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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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einen ihrer Notizzettel heraus und warf ihn in die Mitte des Tisches. »Die Verbindung heißt Tschernobyl. Hier sind meine Notizen zu Zandler«, sie blätterte weiter, »sie war Anfang April in der Ukraine, das Kraftwerk und die gesperrte Zone darum herum zu besuchen«, jetzt hatte sie den anderen Zettel gefunden, warf ihn auch in die Mitte, »Breitenmüller war ebenfalls da. Wahrscheinlich in der gleichen Gruppe.«
    »Das heißt, einer von beiden hatte dort den anderen angesteckt?«, die Kanzlerin sah sie skeptisch an, »aber als erste Patienten sind bei uns nur diese beiden erschienen. Und die Geliebte von dem ersten Patienten.«
    Shu war jetzt in ihrem Element, »Bei uns in Deutschland, ja. Diese Touren sind aber immer international besetzt. Vielleicht waren dort auch Engländer und Skandinavier. Wenn die Indexpatienten dort auch in Tschernobyl waren, dann haben wir den Ursprung.« Sie tippte mit dem Zeigefinger auf ihre Unterlagen, »und wenn jetzt noch einer der anderen Touristen aus Mexiko war, dann…«
    Die Kanzlerin stand auf und unterbrach Ming Shu, »Dann hätten wir zumindest einen Anhaltspunkt«, sie drehte sich zu Karg, »Können sie mit ihrem Team das herausfinden?«
    »Wir arbeiten recht eng mit den einzelnen Gesundheitsbehörden zusammen«, Karg nickte, »wenn es Probleme beim Informationsaustausch geben sollte, kann Herr Heip uns vielleicht von diplomatischer Seite helfen.«
    »Gut«, die Kanzlerin packte ihre Unterlagen zusammen, »machen wir es so«, sie wandte sich an Heip, »Herr Dr. Karg wird ihnen Bericht erstatten. Sie leiten das bitte unverzüglich an mich weiter.« Heip nickte. Daraufhin wandte sich die Kanzlerin an Koch und Shu, »Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, vielen Dank. Sie freuen sich sicherlich schon, nach Hause zu kommen. Ich habe vollstes Vertrauen in ihre Arbeit. Jetzt muss ich aber los, ich habe noch eine Finanzkrise zu lösen.«
    Mit einem Lächeln im Gesicht verließ sie den Raum. Koch war erleichtert. Endlich ging es nach Hause. Nach all den Berichten von dieser Krankheit hatte er Angst. Was ist mit Nina? Was mit Ana? Er wusste, dass in Frankfurt das Chaos noch viel größer war als hier in Berlin, und selbst hier war es mehr als greifbar.

Kapitel 20
     
    Während der Fahrt im Taxi vom Flughafen nach Hause schaute er aus dem Fenster. Obwohl es jetzt gerade Rush-Hour war, fuhren nur sehr wenige Autos auf den Straßen. Auch waren nur sehr wenige Fußgänger unterwegs, und diejenigen, die sich auf die Straße wagten, trugen solche Atemschutzmasken auf Nase und Mund, wie er sie eigentlich nur von japanischen oder chinesischen Touristen kannte. Koch selbst trug diese Maske auch, genau so wie sein Taxifahrer. Auch wenn er nur wenige Tage weg gewesen war, war es nicht mehr die gleiche Stadt. Das Bankenviertel wirkte wie eine Geisterstadt, zwischen den Hochhäusern herrschte absolute Stille. Der Taxifahrer erzählte Koch, dass er der erste Fahrgast seit zwei Tagen sei. Auch abends würden sich die Leute nur auf die Straße trauen, wenn es absolut notwendig sei. Karim, so hieß der Taxifahrer, erzählte sehr viel. Wahrscheinlich war er sehr froh darüber, endlich wieder jemanden zum Reden zu haben. Karim erzählte von Fahrgästen, die die Taxifahrer inzwischen am Straßenrand stehen ließen, da sie schon vor dem Einsteigen loshusten würden. Er hatte offensichtlich große Angst vor einer Infektion. Koch konnte ihm das nicht verübeln, denn er hatte selbst auch sehr große Angst. Als sie an Kochs Haus angekommen waren, verspürte er ein nervöses Gefühl. Was würde ihn zuhause erwarten? Als er vor seinem Abflug nach Frankfurt angerufen hatte, waren alle zwar noch gesund, aber Ana hatte gesagt, dass auf ihrer Arbeit viele krank seien, und die Firma inzwischen bis auf weiteres geschlossen hatte. Nina war auch nicht mehr im Kindergarten. Die Schulbehörde hatte alle Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. Was aber, wenn sie sich angesteckt hatten, bevor sie zuhause geblieben waren? Er schloss die Haustür auf. Es war sehr ruhig im Flur. Die Tür zum Wohnzimmer war geschlossen. Er stellte seine Tasche ab, zog seine Jacke aus und hängte sie an die Garderobe. Dann zog er seine Schuhe aus und stellte sie in den Schuhschrank. Gerade wollte er seine Maske ausziehen, als er vom ersten Stock Stimmen hörte. Einige Momente verharrte er regungslos. Es waren mehrere männliche Stimmen. Was sie sagten, konnte er nicht genau verstehen. Doch letztlich konnte er einen Namen

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