheile zu erwähnen, die ein zwei Jahre in Anspruch nehmender Transport der Pelzwaaren bis Ochotsk und von hier nach Kiachta mit sich bringen mußte.
Die besten Ideen sind immer die einfachsten und auf diese verfällt man gewöhnlich erst zuletzt. So war auch Krusenstern der Erste, der die gebieterische Nothwendigkeit darlegte, von den Alëuten, dem Productionsorte, aus direct auf dem Meere nach Canton, als dem frequentesten Markte, zu gehen.
Nach seiner Heimkehr nach Rußland bemühte sich Krusenstern sofort, den Grafen Koucheleff, den Marineminister, für seine Anschauungen zu gewinnen; die Antwort aber, welche er von dem Genannten erhielt, vernichtete einstweilen alle seine Hoffnungen. Erst nach dem Regierungsantritt Alexander’s I. fand er, als Admiral Mordvinoff das Portefeuille der Marine übernommen hatte, die gewünschte Unterstützung.
Auf die Empfehlung Graf Romanoff’s hin wurde Krusenstern sogar vom Kaiser beauftragt, seine vorgeschlagenen Pläne selbst zur Ausführung zu bringen. Am 7. August 1802 erhielt er in Folge dessen den Oberbefehl über zwei, zur Erforschung der Nordwestküste Amerikas bestimmte Schiffe.
Wenn nun auch der Chef der beabsichtigten Expedition ernannt war, so fehlte es doch noch gänzlich an der dazu nöthigen Mannschaft, und auch die geeigneten Fahrzeuge waren im russischen Reiche nirgends aufzufinden. Selbst in Hamburg suchte man nach solchen vergebens. Erst in London vermochten sich der Kapitän Lisianskoï, Krusenstern’s späterer zweiter Officier, und der Schiffsbauer Kasoumoff zwei Fahrzeuge zu verschaffen, welche den an dieselben zu stellenden Anforderungen einigermaßen entsprachen. Diese beiden Fahrzeuge wurden die »Nadiejeda« und die »Newa« getauft.
Inzwischen beschloß die Regierung, diese Gelegenheit zu benutzen, um einen Gesandten, Herrn von Besanoff, mit zahlreichem Gefolge und prächtigen, für den Souverän des Landes bestimmten Geschenken nach Japan abzuschicken.
Am 4. August verließen die beiden Fahrzeuge, vollständig beladen und mit hundertvierunddreißig Mann an Bord, die Rhede von Kronstadt. Sie nahmen in Kopenhagen und in Falmouth einen kurzen Aufenthalt, um einen Theil des in Hamburg eingekauften Vorrathes an gepökeltem Fleisch zu ersetzen und die »Nadiejeda«, deren Fugen sich bei einem schweren Unwetter in der Nordsee etwas geöffnet hatten, frisch zu kalfatern.
Nach kurzer Rast bei den Kanarischen Inseln suchte Krusenstern, ebenso vergeblich wie La Pérouse, die Insel Ascension, über deren Existenz nun schon seit dreihundert Jahren sehr abweichende Ansichten herrschten. Dann lief er das Cap Frio an, dessen Lage er, wie sehr er es auch wünschte, nicht genau bestimmen konnte, da die Angaben darüber und die neuesten Karten zwischen 23°6’ und 22°34’ variirten. Nachdem er die Küste von Brasilien in Sicht bekommen, segelte er durch den, von La Pérouse mit Unrecht als gefährlich bezeichneten Weg zwischen den Inseln Gal und Alvarado und lief am 21. December 1803 im Hafen von St. Katharina ein.
Die Nothwendigkeit, den Groß- und den Fockmast der »Newa« auszuwechseln, hielt Krusenstern fünf Wochen lang an dieser Insel zurück, wo er übrigens von Seite der portugiesischen Behörden mit großer Zuvorkommenheit empfangen und behandelt wurde.
Erst am 4. Februar konnten die beiden Schiffe ihre unterbrochene Reise fortsetzen. Sie waren nun in Stand gesetzt,
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