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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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seine Eigenarten und seine vermutliche Heimatstadt angesprochen hatte.
    »Ich habe ihn bei einem meiner Gesellen als Gehilfen angestellt; ein geschickter Mensch«, meinte er.
    »Könnt Ihr mich mit ihm zusammenbringen?«
    »Ich fürchte, nein«, sagte er gelassen. »Er arbeitet nicht mehr hier.«
    »Seit wann?« ächzte ich.
    Er sah nach oben, um nachzudenken. Im selben Moment ging eine Bewegung durch die Zuschauer, die außerhalb des Kordons der Wappner auf den Herzog und seine Begleitung warteten; wie ein Windstoß durch hohes Gras fährt, wandten sich alle ihre Köpfe der Altstadt zu, und ein Raunen wurde hörbar. Stethaimer drehte sich um. Sein Gesicht verschloß sich.
    »Der Herzog kommt«, sagte er. »Ihr müßt gehen.«
    Es war niemand zu sehen; aber irgendwo weiter vorne klatschte plötzlich jemand in die Hände, und ein anderer rief etwas, und in Sekundenschnelle klatschte über die Hälfte der Wartenden oder schrie fröhlich durcheinander. Stethaimer wandte sich ab und machte eine fahrige Abschiedsgeste. Seine Meister scharten sich um ihn, mit einemmal ebenso nervös wie der Baumeister selbst; der eine oder andere zerrte an seiner Lederschürze oder strich sich die Haare glatt.
    Ich setzte den Männern einen Schritt nach und faßte meinen Gesprächspartner am Arm.
    »Wann hat er die Baustelle verlassen?« fragte ich drängend. »Bitte sagt es mir.«
    Er rechnete im Gehen mit den Fingern nach und bewegte dabei die Lippen.
    »Am Dienstag kam er nicht mehr zur Arbeit«, sagte er dann. »Deshalb ließ ich ihn von der Lohnliste streichen. «
    »Hat sich niemand danach erkundigt, ob ihm etwas zugestoßen ist?«
    »Er hat keine Anschrift hinterlassen, unter der wir ihn in der Stadt ausfindig machen konnten. Den Zunftschreibern war er auch nicht bekannt.« Er zuckte mit den Schultern. »Unter normalen Umständen hätten wir ihn gar nicht eingestellt, aber bei all dem Gesindel, das hier bei uns vorspricht, war er ein echter Lichtblick.«
    »Also weiß niemand, was aus ihm geworden ist.«
    Er zuckte nochmals mit den Schultern. Es war Antwort genug. Als ich nichts mehr darauf sagte, wandte er sich endgültig ab und ließ mich stehen. Ich trat auf die Wappner zu, und der mir zunächst Stehende hob seinen Spieß halb in die Höhe und ließ mich darunter durch wieder auf die andere Seite treten. Die Leute dort rückten unwillig beiseite; sie hatten diesen Platz mit vielen Püffen und Ellbogenstößen bezahlt, und nun kam ich und machte ihn ihnen streitig. Dennoch pöbelte mich niemand an: Der Umstand, daß ich von innerhalb der Absperrung gekommen war, verschaffte mir einen ungewissen Respekt. Ich drehte mich um und sah Stethaimer und seinen Männern nachdenklich hinterher, die sich am westlichen Seitenportal aufstellten und auf den Herzog und seine Begleiter warteten. Stethaimer strich sich mit den Handflächen über sein Wams.
    Herzog Ludwig näherte sich um das ausladende Gerüst des Turmes herum; wie eine Welle in einem Teich lief ihm der Jubel in der Zuschauermenge ein paar Schritte voraus. Sie applaudierten nicht, weil er der Herzog und der Stadtherr war oder weil sie ihn ganz besonders geliebt hätten; sie hätten auch einem Tanzbären zugejubelt, den ein Vagant um die Ecke führte. Er und sein Gefolge stellten lediglich eine willkommene Abwechslung dar. Ich versuchte, mich nach draußen zu drängen, aber jetzt schoben sich die hinten Stehenden nach vorne und verkeilten die Menge so sehr, daß an ein Durchkommen nicht zu denken war. Es bereitete mir schon Mühe, mich so weit umzudrehen, daß ich dem Kirchenbau wieder das Gesicht zuwandte. Wohl oder übel blieb ich an vorderster Front der Zuschauer stehen; es war ein schwacher Trost, daß ich von meinem Standort aus einen vorzüglichen Blick auf das Geschehen hatte.
    Der Herzog konnte nicht aus eigenen Kräften gehen oder stehen; insofern war der Vergleich mit einem Tanzbären noch nicht einmal weit hergeholt. Wie ein türkischer Potentat ließ er seinen massigen Körper in einer Sänfte herumtragen; das Podagra hatte ihn in seinem schmerzhaften Griff. Ludwig führte die kleine Prozession an. Hinter seiner Sänfte befand sich mindestens ein Dutzend vornehm gekleideter Herren mit festen Wamsen, ausladenden Hüten und eng anliegenden, zweifarbigen Beinlingen, sowie zwei in das Weiß ehrwürdiger Prälaten gekleidete Männer mit hohen, goldglitzernden Bischofsmützen. Ich kniff die Augen zusammen, um sie besser sehen zu können. Ich kannte keinen der beiden

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