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Der Tschernobyl Virus

Der Tschernobyl Virus

Titel: Der Tschernobyl Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Huehne
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in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf«, Kochte schaffte es fast, den Tonfall von Erich Honecker nachzuahmen. Alle lachten herzhaft auf. Doch das Lachen verstummte schnell und die Fahrt führte weiter durch verlassene Straßen. Schließlich kamen sie vor einem großen Gebäude an. Es war ein sechsstöckiges, ursprünglich wohl gelbes Haus mit einem flachen Vorbau, der von schweren Säulen getragen wurde. Über dem Erdgeschoss gab es sechs Stockwerke hoch lange Reihen von Fenstern. Auch hier bröckelte der Putz von den Wänden. Die großen Buchstaben, die auf dem Dach angebracht waren, hatten auch schon bessere Zeiten erlebt. Sie fuhren die Einfahrt entlang und der Wagen hielt kurz vor dem Eingang. Moroz stieg aus, und die Gruppe stieg von der Ladefläche.
    »Herzlich Willkommen im Hotel Polissya«, er machte eine einladende Handbewegung, »dem ersten Haus im Ort. Leider haben die Pagen alle frei, so dass sie leider ihr Gepäck selbst tragen müssen«, er lachte hämisch, »Im Hotel liegt alles für sie bereit, was sie benötigen. Dort finden sie auch ein Satellitentelefon. Wenn sie ein Exemplar gefangen haben, rufen sie uns an. Wir holen sie dann ab. Auf Wiedersehen.«
    Noch bevor einer der überraschten Ärzte etwas sagen konnte, stieg er wieder ein und der Wagen fuhr davon. Sie schauten dem Transporter hinterher und schwiegen sich eine Weile an. Schließlich packte Kempe seine Tasche und schwang sie über seine Schulter, »Lasst uns gehen, Leute, sehen wir, was da drin für uns bereit steht.« Er ging vor und alle folgten ihm.
     
    Die Lobby war schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatten. Überall hingen die Deckenplatten in Teilen von der Decke, die Tapeten blätterten von den Wänden. Stromkabel hingen unisoliert herab. Möbel waren kaum noch vorhanden. In der großen Halle standen zwei ehemals weiße Sofas, deren Leder schon dabei war, sich aufzulösen. Am Ende der Lobby war die Rezeption. Das Pult stand noch, auch wenn es so aussah, als würde es jederzeit in sich zusammenfallen könnte. An der Wand hing noch das Board, an dem noch immer die Zimmerschlüssel hingen. Neben der Rezeption waren auf zwei Tischen Gaskocher, ein kleiner Stromgenerator, eine gewisse Menge an Geschirr und einige kleine Gaslampen vorbereitet. Vereinzelt standen noch Tische, an denen Stühle standen. Die meisten Tische und Stühle waren aber kaputt und lagen verstreut in der Lobby. »Komme mir wie in Bombay vor«, meinte Wright verächtlich und ließ seinen Seesack zu Boden fallen. Als der Sack aufschlug entstand sofort eine dicke Staubwolke.
    »Müsste auch mal gesaugt werden«, meinte Marie, mit der Hand vor dem Gesicht wedelnd, um den Staub zu verjagen.
    »Nur war das hier kein Terroranschlag«, Lehman trat mit seinem linken Fuß gegen einen Stuhl, der daraufhin quer durch den Raum flog und krachend an einer Wand zerschellte, »das hier ist das Ergebnis von Ignoranz und Gier.«
    »Leute«, Kempe versuchte, die Gemüter etwas zu beruhigen und die Konzentration wieder auf das Wesentliche zu lenken, »es bringt nichts, wenn wir jetzt an die Ursachen von dem hier denken. Wir haben eine Aufgabe zu erledigen. Und um ehrlich zu sein, ich möchte keine Sekunde länger als nötig hier bleiben. Also, ich würde sagen, wir richten uns hier erst einmal ein und besprechen dann unser Vorgehen. Einverstanden?«
     

Kapitel 26
     
    Koch saß mit Marie und Kempe auf dem Treppenabsatz, als Heip die Treppe herunter kam. Die Gruppe hatte sich, nachdem sie die Zimmer aufgeteilt und sich ein Abendessen aus dem Dosenfraß, den sie zur Verfügung gestellt bekommen hatten, zubereitet hatten, nach und nach in die Zimmer zurückgezogen. Die drei waren die letzten, die noch hier unten saßen. Heip setzte sich ein Stufe höher zu ihnen, »Ist schon schlimm, was aus Gebäuden wird, wenn der Mensch weg ist, was?« es war das erste Mal, dass er außerhalb von offiziellen Gesprächen oder Aufgaben mit anderen redete. Seine Stimme wirkte viel sanfter, fast schon freundschaftlich.
    Koch sah ihn an, »Ja, alles zerfällt. An so etwas mag man gar nicht glauben. Wenn ich in meinem Haus bin, fühle ich mich sicher, als ob nichts dieses Haus zum Einsturz bringen könnte. Und hier zerfällt alles«, er griff ein Stück vom ehemals roten, gemusterten Teppich, das sich ohne Probleme vom Rest abreißen ließ.
    »Die letzten, die halbwegs solide bauen konnten, waren die Römer«, Heip klopfte auf die staubigen Treppenstufen, »aber auch sie überschätzten sich. Die

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