Der Tschernobyl Virus
aufgeregt, »Und dieser Trittbrettfahrer verursachte diesen Turbokrebs.«
»Ich habe zwei Patientenberichte gelesen, bei denen ganz normaler Tod durch Krebs diagnostiziert wurde. Bei denen war im Bericht die Grippe nur nebenbei erwähnt worden, daher kamen sie nicht im ersten Bericht vor. Ein Patient hatte wirklich nur kurz vor seinem Tod noch eine Grippe erwischt. Von ihm habe ich eine lange Krankenakte. Aber die andere Patientin, die soll bis vor kurzem noch kerngesund gewesen sein. Zwei Wochen vor ihrem Tod am zwanzigsten April kam sie mit dem Taxi ins Krankenhaus, erst wurde eine allergische Reaktion wegen eines Katzenangriffs vermutet, sie hatte tiefe Kratzspuren, dann wurde sie getestet und nur eine starke Grippe festgestellt. Sie wollten sie für ein paar Tage zur Erholung im Krankenhaus behalten. Dann ging es ihr rapide schlechter, und der Hals schwoll so an, dass sie Atemprobleme bekam.«
»Und dann ist sie gestorben. Bei der Obduktion kam Krebs heraus.«
»Genau.«
»Stand sie in irgendeine Verbindung zu einem unserer Patienten?«
»Ich konnte noch nichts herausfinden. Aber wir sind dran.«
»Das alles ist nicht gut«, Koch war verzweifelt, »wir haben den Ausbruch zeitgleich an mehreren Orten, und wir wissen nicht, was es ist. Das wird eine gewaltige Pandemie, wenn wir nichts finden.«
»Dr. Koch, wir kriegen den Virus in den Griff.«
»Das hoffe ich. Ich wünsche ihnen eine gute Nacht.«
Kapitel 19
Direkt nach ihrer Landung in Berlin fuhren Koch, Kempe und Chudy zum Kanzleramt. Während der Zeit in London wurde dieses Treffen anberaumt. Kurz vor dem Abflug erfuhren die drei, dass sie sich direkt nach der Landung dorthin zu begeben hatten. Sie wurden direkt in den großen Konferenzraum geleitet, wo Heip, die Kanzlerin, Liebknecht, Karg und Shu bereits auf sie warteten. Koch setzte sich neben Shu und die beiden anderen fanden auf der gegenüberliegenden Tischseite Platz. Karg brachte die drei auf den neusten Stand. »Wir haben inzwischen 530 Infektionen im Frankfurter Raum, davon sind bisher 181 gestorben. In Berlin sind es 907 Infektionen mit 437 Toten. Eine geringere Anzahl an Opfern haben wir in allen anderen deutschen Großstädten. Neben England ist dieses Virus inzwischen auch im skandinavischen Raum. Es ist zu erwarten, dass noch mehr Fälle im Nachhinein gemeldet werden, da viele Fälle zuerst als Schweinegrippe eingestuft werden. In Schweden wurde eine Universität unter Quarantäne gestellt. In den USA sind es bislang nur vereinzelte Meldungen, weshalb sich die CDC noch nicht im Klaren darüber ist, ob es sich um unseren Virus handelt, oder nur um den Schweinegrippevirus. Allerdings haben sie auch inzwischen verschiedene Krankheitsbilder, so dass sie auch eine Überlappung beider Virenstämme nicht ausschließen.«
»Zwei Pandemien gleichzeitig?« Koch schüttelte den Kopf, »Wissen sie, was das bedeuten würde?«
Karg machte eine abwehrende Handbewegung, »Ich sagte auch nur, sie würden es nicht ausschließen.«
»Welche Verbindung gibt es hier?« Koch war ratlos.
»Wir hofften«, die Kanzlerin richtete ihr Wort scharf an Koch, »sie könnten uns mit ihren Berichten hier weiterhelfen.«
»In London ist es wie hier«, Kempe sprang ein, als er merkte, wie die Wut in Koch aufstieg, »die Patienten sterben den Ärzten unter den Händen weg. Anscheinend Leute ohne jegliche Verbindung. Selbst die Krankheitsverläufe sind stark unterschiedlich. Auch haben einige den Schweinegrippevirus, andere wiederum nicht.«
»Heip hatte mir es erzählt, dass es sich hierbei um einen Grippevirus handelt«, die Kanzlerin sprach jetzt Karg an, »da kann man doch eine umfassende Grippeimpfung anordnen und das Volk impfen lassen.«
»Das ist nicht so einfach«, Karg wollte gerade vorsichtig antworten, als Kempe ihm ins Wort fiel.
»Erstens ist das keine normale Grippe. Sonst hätte sie nicht solche Auswirkungen. Wir haben einen Virenstamm aus Mexiko vorliegen, den aber nicht alle diese Patienten haben. Zweites haben die Patienten noch viel weiter reichendere Krankheiten. Breitenmüller hatte Krebs, wie so einige andere. Und drittens können sie nicht einfach auf Verdacht, das ganze Volk impfen lassen.«
»Warum nicht?«, Heip sah Kempe verdutzt an.
Liebknecht antwortete, »Wir haben keinen Impfstoff, solange wir den Virenstamm nicht eindeutig identifizieren können. Doch selbst wenn man bereits einen Impfstoff entwickelt hätte, bräuchte man mehrere Monate, um genug davon herzustellen, damit
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