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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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identifizieren, >Justus Jonas<, es war ein Hörspiel der Drei Fragezeichen, dem Lieblingshörspiel seiner Tochter. Er atmete erleichtert aus. In Gedanken hatte er sich schon ausgemalt, dass irgendwelche Ärzte gerade dabei wären, Nina oder Ana wieder zu beleben. Erleichtert eilte er die Treppe hoch und eilte im Laufschritt in Ninas Kinderzimmer. Statt dem erwarteten Freudenschrei sah die Kleine ihm nur erschrocken ins Gesicht. Aus dem CD-Spieler lief gerade das Hörspiel weiter und der immer ängstliche Peter Shaw schrie gerade >Ein Geist, Hilfe, ein Geist.< Eine Sekunde lang blieb Marc in der Tür stehen und sah seine kleine Tochter nur an. Sie starrte ihn nur mit großen Augen an. Erst jetzt fiel ihm ein, wie unheimlich Nina, diese Situation vorkommen musste. In dem Moment, als im Hörspiel ein Geist auftauchte, kam er mit seiner Schutzmaske im Gesicht ins Zimmer gestürmt. Jetzt fing Nina auch noch an zu weinen an. Hinter sich hörte Marc Ana die Treppe runter rennen. Auch sie begrüßte ihn weitaus weniger euphorisch, wie er erhofft hatte. Sie stürmte an ihm vorbei ins Kinderzimmer, schubste ihn zur Seite und nahm Nina in den Arm. Anklagend sah sie ihren Mann an, »Das hast du wieder einmal toll gemacht«, schrie sie Marc an, »was suchst du hier? Ich dachte, du bist in Berlin, London, oder sonst wo?«
    »Vielen Dank für die herzliche Begrüßung«, Marc nahm jetzt die Maske ab, »was kann ich dafür, wenn ihr das Hörspiel so eine Angst macht.« Dieser Satz war Koch etwas zu aggressiv entwichen.
    Wütend schnaubend verließ Ana mit Nina im Arm das Kinderzimmer und ging runter ins Wohnzimmer. Mit gesenktem Kopf dackelte Koch seiner Familie hinterher.
    Als er ins Wohnzimmer kam, saß Ana mit ihrer Tochter auf dem Schoß im großen, beigen Ledersessel. Nina hatte ihren Kopf an Anas Brust und schnaufte heftig. Sie weinte zum Glück nicht mehr. Als sie Marc, jetzt ohne Schutzmaske sah, fingen ihre Augen an zu glänzen und sie begann endlich zu lächeln. Blitzschnell setzte sie sich auf und klatschte in die Hände, »Papi ist da«, bevor Ana irgendwie reagieren konnte, sprang sie auf und rannte zu Marc. Freudig nahm er sie in seine Arme und warf sie kurz hoch. Er drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. Sie drückte ihren Papa so fest, dass er fast keine Luft mehr bekam. Über Ninas kleine Schulter hinweg sah er seine Frau an, die in ihrem rosafarbenen Jogginganzug fast im Schneidersitz auf dem Sessel saß. Sie sah die beiden an, und es schien einen Moment wirklich so, als würde sie lächeln. Jetzt fühlte sich Marc zuhause. Er war bei den beiden Menschen, die er über alles liebte, und vor allem: sie waren gesund. Nina redete auf Marc ein und erzählte aufgeregt von allen Ereignissen, wie in den letzten drei Tagen, bevor der Kindergarten zugemacht wurde, immer weniger Kinder kamen. Sie berichtete, wie Kinder beim ersten Husten sofort per Notarzt in die Klinik gebracht wurden. Für Nina war das alles ein Riesenabenteuer.
     
    Nach dem Abendessen, das leider wieder in einer viel zu kühlen Atmosphäre stattfand, brachte Marc seine Tochter ins Bett und las ihr noch etwas vor. Bereits nach wenigen Seiten war sie eingeschlafen. Als er wieder ins Wohnzimmer kam, saß Ana wieder im Sessel und trank einen Rotwein. Auf dem Couchtisch stand ein weiteres Glas mit Rotwein für ihn bereit. Das war ein gutes Zeichen, wie er fand. Er ging zum Kamin und zündete das Holz an. Dann dimmte er das Licht etwas und setzte sich auf die kleine Couch, die ganz nah am Sessel stand. Er nahm das Glas und hielt es Ana hin. Sie stieß leicht an, »Du bist heimgekommen.«
    »Ja, endlich. Ich habe dich vermisst«, Marc nahm einen Schluck.
    »Wie war es? Ich hatte Angst, du könntest dich auch anstecken.«
    Marc war enttäuscht, dass Ana nicht darauf eingegangen war, dass er sie vermisst hatte, »Wir haben immer alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, also bestand für uns recht geringe Gefahr.«
    »Ihr seid ja auch Profis«, in ihrer Stimme klang etwas Sarkasmus mit.
    »Ich hatte Angst, dass euch etwas passieren könnte«, Marc wollte die Unterhaltung nicht absterben lassen.
    »Was soll uns schon passieren«, Ana lachte, »wir sind hier zuhause in Sicherheit. Du bringst dich selbst ja so gerne in Gefahr.«
    »Ich bringe mich nicht gerne in Gefahr«, Marc merkte sofort, dass sein Ton zu laut gewesen war. Er senkte seine Stimme, »Mein Job ist sehr wichtig. Jemand muss diesen Job machen.«
    »Und außer dir kann das keiner«, Ana klang

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