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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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er. »Ich wußte nicht einmal, daß er nicht in Landshut ist; ich erfuhr es gerade erst heute.«
    »Ich muß dringend mit ihm sprechen«, sagte ich.
    »Ich auch, das könnt Ihr mir glauben.«
    Er sah auf die Tischplatte nieder und auf das Siegel, das noch immer auf seinen Listen lag. Er nahm es mit einem geistesabwesenden Ausdruck in die Hand und drehte es hin und her.
    »Was ist mit dem Mann passiert?« fragte er zögernd.
    »Er ist wohl ins Wasser gefallen und ertrunken«, sagte ich rasch.
    Trennbeck schüttelte den Kopf. Er wandte sich an den Schreiber, der mit zusammengekniffenen Augen auf den Tisch starrte und mit dem Finger unbewußt die Linien des Siegelabdrucks in dem Lehmtäfelchen nachzeichnete.
    »Er war beurlaubt, sagtet Ihr?«
    Der Schreiber nickte langsam, ohne den Blick zu heben.
    »Ja. Der Herr Richter hatte ihm ein paar Tage gegeben.«
    »Das ist ja eine schöne Art, seine freien Tage zu beenden: ins Wasser zu fallen und zu ersaufen. Armer Teufel«, meinte Trennbeck. Ich hatte nochmals den Eindruck, dem Schreiber läge etwas auf der Zunge.
    »Ich werde Richter Girigel benachrichtigen, sobald er zurück ist«, sagte Trennbeck und drehte das Siegel unschlüssig hin und her. Seine Augen suchten den Tisch ab, als ob er einen freien Platz suche, wo er es ablegen könne. Hanns Altdorf er streckte die Hand danach aus, und er reichte es dem Stadtkämmerer zurück. »Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, meine Herren?«
    Altdorfer sah mich an, und ich schüttelte den Kopf. Der Stadtkämmerer lächelte und sagte: »Nein, wir wollten Euch nur unterrichten. Wir bedauern, Euch aufgehalten zu haben.«
    »Halb so schlimm«, erwiderte der Richter. »Ich muß ohnehin nochmals aufbrechen und nach Moosburg reiten; ich hätte diese Arbeit hier auf keinen Fall beenden können.« Er schnippte nachlässig mit dem Handrücken über die Listen. »Danke für die Nachricht.«
    Draußen auf der Straße blieb Hanns Altdorfer stehen und fuhr sich über die Stirn.
    »Wir sind genausoweit wie vorher«, seufzte er.
    »Das würde ich nicht unbedingt meinen«, widersprach ich.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Hast du den Schreiber während unseres Gesprächs beobachtet?«
    »Nein; weshalb?«
    »Ich hatte das starke Gefühl, er wollte mehr sagen, als er sich in Gegenwart von Richter Trennbeck traute.«
    »Was? Was hätte er denn sagen sollen?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Was weiß ich. Vielleicht weiß er doch mehr über seinen toten Genossen, als er zugegeben hat.«
    »Und warum sollte er das verschweigen?«
    Ich zuckte nochmals mit den Schultern.
    »Es gibt alle möglichen Gründe: Vielleicht hat er Dreck am Stecken, oder die beiden haben zusammen etwas ausgefressen, das der Richter nicht hören darf; oder es geht ganz einfach nur darum, daß er vor seinem Herrn nicht den Mund aufmachen will.«
    »Und was hast du nun vor?«
    »Ich warte, bis Trennbeck wegreitet, dann rede ich nochmals mit dem Burschen.«
    »Ich weiß nicht, ob uns diese ganze Angelegenheit überhaupt weiter bringt«, seufzte Altdorf er.
    Ich hätte ihm darauf antworten können, daß all meine anderen Fährten ausgetrocknet waren; aber das traf die Sachlage nur ungenügend. Der Anblick des Schreibers, der vor lauter Anstrengung, seine Zunge zu bezähmen, beinahe gezappelt hätte, hatte meine Aufmerksamkeit geweckt.
    »Ich bin der Meinung, daß es nichts schaden kann«, sagte ich nur.
    Altdorf er ließ die Schultern sinken und sah unzufrieden aus. Er zwang sich zu fragen: »Willst du, daß ich dir Gesellschaft leiste?«
    »Ich will sogar, daß du verschwindest, Hanns. Du hast eine Menge Arbeit, und ich glaube nicht, daß der Schreiber in deiner Gegenwart gesprächiger ist. Wenn ihn einer zum Reden bringen kann, dann nur ich allein.«
    Er sah es ein, ohne lange Widerstand zu leisten. Mit einem Gruß verabschiedete er sich, und ich bezog auf der gegenüberliegenden Straßenseite Posten. Ich dachte darüber nach, was ich tun würde, wenn ich auch hier nicht weiterkam oder Informationen erhielt, die mit meiner Aufgabe absolut nichts zu tun hatten.
    Ich konnte wieder selbst damit anfangen, das Haus zu überwachen; ich konnte auch mit einer neuerlichen Eskorte nochmals darin herumstöbern. Aber ich versprach mir weder etwas von dem einen noch von dem anderen.
    Nach einer Weile begann ich mich unbehaglich und wie ein Idiot zu fühlen, während ich darauf wartete, daß Richter Trennbeck sich endlich wieder auf den Weg machte. Ich sah, daß die Vorratskarren, die heute

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