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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Speise Gesellschaft, anfangs ohne etwas zu sagen. Später schnitt er ein geschäftliches Thema an. Ich wußte, es war, um mich auf andere Gedanken zu bringen, doch dann steigerte er sich in das Problem hinein und schien zu vergessen, was am heutigen Morgen vorgefallen war. Wir diskutierten, bis die Küchenmägde in die Stube kamen und das Essen für die restlichen meiner Knechte und Mägde auftrugen. Es gab ein paar Fragen nach Egid und Kaspar, die sie befangen von meiner Gegenwart an den Verwalter richteten, doch ich beantwortete sie selbst und auf eine Weise, die keinen Verdacht aufkommen ließ, es könnte an ihrer Entsendung etwas merkwürdig sein. In einigen Gesichtern sah ich gar unterdrückten Neid auf die vermeintlich bevorzugte Behandlung, die den beiden angediehen war. Die Männer und Frauen rückten sich selbst unsicher um den Tisch herum zurecht. Es irritierte sie sichtlich, daß ich ebenfalls auf der Bank saß und der Verwalter auf dem einzigen Stuhl; als dem Hausherrn hätte dieser Platz mir gebührt, aber ich hatte mich noch niemals um solche Dinge geschert. Da ich jedoch kaum jemals in ihrer Gesellschaft aß, waren sie es nicht gewöhnt, daß ich die traditionelle Ordnung der Dinge mißachtete. Als die Sonne endgültig über die Hügelkette jenseits der Stadt geklommen war, zerstreute sich die Schar, um sich für den Kirchgang zu richten, und mir wurde bewußt, daß heute ein Feiertag war: Allerheiligen, der Tag des Totengedenkens. Wie passend, dachte ich bitter. Der letzte der Knechte verließ die Stube, und ich war wieder mit dem Verwalter allein.
    »Ich muß dafür sorgen, daß sich ein Totengräber der Leiche annimmt«, sagte ich. »Kennst du einen in der Stadt?«
    »Nein«, erwiderte er. »Und ich glaube nicht, daß Ihr es wünschen würdet, wenn ich mit einem Umgang pflegte.«
    Ich zuckte mit den Schultern, aber in diesem Fall hatte er recht; sich mit dem Totengräber abzugeben wurde für ebenso schandbar angesehen wie die Bekanntschaft mit dem Henker. Niemand, der etwas auf sich hielt, würde öffentlich zugeben, daß er den einen oder anderen persönlich kannte.
    »Und nun?« fragte ich ihn. »Ich kann sie doch nicht einfach so verscharren.«
    »Ein Priester …«, sagte er zögernd, aber ich winkte ungehalten ab, und er duckte sich. Es war lange her, daß Priester und Bischöfe zu meinen Freunden gezählt hatten.
    »Ein Apotheker in der Stadt gehörte vor längerer Zeit einmal zu unseren Geschäftspartnern«, sagte er nach einer Weile.
    »Tatsächlich?« fragte ich. »Das muß aber schon lange her sein.«
    »Etliche Jahre«, sagte er. »Es war ganz zu Anfang meiner Tätigkeit für Euch, als Ihr Euch noch nicht … noch nicht wieder um die Geschäfte gekümmert hattet. Sein Name ist Sebastian Löw; soweit ich mich erinnern kann, hat er einen Batzen Geld in eines Eurer Unternehmen gesteckt und ist mit einem schönen Gewinn davongekommen. «
    »Ich wundere mich, daß dir der Name noch geläufig ist«, sagte ich.
    Er lächelte kaum sichtbar.
    »Ich habe in unseren Papieren nachgesehen, während Ihr fort wart«, gab er zu. »Ich erinnerte mich an den Apotheker und dachte, daß er Euch vielleicht von Nutzen sein könnte.«
    Ich nickte überrascht; ich hatte ihm so viel Initiative gar nicht zugetraut.
    »Ich denke, er wird sich freuen, Euch einen Gefallen erweisen zu können.«
    »Das wohl nicht gerade. Aber er ist mir verpflichtet, damit hast du recht. Ich frage mich nur, was ein Apotheker für mich tun kann.«
    »Ein Mann seiner Profession kennt sicher wiederum jemanden, der sich …«, er machte eine verkrampfte Bewegung; es war ihm unangenehm, meinen vermeintlichen Schmerz so direkt ansprechen zu müssen, »… ohne großes Aufhebens der Verstorbenen annehmen kann.« Er schwieg, als er sah, wie ich mein Gesicht verzog.
    Ich hatte viel zuwenig nachgedacht, als ich in der Kirche sagte, ich könne mich des Leichnams annehmen, ohne Aufsehen zu erregen und ohne allzu viele Leute damit befassen zu müssen. Tatsächlich wurden es immer mehr, die mit der Toten in Berührung kamen. Einen schwatzhaften Apotheker mit hineinzuziehen schien mir in diesem Zusammenhang der Gipfel der Leichtsinnigkeit zu sein. Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich habe leider keinen anderen Einfall«, murmelte der Verwalter schüchtern.
    Ich öffnete den Mund, um zu sagen: Wir begraben sie einfach irgendwo im Wald oder versenken den Leichnam in der Isar, aber ich schloß ihn auf der Stelle wieder. Dazu ist es nun zu spät, mein

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