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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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einberufen. Sie möchte, dass auch wir beide daran teilnehmen.«
    Koch sprang aus dem Bett. Jetzt war er vollkommen wach.
    »Was ist los?«
    »Wir sollen eine weitere Reise machen.«
     
    Koch ließ sich mit dem Taxi zum Kanzleramt fahren. Die Posten mit den Atemschutzmasken wunderte sich, dass jemand, der hier einen so wichtigen Termin haben soll, sich mit einem Taxi dorthin fahren ließ. Das Taxi durfte nicht rein, Koch musste zu Fuß weitergehen und kam daher als Letzter zur Sitzung. Als er die Tür aufmachte, drehten sich alle zu ihm. Die Kanzlerin sah kurz anklagend auf ihre Armbanduhr.
    »Entschuldigung«, er lächelte schuldbewusst, »zu spät kommen ist wohl so eine Art Spezialität von mir.«
    Zu seiner Enttäuschung lachte niemand. Ming Shu tippte mit ihrer rechten Hand auf den leeren Platz neben ihr und lächelte ihn an. Er lächelte zurück und setzte sich neben sie. Sie trug ein geschäftsmäßiges marineblaues Jackett und eine Hose, doch über ihrer weißen Bluse hing eine schwere Silberkette, was ihrer Erscheinung eine gewisse persönliche Note verlieh. Als er sie ansah, bemerkte er, dass er angefangen hatte, bei ihr auf viele Kleinigkeiten zu achten. Er genoss inzwischen sogar ihr dezentes Parfum, das man nur riechen konnte, wenn man nicht weiter als eine Armlänge von ihr entfernt war. Bei niemandem außer Ana hatte er bisher etwas Ähnliches empfunden, sodass ihm diese Gefühle fremd waren und ihn sogar leicht irritierten. Er schüttelte diese Gedanken ab und konzentrierte sich auf den Grund, warum er wieder im Kanzleramt war. Es waren wieder sein Freund Olly Kempe, Thomas Karg, sowie Marie Chudy und Sebastian Heip da. Neben Heip, der wie immer einen sehr introvertierten, fast arroganten Eindruck machte, saß ein älterer Mann, den Koch aus der Zeitung kannte, es war Frank-Johann Bauer, der Außenminister. Koch fragte sich, warum der Außenminister jetzt plötzlich in dieser Runde vertreten war. Direkt nachdem Koch sich gesetzt hatte, stand Bauer auf und verteilte Unterlagen an alle Teilnehmer, »Wichtig ist bei dieser Mission, dass sie sich immer an die Regeln halten, die hier auf ihren Unterlagen stehen...«
    Koch lehnte sich zu Shu, »wo geht es eigentlich hin?« Er flüsterte nur.
    Sie sah ihn verwundert an, »Kannst du dir das nicht denken?« Sie flüsterte zurück.
    »Nein«, Koch zuckte mit den Schultern, »ich habe keine Ahnung.«
    »Es geht nach Tschernobyl.«
    »Was?« Koch merkte schnell, dass er viel zu laut gewesen war, da jetzt alle ihn anstarrten.
    »Äh, Entschuldigung«, Koch stammelte, »aber ich hatte mich gerade erkundigt, wo es hingeht.«
    »Ach ja«, die Kanzlerin sah Koch etwas herablassend an, »Herr Dr. Koch hatte ja die Einführung verpasst. Wer würde ihn ganz schnell einmal auf den aktuellen Stand bringen?«
    Shu meldete sich, »Das mache ich«, dann wandte sie sich an Koch. »Du erinnerst dich, wir wollten sehen, ob sich die Indexpatienten in England und Schweden auch in der Reisegruppe in Tschernobyl befanden«, Koch nickte »nun ja, aus England haben wir noch keine Bestätigung, aber erinnerst du dich an die geschlossene Uni in Schweden?«
    »Ja, ich habe mir den Bericht darüber angesehen.«
    »Die zwei Erstinfizierten waren zur gleichen Zeit in Tschernobyl wie Breitenmüller und Zandler.«
    Koch machte große Augen, »In der gleichen Reisegruppe?«
    »Wahrscheinlich. Es gibt nicht mehrere Reisegruppen am gleichen Tag«, sie machte eine kurze Pause, schnaufte einmal tief durch und sah sich in der Runde um, »jedenfalls gilt es als ziemlich sicher, dass der Ursprung unseres Virus dort liegt. Wir sollen dort hin und den Ursprung finden.«
    »Wie sollen wir das machen? Wir haben keine Anhaltspunkte, außer diesem Kraftwerk. Und Kraftwerke sind überall schädlich. Wenn sie meinen«, jetzt wandte er sich gezielt an die Kanzlerin, »dass der Virus durch die Strahlung verursacht wurde, dann überprüfen sie doch einfach Krebsfälle an den Kraftwerken hier. Wir haben doch auch genügende. Zu viele, wie ich anmerken möchte.«
    Die Kanzlerin sah ihn ernst an, »Was wollen sie damit sagen?«
    »Wenn sie wirklich denken, dass es hier um eine Atomverseuchung geht, dann können sie das auch hier bei unseren Kraftwerken testen.«
    »Dort herrscht enorme Strahlung, das ist bei uns nicht. Unsere Kraftwerke sind sicher«, die Kanzlerin war offensichtlich nicht erfreut darüber, wie sich diese Gesprächsrunde entwickelte.
    »Das dachte ich auch einmal«, Koch schüttelte den Kopf,

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