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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wieder beruhigt hatte. Er sagte, die Wappner hätten sie am Abend aus der Stube herausgezerrt und in die damalige Stadtresidenz des Herzogs geschleppt; ihn, Leutgeb, Martin von Asch, Friedrich Pelchinger und noch etliche andere, bestimmt mehr als ein Dutzend Männer. Die Residenz war schwerer bewacht als die Schatzkammer des Papstes, sagte er; sie flimmerte im Schein der Fackeln, die von den Wachen hochgehalten wurden. Sie wurden dazu genötigt, sich in einer Reihe aufzustellen. Kanzler Apfenthaler schritt auf sie zu und sagte: ›Ein stattliches Aufgebot, Durchlaucht. Fast jedes brave Ratsmitglied ist vertreten, und dabei haben wir noch gar nicht einmal alle von ihnen erwischt. ‹ Der Herzog saß hinter einem Tisch, den man ins Freie gebracht hatte, und machte ein finsteres Gesicht. Er war entweder wütend auf die Gefangenen oder aufgebracht wegen der Umstände, die hier gemacht wurden. Er sagte nichts. Was dann folgte, beschrieb Eberlein als eine so erbärmliche Komödie, daß man jeden Gauklertrupp, der sie aufgeführt hätte, mit faulen Äpfeln aus der Stadt vertrieben hätte. Sie wußten über die Vermögensverhältnisse jedes einzelnen der Gefangenen Bescheid, und ohne Ansehen der Person wurden sie einer nach dem anderen unterrichtet, daß ihre Habe gepfändet sei und sie das Recht verwirkt hätten, in der Stadt zu leben. Würden sie oder ihre Familien drei Tage nach diesem Schuldspruch noch in der Stadt angetroffen, hätten sie schlimmere Strafen zu vergegenwärtigen. Einige fluchten, einige weinten, aber sie beugten sich.«
    Ich schüttelte den Kopf, und er betrachtete mich aus seinen scharfen hellen Augen.
    »Was hättet Ihr getan?« fragte er mich. »Euch widersetzt?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete ich. Er lächelte freudlos.
    »Man hatte diese Männer mit Waffengewalt aus ihren Häusern gezerrt, zum Teil durch die halbe Stadt geschleift und saß jetzt ganz öffentlich in einer Farce über sie zu Gericht. Niemand war ihnen zu Hilfe gekommen, und jedem saß der Gedanke im Nacken, daß das, was ihnen passiert war, ebensogut auch ihren Frauen und Kindern zustoßen konnte – ihren Familien, für die sie verantwortlich waren. Hat man Euch schon einmal abends durch Eure Heimatstadt mit Fußtritten vor sich hergetrieben, während Ihr saht, wie die rechtschaffenen Bürger rundherum schnell die Fensterläden schlossen, anstatt Euch zu befreien; und habt Ihr Euch ausgemalt, wie es sein würde, wenn die rauhen Tritte und derben Fäuste statt dessen Eure Frau oder Eure Töchter mißhandeln würden?«
    Ich schwieg, und er sagte hart: »Ihr hättet Euch genausowenig gegen das Urteil gesträubt wie all die anderen; Ihr wärt ebenso froh gewesen, unverletzt davonzukommen. Eberlein erzählte, daß es ihnen seltsamerweise nicht klar gewesen zu sein schien, wieweit Christian Leutgeb in die Sache verwickelt war. Sie erkannten Martin von Aschs Rolle richtig, aber Leutgeb war ihnen irgendwie aus den Augen geraten. Sie sprachen kein Verbannungsurteil über ihn aus; statt dessen mußte er den Urfehdebrief unterschreiben und sich mit einer horrenden Summe loskaufen. Damals war es mir noch nicht so klar gewesen, aber heute glaube ich, daß ihnen Leutgeb keineswegs durch die Finger geschlüpft war: sie wußten nur zu genau über seine Vermögensverhältnisse Bescheid und daß er nichts an finanziellen Werten besaß, was man hätte einziehen können. Es war klüger, ihn in der Stadt zu lassen, zu beobachten und erst dann zuzuschlagen, wenn es sich für den Herzog und seine Gesellen wieder lohnte. Die Summe, mit der er sich loskaufen sollte, würde ihm jemand einstweilen vorstrecken, davon gingen sie aus. Auch Heinrich Eberlein entging der Verbannung und unterschrieb die Urfehde; er sagte: ›Der Herr hat sich meiner erbarmt, als ich mit schlotternden Knien vor dem Kanzler stand ‹, aber ich denke, sie nahmen ihn einfach nicht ernst genug, als daß sie ihn der Verbannung unterworfen hätten. Nach dieser Aktion säuberten sie den inneren und äußeren Rat systematisch. Zuletzt war es Weihnachten geworden, und zwei Dutzend Bürger waren der Stadt verwiesen. Die Geburt Christ im Jahre 1408 wurde in Landshut mit schreckgeweiteten Augen begangen.«
    »Der Herzog dachte danach, die Sache sei ausgestanden«, mutmaßte ich.
    Er nickte schwer; anstatt etwas zu sagen, hustete er plötzlich und klopfte sich mit der Hand auf die Brust.
    »Ich bekomme einen wunden Hals vom Reden«, sagte er und stand auf. Er streckte seine Beine, ging zur Tür

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