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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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einemmal so aufgeregt, daß ich meine Hände nicht stillhalten konnte. Seit ich vor dem Zunfthaus der Flößer gestanden und unvermittelt das verunstaltete Gesicht des Toten aus dem Bleichwehr vor mir gesehen hatte, war ich mir sicher gewesen, daß sein Tod keinen Zufall darstellte; wenn ich mir auch noch immer nicht vorstellen konnte, wo die Verbindung war. Ich hätte den Schreiber beinahe gebeten, mir alles nochmals zu erzählen; so unwirklich kam es mir mit einemmal vor, was er mir berichtet hatte. Aber ich wußte, daß ich mich nicht verhört hatte, und ich wußte, daß ich nicht weiter in ihn dringen durfte. Ich konnte ihm ansehen, daß er den meisten Ärger losgeworden war, von dem er sich hatte befreien wollen. Hätte ich nochmals nachgefragt, wäre sein Mißtrauen erwacht.
    Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, als hätte sein langer Ausbruch ihn erschöpft. Es gab nichts mehr zu sagen; ich verließ ihn, bevor ich seine Reue mit anzusehen hatte, daß er einem Fremden gegenüber sein Herz ausgeschüttet hatte.
    Ich benutzte den Heimweg, um nachzudenken, aber es kam nichts dabei heraus außer dem Gefühl, eine Menge Fäden in der Hand zu halten und nicht zu wissen, wohin sie führten oder wie sie miteinander verknüpft waren. Ich fühlte mich wie ein Mann auf dem Jahrmarkt, dem ein Gaukler das Kunststück vorführt, vor seinen Augen einen kleinen Kieselstein unter einer von drei Nußschalen verschwinden zu lassen. Wo liegt der Stein, verehrter Herr? Ihr müßt es doch wissen; Ihr seid ihm die ganze Zeit über mit den Blicken gefolgt. Wann habt Ihr ihn aus den Augen verloren?
    Jemand wartete zu Hause in der Stube auf mich, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Als ich die Tür öffnete, gefolgt von meinem Verwalter, der mir hastig von den Fortschritten bei der Verarbeitung der Seidenstoffe und des von Jörg Tannberger mühsam hergeschafften Leinens berichtete, stand der Sohn von Sebastian Löw von der Bank auf und blieb linkisch stehen.
    »Der junge Herr ist heute nachmittag gekommen und hat seitdem auf Euch gewartet«, erklärte der Verwalter.
    Ich starrte den jungen Mann an und hatte plötzlich ein lähmendes Gefühl in den Beinen.
    »Kann ich Euch sprechen, Herr Bernward?« fragte der junge Löw atemlos.
    »Würdest du uns ein paar Momente alleine lassen?« bat ich den Verwalter. Ich hätte gerne noch eine Erklärung hinzugefügt, aber es fiel mir nichts Plausibles ein. An seinem Blick erkannte ich, daß er irritiert war, aber er folgte meiner Bitte und schloß leise die Tür hinter sich. Ich ging zum Tisch und ließ mich schwer auf die Bank fallen.
    »Setzt Euch«, sagte ich, und er kam zu mir herüber und nahm neben mir Platz.
    Es dauerte einen Augenblick, bis er sprach. Während dieser Zeit musterte ich sein Gesicht, und meine Erregung nahm zu. Er war bestürzt; mehr als das: Er war fassungslos. Sein Antlitz war bleich, seine Lippen zitterten, und seine Augen irrten unstet umher. Ich brauchte nicht mehr auf seine Hände sehen, die einander umkrampften und umschlangen, als wollten sie sich gegenseitig Mut abringen. Seine Aufregung teilte sich mir mit, und ich spürte, daß auch mein Herz zu klopfen begonnen hatte. Er machte den Eindruck eines Mannes, der
    – etwas gesehen hatte .
    »Herr Bernward«, sagte er und räusperte sich und begann nochmals von vorne. »Herr Bernward, erinnert Ihr Euch, daß Ihr mir sagtet, der Mörder jener Unglücklichen, die wir hinten in Eurem Hof begraben haben, sei gefaßt und warte in Burghausen auf sein Urteil?«
    Ich nickte. Er atmete schwer, bevor er wieder zu sprechen anfing. »Das war nicht die Wahrheit, habe ich recht?«
    Ich hätte rufen können: Wie kommt Ihr denn darauf?
    Aber ich sagte: »Ja.«
    Seine Hände wechselten die Stellung und umklammerten einander erneut.
    »Zuerst habe ich Euch geglaubt«, erklärte er. »Ich war zu schockiert über das, was ich entdeckt und was Ihr mir erzählt hattet. Auf dem Rückweg aber fing ich an, über alles nachzudenken, und kam zu dem Schluß, daß Euer Verhalten nicht Eurer Aussage entsprach.«
    Ich mußte über seine behutsame Wortwahl beinahe lächeln; obwohl ich erschrocken war über das, was er sagte.
    »Als ich zu Hause war, hatte ich mir die feste Meinung gebildet, daß der Täter noch frei herumlief; und mehr noch, ich begann zu vermuten, daß Ihr verzweifelt versuchtet, nicht nur zu klären, weshalb der Mord geschehen war, sondern auch, den Mörder zu finden.«
    Er wartete auf meine Antwort; als ich stumm blieb,

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